Europa modernisiert sein Flugverkehrsmanagement

Mit Unterstützung von The European Commission
Europa modernisiert sein Flugverkehrsmanagement
Von Claudio Rosmino
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Das europäische SESAR-Projekt will dabei helfen, einen einheitlichen Flugraum in Europa zu schaffen.

Der Flugverkehr in Europa boomt. Für immer mehr Flüge wird der Platz am Himmel immer enger. Wie bewältigt man die steigende Belastung des Flugraums? Neben Umweltbelastungen spielen Sicherheits- und Serviceaspekte eine Rolle. In Europa hat die Modernisierung des Flugverkehrsmanagements mit dem europäischen SESAR-Projekt (Single European Sky ATM Research) bereits begonnen. Es soll dabei helfen, einen einheitlichen europäischen Luftraums im Rahmen der Single-European-Sky-Initiative der Europäischen Kommission zu schaffen.

Euronews-Reporter Claudio Rosmino: "Die Zahl der europäischen Flüge nimmt ständig zu, in den nächsten zehn Jahren wird der Luftverkehr um 50 Prozent steigen. Wie bewältigt man diese steigende Belasutung des Flugraums und gewährleistet Sicherheit und Komfort der Passagiere? Die Revolution im Flugverkehrsmanagement hat bereits begonnen."

Technologischer Wandel ist im Gange

Die Instrumente und Strategien des Flugverkehrsmanagements (ATM) in Europa müssen verbessert werden, da die derzeitigen Einrichtungen und Verfahren für das bevorstehende Szenario ungeeignet sind. Ein großer technologischer Wandel ist im Gange. Die bisherigen Modelle werden sich grundlegend verändern. Mit den Innovationen des europäischen Forschungsprojekts SESAR (Single European Sky Air Traffic Management Research Programme) wird beispielsweise eine neue Art der Flugverwaltung zwischen verschiedenen Luftsektoren geschaffen, inklusive digitaler Kontrolltürme, die den Flugverkehr aus der Ferne steuern können.

Simulationtests in Ungarn

Das wird gerade in der ungarischen Kontrollzentrale in der Nähe des Budapester Flughafens getestet. Der weltweit erste fernüberwachte Flughafen ist in Schweden mit dem Örnsköldsvik Airport bereits seit April 2015 in Betrieb. Betreut wird er von den rund 160 Kilometer entfernten Flugsicherungsanlagen (Remote Tower Center, RTC) in Sundsvall. Ähnliche RTC, die von der SESAR-Forschung inspiriert sind, sind an den Flughäfen wie Budapest oder London City geplant.

Csaba Gergely, leitender ATM-Berater, HungaroControl: "Wir digitalisieren die direkte visuelle Beobachtung der Flugsteuerung und können durch die Kameras besser den Zielen folgen, die überwacht werden müssen. Feste und mobile Kameras können die Bewegungen der Flugzeuge und Bodenfahrzeuge automatisch verfolgen."

In diesem Simulationszentrum werden neue Konzepte des Flugverkehrs-Managements getestet. Heute ist der Luftraum in verschiedene Sektoren unterteilt, jeder Fluglotse überwacht einen Teil des Himmels, den viele Flugzeuge durchqueren. In Zukunft sollen Fluglotsen einige Flugzeuge während ihres gesamten Fluges überwachen, damit die Piloten nicht durch verschiedene Flugsicherungen wie zum Beispiel beim Überschreiten einer Staatsgrenze eingeschränkt werden:

"Mit der hier laufenden Simulation wollen wir einen völlig neuen Weg finden, wie man angesichts des steigenden Verkehrsaufkommens das Flugverkehrsmanagement verbessern kann, anstatt den Himmel in immer mehr und immer kleinere Überwachungssektoren* aufzuteilen. Auf die neue Art und Weise können alle Fluglotsen in einem riesigen gemeinsamen Luftraum arbeiten, in unserem Fall ist das der ungarische Luftraum", sagt Olivia Nunez, Flugverkehrsmanagement-Spezialistin, SESAR-Projekt, *denn bei einer steigenden Anzahl von Flügen muss man den von den Fluglotsen überwachten Luftraum reduzieren, um die Lotsen nicht zu überlasten.

Vorteile für die Fluglotsen

Spezialisten untersuchen die Auswirkungen der neuen Methode auf die Fluglotsen:

"Aus meiner Sicht ist einer der größten Vorteile dieses Konzepts, dass unsere Arbeit nicht mit einer zu großen Anzahl von Flügen überfrachtet wird und wir nicht auf ein Niveau abfallen, bei dem man sich nicht mehr konzentrieren kann", meint der Fluglotse Peter Szabo von HungaroControl.

Weniger CO2-Emissionen, weniger Kosten, mehr Service

Das SESAR-Programm hat direkte Auswirkungen auf die Luftverkehrsbranche und die Umwelt, unter anderem niedrigere Verwaltungskosten und bis zur 10 Prozent weniger CO2-Emissionen. Vorteile für Passagiere: weniger Verspätungen und verpasste Verbindungen. In den Sommermonaten mit viel Flugverkehr sind bis zu zehn Prozent der Flüge in Europa aufgrund der Flugsicherung verspätet.

Vorteile für die Passagiere

Neben weniger Umweltbelastungen und finanziellen Einsparmöglichkeiten bieten die neuen Technologien auch mehr Sicherheit und Vorteile für Passagiere:

"Fliegen wird sicherer, weil Fluglotsen mehr Details und genauere visuelle Informationen erhalten. Dank dieser Technologien können kleinere Flughäfen dem europäischen Flughafennetz beitreten. Passagiere profitieren von einer größeren Mobilität, da es mehr Flugverbindungen geben wird."

In ganz Europa nimmt der Modernisierungsprozess allmählich Fahrt auf. Die vollständige Implementierung der neuen Technologien soll 2024 abgeschlossen sein.

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