Hilfe zur Selbsthilfe: russische Landwirte trotzen dem Ziegenkäsemangel im Land durch das EU-Lebensmittelembargo mit Eigeninitiative. Sie importierten Ziegen aus Frankreich und produzieren jetzt auf eigene Faust. Mit Erfolg.
Russische Feinschmecker leiden besonders unter den westlichen Sanktionen, die wegen des Ukrainekonflikts gegen Russland verhängt wurden. Also packten findige Landwirte zumindest das Käse-Problem bei den Hörnern und begannen in einem ersten Schritt Ende 2016 mit dem Import von 1000 Ziegen nach Sibirien.
Nach einer Akklimatisierungsphase in geheizten Ställen kam ein halbes Jahr später der erste Nachwuchs zur Welt. Die Käseproduktion mit Ziegenmilch vom Hof nahm ihren ungewohnten Lauf.
Den technischen Ablauf der Produktion von Weichkäse studierten Experten der federführenden russischen Agrarfirma in europäischen Ländern mit einer ausgeprägteren Käse-Kultur.
Ilja Bondarjew, Geschäftsführer der Firma UGMK-Agro, sagte: "Als viele ausländische Produkte aus den Ladenregalen verschwanden und ersetzt werden mussten haben wir versucht, aus der Not eine Tugend zu machen, und unseren eigenen Käse zu produzieren und verkaufen."
Die pflegeleichten Ziegen werden mit hofeigenen Produkten gefüttert. Die Einstandsinvestion von rund einer Million Euro für 1000 Tiere macht sich inzwischen bezahlt. Der Bestand ist auf 1800 Tiere angewachsen und die ganze Bandbreite der Milchprodukte werden in der Region um die viertgrößte russische Stadt Jekaterinburg trotz hoher Preise gut nachgefragt. Die Produzenten sind überzeugt, dass sich russischer Ziegenkäse inzwischen auch gegen Konkurrenz aus Frankreich behaupten könnte.