Sterbehilfe: Ángels und Marías Geschichte wühlt Spanien auf

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Von Euronews
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30 Jahre litt María José Carrasco an Multipler Sklerose. Bis sie entschloss, ihrem Leben ein Ende zu setzen – mit der Hilfe ihres Mannes. Nun droht ihm eine Haftstrafe.

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30 Jahre lang lebte Ángel Hernández Frau mit Multipler Sklerose. Bis María José Carrasco entschloss, ihrem Leidensweg ein Ende zu setzen – mit der Hilfe ihres Mannes. Ángel erinnert sich an die letzten Minuten mit María.

"Wir haben eine halbe Stunde gewartet. Sie war so ruhig. Ich hielt zwei Gläser mit Flüssigkeit bereit. Eines mit Wasser, eines mit dem Gift. Ich fragte sie, ob sie das wirklich tun will. Sie sagte Ja. Also ließ ich das Wasser stehen, nahm das andere Glas und bot es ihr an. Ich gab ihr auch ein paar Augentropfen. Sie sagte, meine Augen weinen. Ich streichelte sie. Und ich konnte mich von ihr verabschieden. Ich bin zwei Stunden lang hier an ihrer Seite liegen geblieben. Dann habe ich angefangen, alles zu organisieren, Telefonate zu führen."

Sterbehilfe vor laufender Kamera

Ángel flößte seiner Frau das tödliche Mittel vor laufender Kamera ein. Um später beweisen zu können, dass es Marías Wille war. Er stellte das Filmmaterial ins Internet und trat damit eine emotionale Debatte in Spanien los. Und genau das war Ángels Absicht.

"Jemand hat mal gesagt, nur das ist wirklich wahr, was geschrieben ist", sagt der 69-Jährige. "Bei uns war das genauso: Was wir nicht in Bild und Ton beweisen können, ist, als wäre es nicht geschehen. Aber wir können dieses Problem nicht mehr ignorieren. Es existiert nun einmal und zwar für viele Menschen. In Spanien und überall auf der Welt.“

Ein Tag im Gefängnis

Angel wurde festgenommen und nach einem Tag wieder freigelassen. Sterbehilfe ist in Spanien verboten. Nun wird ihm der Prozess gemacht: Der Vorwurf: Beihilfe zum Selbstmord und geschlechtsspezifische Gewalt.

"Mir war vorher klar, dass ich eine langjährige Haftstrafe riskiere. Darauf habe ich mich eingestellt. Was mich mehr beunruhigt als die mögliche Zukunft im Gefängnis, ist, dass man mich als männlichen Gewalttäter darstellt. Sie lenken vom eigentlichen Thema ab. Jetzt ist das plötzlich geschlechtsspezifische Gewalt? Lassen Sie uns über Sterbehilfe sprechen: Darum geht es wirklich", so der Spanier.

Angel vermisst seine Frau. Doch dass María nicht mehr leiden muss, ist ihm ein großer Trost. Vor ihrem Tod sagte sie zu ihm: "Wann immer du dich schlecht fühlst, wann immer du es bereust, erinnere dich daran, wie sehr ich gelitten habe."

Viele Spanier regt die Geschichte der beiden zum Nach- und Umdenken an.

Sánchez will Sterbehilfe legalisieren

Ángel Hernández Festnahme hat die Debatte über Sterbehilfe in Spanien neu entfacht. Sie hat den Wahlkampf im Sturm erobert. Für die Betroffenen könnte dies die Chance sein, bald endlich ein Gesetz zu bekommen, das es ihnen erlaubt, zu entscheiden, wie sie ihr Leben beenden wollen.

Das letzte Wort werden diejenigen haben, die am 28. April als Sieger aus der Wahl hervorgehen. Pedro Sánchez hat bereits klargestellt: Sollte er es sein, wird er Sterbehilfe legalisieren.

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