Rasur, Gewehre und Brennnesseln: Traditionen der Udinen

Rasur, Gewehre und Brennnesseln: Traditionen der Udinen
Von Euronews
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Im aserbaidschanischen Dorf Nij wohnen Nachfahren des kaukasischen Albaner. Die Udinen zählen zu den ältesten Völkern des Kaukasus. Sie haben ihre Traditionen und Sprache behalten.

Das udische Volk wurde erstmals von Herodot im 5. Jahrhundert vor Christus erwähnt. Derzeit gibt es weltweit nur noch einige Tausend Udinen. Etwa 4.000 von ihnen leben in Nij. Das Dorf liegt nicht weit von der Hauptstadt des früheren Königreichs kaukasisches Albanien entfernt. Einheimische glauben, das Land habe den Udinen schon immer gehört.

Staatsreligion im Kaukasischen Albanien war lange das Christentum. An ihm haben die Udinen in Nij selbst zu Sowjetzeiten festgehalten, als es für Betende noch keinen Platz gab.

Die Kirche wurde 2007 restauriert. Der zukünftige Priester studiert noch in einer Theologischen Hochschule im Ausland.

Zahreiche christliche Symbole begleiten den Alltag der Udinen. Die Kostüme traditioneller Musiker sehen aus wie bereits Jahrhunderte zuvor. Auch sie sind mit religiösen Symbolen bestickt.

Ein traditionelles udisches Gericht ist der Afar. Nur wenn der Teig gesegnet ist, kann eines der beliebtesten udischen Gerichte zubereitet werden. Wichtigste Zutat sind Brennnesseln. Diese sind reich an Vitamin C. Früher gaben sie nach den langen, harten Wintern selbst den Ärmsten und Schwächsten neue Energie.

Ein Buch mit 100 seltenen udischen Rezepten soll bald veröffentlich werden. Rita Danakiri kennt viele von ihnen: “Meine Mutter hat mir das Kochen beigebracht. Und sie wiederum hat es von meiner Großmutter erlernt. Ich gebe mein Wissen an meine Tochter weiter. Afar ist kein einfaches Gericht. Das gab es schon immer, seitdem wir Udinen existieren. Es wird immer zu unserem Leben dazugehören.”

Die Udinen sprechen Aserbaidschanisch. Meistens reden sie jedoch in ihrer eigenen seltenen Sprache. Das alte Alphabet wurde durch lateinische Buchstaben ersetzt – eine Erleichterung für udische Schulkinder.
Jedes Jahr kommen neue Lehrbücher heraus. Die Autorin, eine Lehrerin, arbeitet derzeit an einem Udisch-Englisch und Udisch-Aserbaidschanisch Wörterbuch im Internet.

Udische Hochzeiten haben eine lange Tradition. Die alten Regeln werden wortwörtlich befolgt. Junge Menschen gehen der Braut zur Hand.Brot, das über dem Kopf der zukünftigen Ehefrau gebrochen wird, hat seine Wurzeln in der Bibel. Nach udischer Tradition weist er der Braut jedoch auch ihren zukünftigen Platz zu: Am Herd.

Während dessen muss der Bräutigam Haare lassen. Die Gäste zahlen den Barbier. Nach Auffassung der Uden wird der Bräutigam so zum Mann.

Udische Hochzeiten kennen ein weiteres Ritual: Es stammt aus einer Zeit, als Menschen jagen mussten, um ihre Familien zu ernähren. Die Gäste schießen auf ein Ziel – hier ist es eine fast unsichtbare Zwiebel, die an einem Baum hängt. Derjenige, der trifft, darf das Gewehr an den Bräutigam weiterreichen.

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