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Messerattacke von Solingen: Sogenannter IS reklamiert Angriff für sich

SEK-Einheiten bei einer Flüchtlingsunterkunft nach der Messerattacke in Solingen
SEK-Einheiten bei einer Flüchtlingsunterkunft nach der Messerattacke in Solingen Copyright Christoph Reichwein/(c) Copyright 2024, dpa (www.dpa.de). Alle Rechte vorbehalten
Copyright Christoph Reichwein/(c) Copyright 2024, dpa (www.dpa.de). Alle Rechte vorbehalten
Von Christoph DebetsDANIEL NIEMANN und STEPHANIE LIECHTENSTEIN (Associated Press)
Zuerst veröffentlicht am Zuletzt aktualisiert
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Der Messerstecher von Solingen soll gezielt in Richtung Hals gestochen und "Allahu Akbar" gerufen haben. Zunächst wurde ein 15-Jâhriger festgenommen, der von dem Anschlag gewusst haben soll.

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Am Samstagabend hat der sogenannte "Islamische Staat" (IS) den Messerangriff von Solingen für sich reklamiert. Auf der Amaq-Medienplattform der Terrorgruppe wurde eine Stellungnahme veröffentlicht.

"Soldat des Islamischen Staates"

Terrorexperte Peter Neumann vom Kings College London hat den IS-Text übersetzt: "Der Angreifer auf die christliche Versammlung in der Stadt 'Zollingen' in Deutschland gestern war ein Soldat des Islamischen Staates und führte die Tat als Rache für die Muslime in Palästina und überall aus."

Die Polizei führte auch eine Razzia in einer Unterkunft für Geflüchtete im Zentrum von Solingen durch. Eine Person wurde dort festgenommen - wie Medien mit verweis auf die Sicherheitskräfte meldeten.

Es habe Hinweise auf diesen Ort gegeben. NRW-Reporter Frank Schneider berichtet, ein Mantrailer-Hund habe die Polizei vom Tatort zu dem Flüchtlingsheim in einem ehemaligen Finanzamt geführt.

Spezialeinheiten der Polizei beteiligten sich am Samstag an der Suche nach einem unbekannten Messerstecher, der bei einem gut besuchten Volksfest in der westdeutschen Stadt Solingen Feiernden die Kehle durchschnitt. Dabei wurden drei Menschen getötet und mindestens acht weitere verletzt, vier davon schwer.

Wie die WELT AM SONNTAG berichtet, liegt ihr eine Zeugenaussage bei der Polizei vor, derzufolge der Täter "Allahu Akbar" gerufen habe. Eines der Opfer habe ausgesagt, dass man den Tatverdächtigen aus Solingen kenne und dass dieser Besucher einer örtlichen Moschee sei.

Ein 15-jähriger Junge wurde am frühen Samstagmorgen festgenommen. Die Polizei sagte, er stehe im Verdacht, von dem geplanten Anschlag gewusst und die Behörden nicht informiert zu haben, er sei jedoch nicht der Angreifer.

15-jähriger aus Kirgisistan festgenommen

Wie der Spiegel berichtet, stammt er aus Kirgisistan und verweigert die Aussage. Er wurde in einer Flüchtlingsunterkunft festgenommen.

Der Leiter der Zentralstelle für Terrorismusverfolgung des Landes  NRW, Markus Caspers, sagte auf der Pressekonferenz, der 15-jährige Junge sei festgenommen worden, nachdem zwei weibliche Zeugen die Polizei kontaktiert hatten. Sie sagten, sie hätten vor dem Angriff ein Gespräch zwischen dem Jungen und einer unbekannten Person belauscht, in dem über Absichten gesprochen wurde, die mit den nachfolgenden Ereignissen übereinstimmten.

Medienberichten zufolge sollen der spätere Täter gesagt haben: „Heute steche ich alle ab!“

Anfangsverdacht auf Terroranschlag

Staatsanwalt Caspers sagte, die Behörden hätten den Täter noch nicht gefunden.

