Der Putschversuch vor einem Jahr hat die Beziehungen zwischen Brüssel und Ankara belastet.
Der Putschversuch vor einem Jahr hat die Beziehungen zwischen Brüssel und Ankara belastet.
Und diese könnten sich weiter verschlechtern, meint Seda Gurkan, Politikwissenschaftlerin an der Freien Universität in Brüssel.
Im Interview mit Euronews sagt sie, daß in der Türkei bis heute massive Kritik an der EU geübt werde.
Der Grund: Weite Teile der Gesellschaft vermissen in Europa Solidarität mit der Türkei.
Die EU habe den Putschversuch sehr spät verurteilt und mit eher schwachen Worten.
Zudem hätten europäische Politiker die Türkei erst nach fast sechs Wochen nach den Ereignissen besucht.
Im Europäischen Parlament indes gibt es Forderungen nach einem sofortigen Ende der Beitrittsverhandlungen, sollte die türkische Verfassungsänderung wie geplant stattfinden.
Das sei ein klares Warnsignal, daß sich die offiziellen Beziehungen in den kommenden Jahren weiter verschlechtern könnten, so Seda Gurkan.
Zudem könnten einzelne EU-Mitgliedsstaaten und die öffentliche Meinung zusätzlichen Druck auf die Beitrittsgespräche ausüben – und nicht nur auf diese Verhandlungen, sondern auf die gesamte Bandbreite der Zusammenarbeit.
Die Modernisierung der Zollunion oder die geplante Visafreiheit könnten strikten Bedingungen unterworfen werden.
Das könnte zu einer Abwendung Europas von der Türkei führen und das Land weiter destabilisieren.
Andererseits, so Seda Gurkan, ist eine politisch und wirtschaftlich stabile Türkei ganz im europäischen Interesse.