Maskenball - Verdis Oper über den Tod des „Theaterkönigs“

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Drei tragische Akte, komödiantisch garniert: Verdis „Maskenball“. Der polnische Tenor Piotr Beczala brilliert im Liceu Theater in Barcelona.

Drei tragische Akte, komödiantisch garniert: Verdis Oper „Maskenball“ ist eines seiner gefeierten Meisterwerke. Am Liceu Theater in Barcelona gibt der polnische Tenor Piotr Beczala auf brilliante Art und Weise die Hauptrolle des Riccardo, den Gouverneur von Boston.

“Es macht einfach Spass diese Musik zu singen, weil für mich als Riccardo ist es unheimlich interessant geschrieben von Verdi. Also, von ganz breiten, elegischen Momenten bis zu fast spielerisch gedachten Momenten. Das ist wirklich eine große Bandbreite von interpretatorischen Momenten.”

Riccardo ist heimlich verliebt in Amelia, der Frau seines treu ergebenen Leutnants. Der glaubt fälschlicherweise, seine Frau würde ihn mit dem Gouverneur betrügen und erfüllt die düstere Prophezeiung der Wahrsagerin Ulrica – er ermordet Riccardo auf einem Maskenball.

“Die schönste Szene für mich ist diese Ulrica Szene, wo Riccardo über die Prophezeiung lacht. Die Genialität von Verdi, wie er das geschrieben hat, wie dieses Scherzhafte rüberkommt und doch letztendlich ins Seriöse kippt, das ist für mich wirklich einer der schönsten Momente in der ganzen Oper und auch eine der größten Herausforderungen für einen Tenor.”

Der französische Regisseur Vincent Boussard hat diese bewegend-menschliche Komödie inszeniert. er hat keine Mühe, den Kern des Stückes herauszuarbeiten.

“Das ganze Leben ist doch ein Maskenball, in dem wir alle verkleidet sind, da ist die Bedeutung dieses Stückes. Das Stück ist ein Oxymoron – hinter dem Licht versteckt sich ein fürchterliches Schicksal, hinter den Masken finden sich die Abgründe der Einsamkeit. Es gibt immer irgendetwas, was das Gegenteil von dem ist was es scheint – nur hinter der Maske kann die Wahrheit ausgesprochen werden.”

Für den Tenor verbinden sich im Stück Inhalt und Inszenierung nahtlos: “Was wir hier in Barcelona machen in Liceu ist zeitlos. Das ist eine sehr schöne Sache weil das Konzept des Regisseurs die Geschichte nicht überschattet. Also, es ist eine wunderbare Mischung einer modernen Auffassung der Oper – und einer richtig klassischen Art der Darstellung. Und das ist das was ich mag.”

Verdis 1859 uraufgeführte Oper ist eigentlich ein Drama über Leben und Tod des schwedischen Königs Gustav III., der als eine der schillerndsten Persönlichkeiten Europas galt. Er war ein aufgeklärter Monarch, berühmt als Kunstfreund und berüchtigt für seine Lebenslust.

Gustav III. wollte die Privilegien des Adels abschaffen, er machte sich Feinde. Am 16. März 1792 wurde der König auf einem Maskenball in der Stockholmer Oper vor den Augen der Ballgesellschaft vom maskierten Grafen Johann Jakob Anckarström angeschossen und starb knapp zwei Wochen später an einer Blutvergiftung. Dieser Vorfall inspirierte Verdi zu “Un ballo in maschera”. Zahlreiche historische Details sind in der Oper erhalten geblieben, zum Beispiel wurde der historische Gustav tatsächlich wie in Verdis Oper unmittelbar vor Besuch des Maskenballs durch einen anonymen Brief vor dem Attentat gewarnt, den dieser aber leichtfertig ignorierte.

Ebenfalls eine historische Figur ist die Wahrsagerin Ulrica: die damals berüchtigte Stockholmer Okkultistin Anna Ulrica Arfvidsson hatte in der Tat den Tod des Königs prophezeit und wurde deshalb nach dem Attentat von der Polizei verhört.

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