Christophe Rousset ist ein "Archäologe der Musik"

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Von Euronews
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Saint Germain des Prés ist eines der typischsten Viertel von Paris. Dort lebt Christophe Rousset, der renommierte französische Cembalist, Dirigent und Experte für die Barockzeit; er ist außerdem ein “Archäologe der Musik”!

“Ich liebe an meiner Arbeit ganz besonders, die Klänge und das Repertoire aus dem 17. und 18. Jahrhundert neu zu entdecken. Zu meiner größten Freude gehört es, Werke wieder zum Leben zu erwecken, die seit Jahrhunderten nicht mehr gespielt wurden”, erklärt Christophe Rousset. “Dank der Magie der Musik und ihrer Interpreten bekommen sie ein neues Leben. Das ist ein unglaubliches Gefühl, vergleichbar nur mit dem eines Archäologen, der auf einer griechischen Vase die Geschichte eines Mythos entdeckt.”

Vor Kurzem hat Christophe Rousset den 20. Jahrestag seines erfolgreichen Barockorchesters “Les Talens Lyriques” gefeiert. Sein Repertoire umfasst Stücke wie die lang vergessene lyrische Tragödie “Bellérophon” von Jean-Baptiste Lully sowie bekanntere Barock-“Hits” wie die lyrische Komödie “Platée” von Jean-Philippe Rameau. Christophe Rousset erläutert: “Was an der heutigen Zeit so wundervoll ist, ist die einfache Verbreitung von Informationen und von Kultur. Als Musiker und ganz allgemein als Künstler ist das für mich eine Möglichkeit, die Schönheit – die so wichtig für mich ist – zu vermitteln.

“Es ist die Kunst, die unser menschliches Wesen bestimmt. Und es ist die Welt der Musen, von allen Musen, die uns von den Tieren unterscheidet”, meint Christophe Rousset: “Ein Interpret ist vor allem jemand, der Kunst erlebt, aber er ist auch ein Schöpfer in dem Sinn, dass er Kunst sicht- und fühlbar macht, ihr gerecht wird. Diese Art der kollektiven Emotion kann nur während eines Konzerts erlebt werden. Und sie ist viel mehr als purer Genuss: Wir genießen, aber wir werden auch in eine andere Welt transportiert, sie bereichert und erhebt uns gleichermaßen und am Ende fragt man sich: “Was wäre, wenn ich selbst ein Künstler wäre?”

Der Künstler resümiert: “Leider sind die Aussichten für das 21. Jahrhundert eher düster. Aber gerade in schlechten Zeiten kann die Kunst ein Trost sein. Kunst kann Erlösung bringen. Das ist etwas, an das ich fest glaube. Deshalb denke ich nicht, dass es gegenwärtig eine schwierige Zeit für die Kunst ist. Im Gegenteil, die Kunst wird gedeihen, wir brauchen sie, wir haben sie vor allem als Trostmittel nötig.”

In dieser Sendung können Sie Ausschnitte der folgenden Werke hören: “Bellérophon” von Jean-Baptiste Lully und “Platée” von Jean-Philippe Rameau.

Mehr Ausschnitte aus unserem Interview mit dem französischen Cembalisten und Dirigenten Christophe Rousset (in französischer Sprache) können Sie sehen, wenn Sie hier klicken:
http://fr.euronews.com/2012/03/05/extraits-de-linterview-de-christophe-rousset

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