"Brexit" weniger wahrscheinlich: Erleichterungsrally an den Finanzmärkten

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Das “Brexit”-Referendum bleibt spannend wie ein Elfmeterschießen.

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Das “Brexit”-Referendum bleibt spannend wie ein Elfmeterschießen. Vier Tage vor der Volksabstimmung in Großbritannien über einen Austritt oder einen Verbleib in der Europäischen Union (EU) überwiegt bei Anlegern die Zuversicht. Buchmacher taxierten die Wahrscheinlichkeit eines Verbleibs Großbritanniens in der EU dem Wettanbieter “Betfair” zufolge auf 75 Prozent, rund zehn Prozentpunkte mehr als am Freitag. In Großbritannien ging der Wahlkampf weiter, nachdem er Ende der vergangenen Woche wegen des Mordes an der Labour-Abgeordneten und EU-Befürworterin Jo Cox kurzzeitig ausgesetzt worden war.

Die Börsen atmeten auf. Der Dax kletterte um 3,45 Prozent, der EuroStoxx50 legte um gut 3,14 Prozent zu. Der britische Leitindex “Footsie” gewann 3,22 Prozent.

Besonders gefragt an den europäischen Aktienmärkten waren Bankenwerte. Unter den zehn größten Gewinnern im EuroStoxx50 waren sieben Finanzwerte. Deutsche Bank legten mehr als sechs Prozent zu, UniCredit, BNP Paribas, Intesa Sanpaolo und ING gewannen bis zu fünf Prozent. Der europäische Bankenindex stieg um bis zu 4,8 Prozent.

Jeremy Stretch, Devisenexperte, CIBC, London:

“Die Märkte machen gerade eine kleine Erleichterungsrally durch. Sie starten die Woche mit der Annahme, dass vielleicht, wie beim schottischen Referendum im September ’14, das Lager für eine Änderung mit soliden Umfrage-Mehrheiten in die Abstimmung geht, die aber zerbröselt, je näher der Termin kommt.”

Europe's stock markets rise and fall with the odds on a #UKreferendum#Remain vote – Reuters</a> <a href="https://twitter.com/hashtag/Brexit?src=hash">#Brexit</a> <a href="https://twitter.com/hashtag/EUref?src=hash">#EUref</a> <a href="https://twitter.com/hashtag/oil?src=hash">#oil</a> <a href="https://t.co/5gLUIsUiGx">pic.twitter.com/5gLUIsUiGx</a></p>&mdash; Christopher Johnson (chris1reuters) 20 juin 2016

Auch am Devisenmarkt war die Entspannung deutlich zu spüren. Der Euro verteuerte sich zeitweise um einen Cent auf 1,1382 Dollar. Das Pfund Sterling, in den vergangenen Wochen stark unter Druck, legte noch stärker zu, um drei Cent auf 1,4671 Dollar. Es war der größte Kurssprung seit fast eineinhalb Jahren.

Die gestiegene Risikofreude der Anleger machte sich auch an den Rohstoff- und Anleihemärkten bemerkbar. Der Preis für ein Barrel Nordsee-Öl Brent knackte wieder die 50-Dollar-Marke und auch das wichtige Industriemetall Kupfer legte deutlich zu. Gold verbilligte sich dagegen um über ein Prozent auf 1282 Dollar je Feinunze. Auch Bundesanleihen, die Investoren in schwierigen Zeiten gerne in ihre Depots legen, weil sie als eine der sichersten Anlagemöglichkeiten gelten, waren nicht mehr so stark gefragt. Das trieb die Renditen der richtungsweisenden zehnjährigen Bundesanleihen wieder in deutlich positives Terrain. Sie rentierten bei 0,05 Prozent, nachdem sie vergangene Woche zum ersten Mal in der Geschichte der Bundesrepublik ins Minus gerutscht waren.

“Offensichtlich verfestigen sich die Wetten auf einen Verbleib der Briten in der EU”, schrieb Investmentanalyst Clemens Bundschuh von der LBBW in einem Kurzkommentar. “Das ist eine Erleichterungs-Rally”, sagte auch Marktstratege Heino Ruland vom Brokerhaus ICF, Frankfurt. “Die Finanzmärkte hängen mittlerweile ausschließlich an den Brexit-Umfragen.”

su mit dpa

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