"Man muss schnell raus aus seinem begrenzten Heimatmarkt"

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Von Euronews
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Nach fünf Jahren Wirtschaftskrise leidet Europa unter der schlimmsten Arbeitslosenkrise seit den 1930er Jahren. Wie kommt neues Leben in den europäischen Arbeitsmarkt ?

Das war eines der wichtigsten Themen auf der World Investment Conference Europe (WIC Europe).

Vor einem Jahrzehnt im französischen Ferienort La Baule gestartet, ist die Veranstaltung dieses Jahr nach Straßburg gezogen – rund 500 Politiker, Unternehmer und Investoren sind gekommen.

Europa muss seine wirtschaftlichen und politischen Prioritäten klären, sagt Günter Verheugen, ehemaliger EU-Kommissar für Unternehmen und Industrie (2004-2010):

“Wir brauchen zuerst eine realistische Analyse unserer Schwächen und Unzulänglichkeiten und dann kommt die Frage, wo müssen wir institutionell, politisch und wirtschaftlich etwas ändern.”

Geringes Wachstum bei kleinen und mittleren Unternehmen – das sind 99% aller Unternehmen in Europa – ist eine der großen wirtschaftlichen Schwachstellen der Region. Der Mittelstand stellt zwei Drittel der Arbeitsplätze in der EU und nur 18% der neuen Jobs.

Größte Barriere: Der Zugang zu Finanzmitteln. Trotz staatlicher Anreize sind neue Kredite für geplante Expansionen eine Herausforderung.

So müssen die Unternehmen sich nach Alternativen zu den traditionellen Finanzierungsformen umsehen, wie Kredit auf Kreditkarte, Überziehungskredit oder Crowdfunding durch eine Vielzahl von Kapitalgebern per Internet.

Oliver Gajda, European Crowdfunding Network:

“Wir haben 23 Millionen Mittelständler in Europa, nur ein Drittel hat einen Bankkredit, nur 0,02% Risikokapital, und noch weniger eine Business-Angel-Finanzierung … das ergibt große Unterschiede zwischen den Unternehmen und ihren Finanzierungsquellen.”

Was wünschen sich die kleinen Unternehmen also von Europa und ihren nationalen Regierungen? Geld ist es gar nicht so sehr, sagen sie, eher weniger Vorschriften und klarere Führung. Denis Jacquet leitet ‘Parrainer la Croissance’ – ‘Wachstumspaten’, eine französische Organisation, die Mittelständler unterstützt.

Denis Jacquet:

“Wir brauchen keine neuen Regeln oder Gesetze. Im Gegenteil: Sie sollten unsere Verpflichtungen reduzieren. Helfen, unser Unternehmen zu starten, die verfügbaren Optionen nennen. Europäische Mittelständler wissen oft gar nicht, welche Hilfe ihnen zusteht. Und wir müssen kleine und mittleren Unternehmen beibringen: Die ganze Welt – nicht nur Europa – ist eine Chance für Entwicklung – sie müssen nur hingehen und die Schwellenländer erobern.”

Ein Schritt vom Start-up zum erfolgreichen Unternehmen ist der über die Grenzen des Herkunftslandes.

Genau das hat die französische Unterhaltungselektronik-Firma Withings gemacht. Vor fünf Jahren von drei Partnern aus der Technologie-und Telekommunikationsbranche gegründet (Eric Carreel, Frédéric Potter und Cédric Hutchings), produziert Withings intelligente Geräte für ein Internet-vernetztes Gesundheitswesen. Die Firma beschäftigt heute 50 Mitarbeiter und vertreibt ihre Produkte in mehr als 50 Ländern. Die Hälfte des Umsatzes kommt aus den Vereinigten Staaten. Wie heißt das Wachstumsrezept?

Cédric Hutchings:

“Man muss schnell raus aus seinem begrenzten Heimatmarkt. Innovation und Technologie passiert global. Das ist das erste, was wir erkennen sollten. Es ist möglich, das Instrumentarium gibt es – selbst ein kleines Unternehmen wie wir kann seine Produkte überallhin in der Welt verkaufen und liefern, egal wie weit das weg ist”.

Mittelständische Unternehmen, besonders im Bereich der Innovation – wo Europa traditionell stark ist – haben eine Menge Wachstumspotenzial für die europäische Wirtschaft und den Arbeitsmarkt. Sie brauchen nur die richtige Unterstützung der Regierungen.

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Natalia Marshalkovich, euronews:

“Think global, act local. Dieser Aphorismus gilt heute mehr denn je für Europa. Die Diskussionsrunden in Straßburg kamen zu dem Schluss, dass Europas Politiker stärker darauf achten sollten, was ein Unternehmen braucht, um effektiv Arbeitsplätze zu schaffen.

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