Eine vom verstorbenen Wagner-Söldnerchef Jewgeni Prigoschin gegründete Gruppe steckt offenbar hinter den Fake News, die Ukraine setze Waisenkinder zum Minenräumen ein.
WERBUNG
In den sozialen Medien kursieren Desinformationen, in denen die ukrainische Regierung fälschlicherweise beschuldigt wird, gefährdete Gruppen - wie Waisenkinder, Menschen mit Behinderungen und ältere Zivilisten - bei der Räumung gefährlicher Landminen einzusetzen.
Besonders schockierend ist, dass diese Fake News dem renommierten investigativen Medienunternehmen Bellingcat und seinem Journalisten Galen Reich zugeschrieben werden.
Fake Video ging viral
Das Internet-Video zu den Waisenkindern beim Minenräumen wurde nach Schätzungen von EuroVerify allein auf X über 10 Millionen Mal angesehen.
Darin wird behauptet, Bellingcat habe die angeblichen "Enthüllungen" anhand von Satellitenbildern bestätigt, die ukrainische Zivilisten in verminten Gebieten zeigen. Das Video enthält auch einen Screenshot eines Bellingcat-Artikels, der angeblich daüber berichtet.
Der fragliche Artikel existiert tatsächlich, erzählt aber die Geschichte von Mitarbeitern des Halo Trust, einer NGO, die Landminen und andere Sprengkörper in Konfliktgebieten räumt.
Auf Anfrage von Euroverify erklärte Bellingcat, dass "dies nicht auf der Arbeit von Bellingcat oder Galen Reich basiert".
In dem gefälschten Video wird auch behauptet, Reich habe die Direktorin von Age Concern Ukraine - einer Nichtregierungsorganisation, die hilfsbedürftige ältere Menschen in der Ukraine unterstützt - Galyna Poljakowa (auch: Polyakova) interviewt. Sie beschuldigt angeblich die ukrainische Regierung, hilfsbedürftige Menschen aus Krankenstationen in Landminen-Gebiete zu bringen.
Poljakowa sagte Euronews, das Video sei eine "Lüge", und sie habe "niemals einem Bellingcat-Journalisten ein Interview gegeben".
Prigoschin-Gruppe steckt offenbar hinter dem Video
Das Video trägt die verräterischen Zeichen russischer Propaganda und wurde von bekannten Desinformationsakteuren verbreitet.
Das Video trägt das Logo der sogenannten Stiftung im Kampf gegen Ungerechtigkeit (R-FBI), einer Gruppe, die 2021 vom russischen Söldnerchef Jewgeni Prigoschin gegründet wurde. Der Putin-Vertraute Prigoschin kam 2023 bei einem Flugzeugabsturz ums Leben kam, zwei Monate nachdem er eine gescheiterte Meuterei gegen die russische Militärführung angeführt hatte.
R-FBI - gegen das die Europäischen Union Sanktionen verhängt hat - wurde gegründet, um so genannte Menschenrechtsverletzungen und Ungerechtigkeiten zu dokumentieren, die angeblich vom Westen begangen wurden. Sie aber auch an mehreren gezielten Fake-News-Kampagnen gegen die Ukraine und den Westen beteiligt.
Seit dem Tod von Prigoschin wird R-FBI von Oksana Vovk geleitet, die jetzt unter dem Namen Mira Terada auftritt und zuvor in den USA wegen Geldwäsche inhaftiert war.
Die Gruppe verstärkt auch die Aktivitäten von Storm-1516, einer äußerst erfolgreichen pro-russischen Desinformationskampagne, die die Ukraine diskreditiert und darauf abzielt, die Stabilität und Demokratie in Europa und im Westen zu untergraben.
Zu den weiteren von R-FBI orchestrierten Kampagnen gehören unbegründete Behauptungen, die deutsche Regierung plane die Legalisierung von Pädophilie.
Es ist bekannt, dass die ehemalige Prigoschin-Gruppe so genannte "Influencer" rekrutiert hat, die ihre Falschmeldungen verbreiten.