Amsterdam will kein Kifferparadies mehr für Drogentouristen sein. Daher sollen ausländische Besucher keinen Zugang mehr zu Coffeeshops erhalten - was die Betreiber dieser Einrichtungen kritisieren.
"Diese Touristen wollen wir lieber nicht haben"
Sie gehören zu Amsterdam wie Grachten und Polderbaan: Die Coffeshops. Wer mindestens 18 Jahre alt ist, kann hier völlig legal Haschisch kaufen und konsumieren. Ein Angebot, das nicht nur Niederländer nutzen: massenhaft kommen Touristen zum Kiffen aus anderen Ländern, vor allem aus Deutschland, Großbritannien, Frankreich und Belgien.
Dem will die Stadt nun einen Riegel vorschieben: ausländische Touristen sollen keinen Zugang mehr zu Coffeeshops erhalten. Touristen, die nur kämen, um betrunken und stoned rumzulaufen, wolle man lieber nicht haben, so Bürgermeisterin Femke Halsema. "Die sogenannten Cannabis-Touristen sorgen für große Probleme in der Stadt, so die Grünenpolitikerin. Ein totales Drogen-Verbot will sie nicht. Ihr Plan ist es, die Auswüchse zu beenden. Darin wird sie unterstützt von Staatsanwaltschaft, Polizei und vielen Bürgern.
Hauptsächlich zum Kiffen nach Amsterdam
Fast zehn Millionen Touristen kamen 2019 - also vor Corona - in die Stadt mit ihren rund 700.000 Einwohnern. Viele von ihnen in erster Linie um zu saufen und zu kiffen. 57 Prozent der Besucher des Rotlichtviertels im Zentrum gaben bei einer Studie an, dass sie hauptsächlich wegen der Drogen kamen.
In den vergangenen 20 Jahren ging die Zahl der Coffeeshops in Amsterdam stark zurück von 283 auf jetzt 166. Das sind trotzdem noch immer etwa 30 Prozent aller Coffeeshops des Landes. Und mit Billigfliegern und Massentourismus nahm auch die Nachfrage nach Cannabis zu - um bis zu 200 Prozent, wie die Stadt mitteilt.
Polizei beobachtet mehr Kriminalität
Die Polizei beobachtet auch eine Zunahme der Kriminalität rund um Drogen und Geldwäsche. Denn noch gilt ein Paradox: Während der Verkauf von Haschisch legal ist, sind Anbau und Großhandel verboten. Coffeeshops müssen sich also ihre Ware quasi über die Hintertür illegal besorgen. Die Regierung in Den Haag will das nun ändern und steht kurz vor einem Modellversuch mit staatlich kontrolliertem Anbau durch ausgewählte Produzenten.
Um 1970 hatte in Amsterdam der erste Coffeeshop geöffnet. Wenig später folgte das sogenannte Duldungs-Gesetz. Danach darf man im ganzen Land sogenannte weiche Drogen für den persönlichen Gebrauch kaufen und auch konsumieren. Auch jetzt während des Lockdowns sind die Coffeeshops geöffnet, allerdings müssen die Kunden die Waren mitnehmen.
Vor gut zehn Jahren hatte sich Amsterdam erfolgreich gegen ein neues Gesetz gewehrt, nachdem nur Einwohner des Landes in den Coffeeshops Drogen kaufen dürfen. Die Angst, dass dann der illegale Straßenhandel wieder zunehmen werde, war groß. Seitdem gilt in Amsterdam eine Ausnahmeregelung. Touristen dürfen also noch Joints kaufen. Dafür musste die Stadt jedoch die Zahl der Verkaufsstellen stark reduzieren.