AT&T will Time Warner: Politisch brisante Elefantenhochzeit für's Smartphone

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Von Euronews
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Die Übernahme des US-Medienkonzerns Time Warner durch den Telekom-Riesen AT&T ist ein Megadeal, der die amerikanische Medienbranche umkrempeln kann.

«Wir sind nicht naiv»

Die Übernahme des US-Medienkonzerns Time Warner durch den Telekom-Riesen AT&T ist ein Megadeal, der die amerikanische Medienbranche umkrempeln kann. Das dürfte die
Regulierer zu einer sehr gründlichen Überprüfung veranlassen. Selbst im Präsidentschafts-Wahlkampf spielt das Thema eine Rolle.

Tim Kane, Vize-Präsidentschaftskandidat der Demokraten:

“Ich teile all diese Sorgen und Fragen, wir müssen ihnen auf den Grund gehen. Ganz allgemein bin ich Pro-Wettbewerb und für weniger Konzentration. Ich meine, das ist in der Regel ein gute Sache, vor allem in den Medien. Nach der Ansage hatte ich noch keine Gelegenheit, in den Details zu graben. Aber unsere Fragen, müssen in die Richtung gehen.”

Der parteilose Ex-Demokrat Bernie Sanders musste für seinen Vorschlag nicht lange nachdenken:

“Die Regierung sollte die Time Warner-AT&T Fusion killen. Dieser Deal brächte höhere Preise und weniger Auswahl für die Amerikaner.”

Der überaus medienkritische Republikaner Donald Trump sagte in Gettysburg, Pennsylvania:

“AT&T kauft Time Warner und damit CNN, ein Abkommen, das wir in meiner Regierung nicht genehmigen werden, weil es zu viel Konzentration der Macht in den Händen von zu wenigen ist.”

AT&T verspricht sich durch den knapp 100 Milliarden Euro schweren Deal mehr eigene Inhalte für seine Netze – auch angesichts der immer stärkeren Konkurrenz von Online-Diensten und rechnet selbst mit einer langwierigen Wettbewerbsprüfung – der Abschluss der Übernahme ist erst bis Ende 2017 vorgesehen.
«Wir sind nicht naiv», sagte AT&T-Chef Randall Stephenson dazu dem «Wall Street Journal».

AT&T: SO ALTWIEDASTELEFONSELBST

Die Geschichte des US-Telekom-Riesen AT&T ist so alt wie die Ursprünge der Branche selbst. Die Wurzeln reichen
bis zur Erfindung des Telefons durch Firmengründer Alexander Graham Bell 1875 zurück. Die American Telephone and Telegraph Company (AT&T) wurde 1885 in Dallas, Texas, gegründet.
Das Unternehmen baute als von der US-Regierung akzeptierter
Monopolist das erste Telefonnetz in Nordamerika auf und konnte seine marktbeherrschende Stellung behaupten, bis zu einem Kartellverfahren in den 1980er Jahren. Der Konzern wurde zerschlagen und neu sortiert.

Heute kämpft AT&T mit Konkurrenten wie Verizon, Comcast, Qwest und BellSouth um die Vormachtstellung im US-Telekom-Markt. Mit zuletzt rund 211 Milliarden Euro Börsenwert und 134 Milliarden Euro Umsatz (2015) liegt der Konzern knapp vor dem
US-Rivalen Verizon. Ins Fernsehgeschäft drang AT&T bereits 2014 mit dem 46 Milliarden Euro teuren Kauf des Satelliten-Fernsehanbieters DirecTV vor.

UNTERHALTUNGSGIGANTTIMEWARNER

Time Warner ist neben Disney und 21st Century Fox einer der bedeutendsten US-Unterhaltungsgiganten. Neben dem legendären
Hollywood-Studio Warner Bros. gehören zahlreiche TV-Programme, wie das Nachrichten-Flaggschiff CNN, der Unterhaltungskanal TNT («The Big Bang Theory») oder der erfolgreiche Bezahlsender HBO («Game of Thrones») zu dem Konzern, der im letzten Geschäftsjahr 26 Milliarden Euro Umsatz
und 6,3 Milliarden Euro Gewinn machte.

Die Wurzeln des Unternehmens reichen durch das Warner-Bros-Filmstudio bis in die 1920er Jahre zurück. Die jetzige Struktur stammt von 1989, als der damalige Konzern Warner Communications mit dem US-Medienunternehmen Time Inc. fusionierte, das 2014 wieder abgespalten wurde. 1996 schloss Warner sich mit dem US-Medienmogul Ted Turner und dessen Sendern wie CNN und TNT zusammen.

Das Unternehmen hat eine belebte Historie von Übernahmen und Fusionen. So gilt der Zusammenschluss mit dem damaligen Internet-Giganten AOL auf dem Höhepunkt des
Dotcom-Booms im Jahr 2000 rückblickend als einer der
größten Flops der Wirtschaftsgeschichte. Vor zwei Jahren wollte
Rupert Murdoch mit seinem Fox-Imperium Time Warner schlucken, erhielt jedoch einen Korb vom Management um Vorstandschef Jeff Bewkes.

Sigrid Ulrich mit dpa, Reuters

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