Die Villa des Chefpropagandisten der Nazis steht leer. Das Land Berlin will das Gebäude unbedingt loswerden, im Notfall sogar verschenken. Eine Idee könnte auch ein Bildungszentrum zur Aufklärung von Propaganda sein.
WERBUNGIn Brandenburg, nördlich von Berlin, liegt ein verlassenes Gebäude mit einer dunklen Vergangenheit: Die Villa von Joseph Goebbels, dem Chef-Propagandisten der Nazis. Das Gebäude steht leer und das Land Berlin will es unbedingt loswerden, notfalls sogar verschenken.
Die European Jewish Association zeigt sich interessiert: Sie möchte das Gebäude in ein Bildungszentrum umwandeln, um sich mit der Frage zu beschäftigen, wie die Nazi-Propaganda zum Holocaust geführt hat.
Aber sie will sich auch auf aktuelle Propaganda konzentrieren. Der Rabbi Menachem Margolin, Vorsitzender der European Jewish Association sagte in einem Interview mit Euronews:
"Wenn wir uns jetzt nicht entscheidend mit der Frage der Anstiftung, des Hasses und des Antisemitismus auseinandersetzen, werden wir uns wieder in einer Situation wiederfinden, in der Regierungen - nicht nur in Deutschland, sondern auch in anderen Ländern in Europa - Regierungen werden demokratisch gewählt werden, offiziell, und die Leute, die gewählt werden, werden Leute sein, die Juden hassen, die Menschen hassen, die anders sind als sie."
Bisher ist der Zustand des Gebäudes so marode, dass Menschen nicht hineingehen können. Um das zu renovieren und in ein Bildungszentrum umzuwandeln, braucht es Geld. Die European Jewish Association sagt, sie würde einen Teil der Finanzierung übernhemen, aber sie möchte, dass sich die Regierung beteiligt.
Das Finanzamt Berlin sagte gegenüber Euronews, das Projekt der European Jewish Association sei interessant , aber die Frage der Finanzierung müsse dennoch gelöst werden.
Propaganda verstehen sei besonders wichtig in den heutigen Zeiten
Fest steht, die Villa soll nicht in Hände von Rechtsextremisten fallen, um jegliche Verherrlichung des Nationalsozialismus zu verhindern.
Nur zehn Autominuten von der Villa entfernt rufen Wahlplakate der rechten Alternative für Deutschland zu Abschiebungen auf. Die Partei hat erst am Wochenende ihren größten Erfolg erzielt - sie hat die Landtagswahl in Thüringen gewonnen. Auch in Brandenburg finden in wenigen Wochen Landtagswahlen statt.
Daniel, Eliasson, ein Grünen-Politiker aus Berlin findet es wichtig, dass Menschen im heutigen politischen Kontext verstehen sollen, wie Propaganda funktioniert. Er gehört selbst der jüdischen Gemeinde an. Gegenüber Euronews sagt er:
"Wir beobachten weltweit eine Zunahme antidemokratischer Bewegungen, und sie nutzen diese Art von Propaganda, um stärker zu werden, um ihre Ideen in den Mainstream zu bringen und deshalb ist es sehr wichtig zu lernen, wie Propaganda damals funktioniert hat, damit man verstehen kann, wie sie heute funktioniert."
Nach Angaben der Stadt Berlin gibt es auch andere ernstzunehmende Angebote für das Gebäude.