Magisches Glyndebourne

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Glyndebourne, das ist ein idyllisch gelegenes Herrenhaus mitten in den Sussex Downs, 80 Kilometer südlich von London – und darüber hinaus Austragungsort eines der nach Bayreuth und Salzburg international angesehensten Operfestivals.

Glyndebourne gibt es seit 1934. John Christie, ein exzentrischer, sehr wohlhabender Opernvisionär verfolgte mit der Gründung des Festivals ein hehres Ziel: mehr Oper von Weltrang für die Insel. Über die Jahrzehnte erspielte das Festival nicht nur die Anerkennung der Fachwelt sondern auch eine unverwechselbar britische Tradition: Damen im Abendkleid und Herren im dunklen Anzug bevölkern in der 90minütigen Programmpause picknickenden die Rasenflächen rund um das Festispielhaus.

“Jede einzelne Person, die ich getroffen habe, und auch die Landschaft um uns herum ist unglaublich magisch”, weiß die Deutsche Anett Fritsch, die in Händels Rinaldo dieses Jahr die Almirena gibt.

Und auch Sonia Prina, italienische Interpretin der männlichen Titelrolle Rinaldo, hat sofort den unverwechselbaren Charme des Festspielorts erkannt: “Nachdem ich hier ankam nahm man mich mit in das Produktionsbüro. Nach einer Weile entschied ich mich für einen kleinen Rundgang – und stieß auf eine Schafherde. Ich sagte: ‘Entschuldigen Sie, sind Sie sicher, dass ich hier richtig bin?’”

David Pickard, Generaldirektor des Opernfestivals, schätzt das ungewöhnliche Zusammenspiel von Setting und Musik als Standortvorteil:

“Es scheint mir hier eine sehr zivilisierte Art des Kunstkonsums zu sein. Es ist einfach zu denken, dass die Menschen nur wegen des Picknicks und des Champagners anreisen. Ich sage dann immer, dass es eine sehr kostspielige Gelegenheit für ein Picknick ist. Wer wollte denn genau hierher kommen, wenn es nicht diese wunderbare Arbeit auf der Bühne zu sehen gäbe?”

In diesem Jahr ist eine gezeigten Opern Händels Rinaldo. Der Dirigent Ottavio Dantone sieht die Arbeit und das Leben in Glyndebourne als Privileg:

“Es ist einer der wenigen Orte in der Welt, an dem man noch sieben Probenwochen hat, um eine Oper auf die Beine zu stellen. Im Übrigen habe ich mich entschieden im Haus selbst zu wohnen, denn bei den Parties hier trifft man andere Dirigenten, Sänger… viele interessante Leute… das war ein phantastisches Experiment, auch unter einem anthropologischen Gesichtspunkt.”

Die Altistin Sonia Prina wurde als Expertin nach Glyndebourne geholt. Ihr Spezialgebiet: die Hosenrolle: “Frei heraus: Ich liebe es ein Junge zu sein. Ich genieße die Heldenrolle, auch die fragilen Anteile daran. Aber wenn ich schon ein Mann sein muss, dann bitte auch ein richtiger Kerl. Anders gesagt: Ein Held zu sein ist toll, auch wenn er ohne Hoffnung ist, wie in der Arie Cara sposa. Aber ein Held als Teenager… das war richtig schwierig für mich.”

Der Ritter Rinaldo als träumerischer Teenager. Diese moderne Interpretation klassischer Stoffe ist mittlerweile typsisch für Glyndebourne. Fast 80 Jahre nach seiner Gründung bietet das Festival höchste internationale Musikstandards in einer Umgebung, die englischer nicht sein könnte.

In unserem Beitrag waren Ausschnitte aus Händels Oper Rinaldo zu hören:

‘Cara Sposa’ (Akt I, Szene 7)

‘Venti, turbini’ (Akt I, Szene 9)

‘Lascia ch’io pianga’ (Akt II, Szene 4)

‘Or la tromba’ (Akt III, Szene 9)

Für weitere Auszüge aus unseren Interviews auf Englisch und Italienisch klicken sie bitte hier:
http://www.euronews.net/2011/09/09/musica-bonus-glyndebourne/

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