Lamy: Europäische Integration ist notwendig

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Von Efi Koutsokosta
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Der ehemalige WTO-Chef Pascal Lamy zur Handelspolitik Trumps und zur Zukunft der geopolitischen Gemengelage.

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Mit mir verbunden ist nun Pascal Lamy, Präsident des Pariser Friedensforums und ehemaliger Generaldirektor der Welthandelsorganisation WTO. Vielen Dank fürs Kommen.

Pascal Lamy

Mit Vergnügen

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Es sieht ganz so aus, als ob, ganz abgesehen vom Endergebnis, Donald Trump ein Gewinner ist. Hat sich seine protektionistische Sicht auf Handel und Wirtschaft durchgesetzt?

PL

Nun, was immer wir von ihm halten, es ist klar, dass ihn ein großer Teil der amerikanischen Bevölkerung unterstützt. Ob sich seine Handelspolitik daraus ableiten lässt, kann ich nicht sagen. Er wollte ja das Handelsdefizit der USA reduzieren, aber das ist ihm nicht gelungen, er hat es erhöht. Es läuft alles auf Politik und Narrativen hinaus, nicht auf tatsächliche Wirtschaftsdaten. Bedauerlicherweise, wie ich meine.

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Wir haben ja in den vergangenen Jahren auch globalen Wandel beobachten könen, etwa den Aufstieg Chinas als bedeutendster technologischer und geopolitischer Rivale der USA, oder auch die Vertiefung der Einkommenskluft, die vielerorts durch die Covid-Krise weiter beschleunigt wird. Wie realistisch ist es da, vom nächsten Präsidenten eine Wiederherstelllung des Multilateralismus zu erwarten? Wird "kauft Amerikanisch" nicht zur zwingenden Überlebensforderung?

PL

Die USA begreift China als Gefahr. Das wird geopolitische und Handelskonsequenzen haben. Das muss aber nicht unbedingt eine protektionistische Position zur Folge haben. Biden wird China auch als Gefahr verstehen, aber er würde wohl anders damit umgehen. Weniger mit Drohungen und mehr mit Verhandlungen.

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Können all diese Entwicklungen in den Vereinigten Staaten zu einem auch auf globaler Bühne stärkeren und einigeren Europa führen? Oder wird die Polarisierung auch hier triumphieren?

PL

Wenn ich damit recht habe, dass die Rivalität zwischen den USA und China die geopolitische Hauptveranstaltung der kommenden 20 Jahre sein wird, dann muss die EU weiter zusammenkommen, einfach um ihre Verwundbarkeit vis-a-vis China und den USA zu reduzieren. Wir alle wissen, dass das schwierig ist, dass das komplex ist, aber in gewissem Sinne weisen uns die USA, Russland, die Türkei und China den Weg: es gibt keinen anderen Weg zu weniger Verwundbarkeit als größere Einheit. Wenn wir sowohl unsere Interessen asl auch unsere Werte verteidigen wollen, müssen wir uns weiter integrieren. Das ist eine Notwendigleit, die Stück für Stück offensichtlicher werden wird.

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Wenn ich sie richtig verstehe, sind wir nach diesen Wahlen in einer veränderten Welt aufgewacht. Vielen Dank, Pascal Lamy.

Journalist • Andreas Rogal

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