Skulpturen aus Stein von Hüseyn Hagverdi

Skulpturen aus Stein von Hüseyn Hagverdi
Von Euronews
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Das Museum für moderne Kunst in Baku widmet dem anerkannten aserbaidschanischen Bildhauer Hüseyn Hagverdi eine Soloausstellung. Die jüngste Werkserie des 58-Jährigen ist Steinskulpturen gewidmet. Stein, sagt der Künstler, sei wie eine Festplatte, ein geduldiges Material, das alles aufzeichnet, gewissermaßen das Gedächtnis der Menschheit.

euronews-Reporter Wolfgang Spindler traf den Künstler bei der Ausstellungseröffnung in Baku.

euronews: “Sie sind quasi in die Steinzeit zurückgekehrt?”

Hüseyn Hagverdi: “Ja, in der Tat. Ich glaube sogar, dass wir die Steinzeit nie wirklich verlassen haben. Stein gehört natürlich zu unserem Leben, überall auf der Welt, aber ganz besonders in Baku, auf der Halbinsel Absheron. Viele Gebäude und historische Bauten sind aus dem für hier typischen Sandstein.”

Zwei Monate brauchte Hüseyn Hagverdi für seine jüngste Arbeit, insgesamt 45 Skulpturen, mit dem Winkelschleifer direkt aus dem groben Stein gefräst, ohne Vorlage, gewissermaßen Action Sculpting.

Totem-ähnliche Skulpturen ins Auge mit mysteriösen Titeln wie Zyklus der Erlösung. Der Kurator der Schau, ÇHINGIZ, ist selbst Künstler und erklärt die Sprache seines Kollegen und langjährigen Freundes. “Er ist als Künstler und Mensch ein ziemlich lakonischer Typ. Totems stellen eine Verbindung zur Vergangenheit her. Es geht auch um Menschen, die in gigantischen Riesenstädten wohnen. Hochhäuser erinnern auf gewisse Weise an einen Totem.”

In seinen Werken thematisiert Hüseyn Hagverdi auf seine Weise die rasante Urbanisierung Bakus, der weite Teile des alten Stadtzentrums zum Opfer fielen. Beton statt Sandstein.

Hüseyn Hagverdi: “Wenn ich einen Stein bearbeite, zerschneide und poliere, hat das etwas Brutales, als würde ich dem Material Gewalt antun. Warum ich das tue? Um zu verstehen, sprichwörtlich zu begreifen, wer wir sind, woraus wir sind und was unser Ziel ist.”

Im Zentrum seiner künstlerischen Arbeit steht das Leben, sagt Hagverdi. So, wie es sich um ihn herum abspielt. Er wuchs in einem Land unter sowjetischer Herrschaft auf, in dem Künstler keinen einfachen Stand hatten. Die Suche nach geeigneten Ausdrucksformen, um auf die Veränderungen der Gesellschaft zu reagieren, beschäftigt ihn bis heute.

Das Museum für Moderne Kunst in Baku fördert die junge Künstlergeneration des Landes. Für viele von ihnen ist die Auseinandersetzung mit der Identität ein beherrschendes Thema, sagt die Chefkuratorin des Museums,
Aida Mahmudova, die selbst Künstlerin ist und sich für das Ausstellungsprojekt von Hüseyn Hagverdi einsetzte.

Aida Mahmudova: “Ein beliebtes Thema vieler junger Künstler ist unsere Kultur. Ich glaube, dass das besonders die junge Generation betrifft, wegen der Globalisierung und weil sich alles beschleunigt. Sie haben das Gefühl, ihre Identität zu verlieren und versuchen, zu ihren Wurzeln zurückzukehren.”

“Stein” lautet der Titel der Schau, ganz einfach, im Museum für Moderne Kunst in Baku.

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