Premiere: Ryanair spricht mit Gewerkschaften

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Mit dem Schritt will der irische Billigflieger einen Streik von Piloten in Italien verhindern - ob das reicht, um Streiks abzuwenden, ist unklar

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Der irische Billigflieger Ryanair lenkt im Streit mit den Piloten ein und lässt Gewerkschaften zu – eine Premiere in der 32-jährigen Firmengeschichte.

Mit dem Schritt will das Unternehmen einen Streik von Piloten in Italien verhindern - ob das reicht, um Streiks abzuwenden, ist unklar. “Die Anerkennung der Gewerkschaften wird eine signifikante Veränderung für Ryanair sein, aber wir haben uns in der Vergangenheit auch schon radikal geändert”, sagte Chef Michael O‘Leary. Er hatte es stets abgelehnt, Gewerkschaften als Vertreter seiner Beschäftigten anzuerkennen. In der 30-jährigen Unternehmensgeschichte gab es bislang keinen einzigen Streik.

Personalchef Edward Wilson sagte, Ryanair habe in der Vergangenheit einen Aufschlag bezahlt, um die Gewerkschaften fernzuhalten. Auf die Frage, ob nun der Streik abgesagt werde, sagte er, es sei um die Anerkennung der Gewerkschaften gegangen, und diese werde nun eingeräumt. Er gehe nicht davon aus, dass die Kosten nun stiegen.

DIE VORGESCHICHTE

Im September musste Ryanair den Ausfall Tausender Flüge bis März bekanntgeben – offiziell wegen Fehlern bei der Planung der Jahresurlaube der Piloten. Tatsächlich aber hatten viele das Unternehmen wegen ihrer Arbeitsbedingungen verlassen. Das hatten in mehreren Ländern Pilotengewerkschaften auf den Plan gerufen. Erst wollten nun Ryanair-Piloten in Italien streiken, dann die Kollegen in Irland und in Portugal. Auch in Deutschland hatte die Gewerkschaft "Vereinigung Cockpit" zu Arbeitsniederlegungen aufgerufen. Zunächst hatte Ryanair den Piloten  mehr Geld angeboten und bessere Arbeitsbedingungen zugesagt.

Die Beschäftigten wollen einen unternehmensweiten Tarifvertrag, der in allen Ländern gilt. Dafür muss die Airline zunächst die Gewerkschaften anerkennen und in Verhandlungen eintreten.

Gestreikt wird bei Ryanair an diesem Freitag trotzdem – von den Flugassistenten, so der Generalsekretär der Transportvereinigung Fit-Cisl, Nico Piras (Nachrichtenagentur „Ansa“). Die Verhandlungsbereitschaft Ryanairs betreffe bisher nur Piloten. Piras: "Ich hoffe, dass Ryanair die Richtung ändert und sich allen Mitarbeitern zuwendet."

Ryanairs Verhandlungsbereitschaft ist eine deutliche Kehrtwende, wohl eine Reaktion auf die Drohung von Piloten in mehreren Ländern, noch vor Weihnachten ihre Arbeit niederzulegen. Streiks in der Hauptreisezeit im Winter sind ein Horror für jede Fluggesellschaft. Noch am Mittwoch dieser Woche hatte sich das Management nach der Streikdrohung hart gezeigt. Man werde nicht mit Gewerkschaften verhandeln, egal was diese auch planen würden.

su mit Reuters

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