„Bisher konnten wir kein Motiv ausmachen, aber angesichts der Gesamtumstände können wir die Möglichkeit von Terrorismus nicht ausschließen“, sagte Caspers.

Zwei Vertreter des Generalbundesanwaltes sind vor Ort. Sollten sich die Hinweise auf einen Terroranschlag erhärten, wird die Generalbundesanwaltschaft die Ermittlungen übernehmen.

Bei den drei Toten handelte es sich nach Angaben der Behörden um zwei Männer im Alter von 67 und 56 Jahren und eine 56-jährige Frau. Die Polizei sagte, der Angreifer habe offenbar absichtlich auf die Kehlen seiner Opfer gezielt.

Polizeidirektor Thorsten Fleiss, der am Freitagabend Einsatzleiter war, sagte, dass die Polizei in Nordrhein-Westfalen und im gesamten Bundesgebiet „umfangreichen Durchsuchungsmaßnahmen“ vorgenommen habe.

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Er sagte, es sei eine „große Herausforderung“, die verfügbaren Beweise und Zeugenaussagen zusammenzuführen, um ein Gesamtbild zu erhalten.

Die Polizei warnte die Menschen, wachsam zu bleiben. Die Behörden richteten ein Online-Portal ein, auf dem Zeugen Filmmaterial und andere für den Angriff relevante Informationen hochladen konnten.

Politik bestürzt

NRW-Ministerpräsident Hendrik Wüst (CDU) Bundesinnenministerin Nancy Faeser (SPD) und NRW-Innenminister Herbert Reul (CDU) verschafften sich am Samstagnachmittag in Solingen ein Bild von der Lage.

NRW-Ministerpräsident Wüst sprach von einem "Akt des Terrors" - gegen die Sicherheit und Freiheit unseres Landes und fügte hinzu: "Wir werden uns nicht erschüttern lassen von Terror und Hass."

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Bundeskanzler Olaf Scholz sagte am Samstag, der Täter müsse schnell gefasst und mit der vollen Härte des Gesetzes bestraft werden.

„Der Anschlag in Solingen ist ein schreckliches Ereignis, das mich zutiefst schockiert hat. Ein Angreifer hat mehrere Menschen brutal getötet. Ich habe gerade mit Solingens Oberbürgermeister Tim Kurzbach gesprochen. Wir trauern um die Opfer und stehen ihren Familien bei“, postete Scholz auf X.

Auch Bundespräsident Frank-Walter Steinmeier sprach am Samstagmorgen mit Kurzbach.

„Die abscheuliche Tat in Solingen schockiert mich und unser Land. Wir trauern um die Toten und sorgen uns um die Verletzten und wünsche ihnen von ganzem Herzen Kraft und gute Besserung“, heißt es in einer Erklärung des Bundespräsidialamtes.

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„Letzte Nacht wurden uns die Herzen zerrissen. Wir in Solingen sind voller Entsetzen und Trauer. Was gestern in unserer Stadt passiert ist, lässt uns kaum schlafen“, sagte Oberbürgermeister Tim Kurzbach, am Samstag in der Nähe des Tatorts vor Reportern.

Das „Festival der Vielfalt“ zum 650. Stadtjubiläum begann am Freitag und sollte bis Sonntag laufen. Mehrere Bühnen in zentralen Straßen bieten Attraktionen wie Livemusik, Kabarett und Akrobatik.

Kurz nach 21:30 Uhr am Freitag alarmierten Menschen die Polizei, als ein unbekannter Angreifer auf einem zentralen Platz, dem Fronhof, mehrere Menschen mit einem Messer verletzt hatte.

Der Angriff ereignete sich in der Menge vor einer Bühne. Stunden nach dem Angriff brannten die Bühnenlichter noch, während Polizei und Spurensicherung auf dem abgesperrten Platz nach Hinweisen suchten. Der Rest des Festivals wurde abgesagt.

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