Die EU hilft KMU bei öffentlichen Ausschreibungen zu bestehen

Mit Unterstützung von The European Commission
Die EU hilft KMU bei öffentlichen Ausschreibungen zu bestehen
Von Paul HackettSabine Sans
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Wie kommen kleine Unternehmen an öffentliche Aufträge? Was sind ihre Chancen, ihre Herausforderungen? Business Planet fand Antworten auf diese Fragen in Dänemark.

Business Planet kommt dieses Mal aus Dänemark: Dort ging es um die Chancen, die kleine Unternehmen bei Ausschreibungen haben und welche Herausforderungen sie meistern müssen.

Jedes Jahr geben Regierungen und Behörden in Europa rund 2 Billionen Euro pro Jahr - oder 14 Prozent des EU-BIP - für Bauarbeiten, Waren und Dienstleistungen aus. In vielen Bereichen wie Energie, Verkehr, Abfallwirtschaft, Sozialschutz und Gesundheits- oder Bildungsdienstleistungen sind die Behörden die Hauptauftraggeber. Viele kleine Unternehmen scheuen den aufwendigen Ausschreibungsprozess. Aber Unternehmern, die sich dem Wettbewerb stellen, winken lukrative  Geschäftsmöglichkeiten.

Kampf gegen den Klimawandel

Dänische Städte bauen für die Zukunft. Um sich an den Klimawandel anzupassen, installiert die im Großraum Kopenhagen gelegene Gemeinde Frederiksberg ein unterirdisches System, um Regenwasser zu sammeln und zu speichern. Bei starken Regenfällen wird das Wasser aus der Kanalisation abgeleitet. Das reduziert das Hochwasserrisiko. Während in trockenen Perioden mit dem gespeicherten Wasser Bäume und Parks bewässert werden. Das trägt dazu bei, die Betriebs- und Wartungskosten und vor allem das CO2 zu senken.

In Zusammenarbeit mit einem Architekten und einem anderen KMU erhielt Nyrup Plast den Zuschlag für einen Teil der System-Ausschreibung. Die kleine Firma beteiligte sich erstmals an einer öffentlichen Ausschreibung. Für Inhaber Rasmus Mørkenborg war die Bürokratie anfangs eine Herausforderung:

"Es war ziemlich kompliziert, das Ausschreibungsverfahren zu verstehen. Letztendlich sind wir damit zurechtgekommen. Mir hat wirklich geholfen, mich in einem Konsortium von drei Partnern zu bewerben."

Und die Mühe hat sich gelohnt: Seit der Auftragsvergabe hat Nyrup Plast seinen Umsatz deutlich gesteigert.

"Dadurch entstanden Arbeitsplätze in unserem Unternehmen und auch bei einigen unserer Subunternehmer. Zwei oder drei Arbeitsplätze und der Umsatz im vergangenen Jahr ist um zweieinhalb Millionen Dänische Kronen gestiegen und dieses Jahr erwarten wir das gleiche", erklärt  Mørkenborg.

Auszeichnung der besten Vergabepraktiken

Das Projekt und die Arbeit in Frederiksberg sind auf europäischer Ebene nicht unbemerkt geblieben. Die Gemeinde erhielt den diesjährigen Procura+ Awards in der Kategorie innovatives Beschaffungswesen (Innovation Procurement of the Year).

In Zusammenarbeit mit zwei getrennten Konsortien entwickelte Frederiksberg Lösungen, die noch nicht auf dem Markt waren. Darüber hinaus wurde - im Rahmen des Vertrages - eine Weiterentwicklung eingebaut, um ihn so effektiv und kostengünstig wie möglich zu halten.

Business Planet sprach mit Jan Jorgensen, dem Vorsitzenden des Umweltausschusses der Stadt.

Paul Hackett, Business Planet: "Jan, Sie spielen in Frederiksberg eine Schlüsselrolle bei der Vergabe öffentlicher Aufträge. Gewinnt immer der Niedrigstbietende?"

Jan Jorgensen: "Kurz gesagt nein, wir schauen auch auf Punkte wie Qualität und Innovation. Wir geben das Geld unserer Steuerzahler aus, das ist auch ein Aspekt, wir müssen das Geld verantwortungsbewusst ausgeben."

Die Europäische Kommission will die Beschaffungspraktiken in ganz Europa verbessern.

Man will KMU dabei unterstützen, öffentliche Aufträge zu erhalten. Deshalb hat die Europäische Kommission Instrumente geschaffen, um lokale Behörden zu ermutigen, ihre Praktiken bei Ausschreibungen zu verbessern und bei Unternehmen innovative Lösungen nachzufragen.

Jan Jørgensen ist Vorsitzender des Umweltausschusses der Gemeinde Frederiksberg und spielt eine Schlüsselrolle bei der Vergabe öffentlicher Aufträge an private Unternehmen.

Die Zusammenarbeit mit dem öffentlichen Sektor kann sehr lukrativ sein, aber viele kleine und mittlere Unternehmen haben Scheu davor, oder?

"Ich kann die Zurückhaltung verstehen, denn es gibt eine Menge Bürokratie und EU-Vorschriften, denen man gerecht werden muss. Es kann einen ziemlich erschlagen, wenn man das vorher noch nicht getan hat. Aber eigentlich ist es ganz einfach. Man kann sich auch mit einem anderen Unternehmen zusammenschließen, einem größeren Unternehmen, das bereits Erfahrung hat. Oder man kann einen Anwalt engagieren. Das ist nicht so teuer, wie viele Leute denken. Und wenn man dadurch den Auftrag  gewinnt, dann ist es eine gute Investition."

Gibt es den Fall, dass kleine Unternehmen wettbewerbsfähiger sind als größere Konkurrenten?

"Das kann manchmal der Fall sein, weil sie nicht mit so viel Bürokratie in ihrer eigenen Organisation zu kämpfen haben. Das macht sie vielleicht kreativer und mutiger im Vergleich zu einigen größeren Unternehmen. Aber der Nachteil ist, dass sie oft noch keine Erfahrungen mit Ausschreibungen haben."

Zahlen & Fakten

  • Das öffentliche Auftragswesen in der EU macht fast 14 Prozent des BIP aus, aber sein Potenzial zur Schaffung eines Marktes für innovative Produkte und Dienstleistungen ist noch ungenutzt.
  • Das öffentliche Auftragswesen verfügt über ein enormes Potenzial, um neue Entwicklungen in einer Reihe von Sektoren zu steuern, zur Stimulierung künftiger Märkte beizutragen und wichtige gesellschaftliche Herausforderungen anzugehen.
  • Behörden, die den Innovationsprozess unterstützen oder innovative Waren und Dienstleistungen kaufen, werden oft direkt mit verbesserten Dienstleistungen zu optimierten Kosten belohnt.

Nützliche Links

Öffentliche Auftragsvergabe für innovative Produkte und Dienstleistungen

Öffentliche Auftragsvergabe EU-Webseite

Innovationsfördernde Auftragsvergabe - Leitfaden für eine innovationsfördernde Vergabe öffentlicher Aufträge

Procura+

Journalist • Paul Hackett

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