"Am Boden zerstört": Britische Regional-Airline Flybe stellt Betrieb ein

Bruchlandung einer Flybe-Maschine in Belfast 2017.
Bruchlandung einer Flybe-Maschine in Belfast 2017. Copyright Liam McBurney/AP
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Von Euronews mit dpa, AP
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Die angeschlagene britische Regional-Airline Flybe hat ihren Betrieb eingestellt. Schuld daran ist auch das Corona-Virus. Verkehrsminister Shapps sagte, er sei "am Boden zerstört."

Es gibt keine Alternativflüge

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Der angeschlagene britische Regionalflieger Flybe hat mit sofortiger Wirkung seinen Flugbetrieb eingestellt. Passagiere sollten nicht zum Flughafen fahren, denn Flybe könne keine Alternativflüge anbieten, schrieb die Airline am Donnerstag auf ihrer Webseite. 

Vor allem kleine Flughäfen in abgelegenen Regionen wie Cornwall, Wales und dem Norden Schottlands trifft das Aus für Flybe hart. Verkehrsminister Grant Shapps versprach, gemeinsam mit den Flughafen-Betreibern nach Lösungen zu suchen. 

In einem BBC-Interview machte er auch die gesunkene Nachfrage durch den Coronavirus-Ausbruch für das endgültige Scheitern der Airline verantwortlich.

Shapps: "Am Boden zerstört"

Shapps: "Wir sind am Boden zerstört. Flybe gehörte einfach dazu. Die Menschen sind seit 40 Jahren damit geflogen und wir haben zum Jahreswechsel wirklich alles getan, was wir konnten. Leider war das angesichts der Lage um das Coronavirus und der ohnehin angeschlagenen Fluggesellschaft nicht genug, um zu überleben."

Noch am Mittwoch hatte es Krisengespräche über eine Rettung gegeben, allerdings ohne die erhoffte Lösung für die Finanzprobleme der Gesellschaft zu finden. 

AP
Britischer Verkehrsminister Grant ShappsAPKirsty Wigglesworth

Vier führende Mitarbeiter der Wirtschaftsprüfungsgesellschaft Ernst and Young wurden als Insolvenzverwalter eingesetzt. Flybe beschäftigt mehr als 2000 Mitarbeiter.

Die Fluglinie mit Sitz im südwestenglischen Exeter hätte wegen anhaltender Verluste beinahe bereits im Januar aufgegeben. Großbritannien verliere mit der Gesellschaft "einen ihrer größten regionalen Vermögenswerte", sagte Flybe-Geschäftsführer Mark Anderson in einer Mitteilung. 

Darin betonte er, die Firma habe "alles Mögliche versucht", eine Pleite zu verhindern. Doch sei sie nicht in der Lage gewesen, ihre Finanzprobleme zu lösen.

Konkurrenz bietet Flybe-Kunden verbilligte Flüge an

Konkurrenten wie die britische Easyjet und die irische Ryanair kündigten an, die Preise für Flüge auf wichtigen Routen für gestrandete Flybe-Kunden kurzfristig zu reduzieren. Easyjet will ehemalige Flybe-Mitarbeiter sogar kostenlos mitnehmen.

Flybe hatte in der Vergangenheit mit der britischen Regierung über einen staatlichen Rettungskredit in Höhe von 100 Millionen Pfund (etwa 115 Millionen Euro) verhandelt. Doch das hatte andere Fluggesellschaften auf den Plan gerufen. 

Willie Walsh, Chef der British-Airways-Mutter International Airlines Group (IAG), kritisierte im Januar in einem Brief an die Wettbewerbshüter der EU-Kommission, der Deal sei ein "eklatanter Missbrauch von öffentlichen Geldern".

Virgin Atlantic wollte erreichen, "dass der Steuerzahler die Rechnung für ihr Missmanagement begleicht", so Walsh weiter. 2019 hatte sich ein Konsortium um die britische Virgin Atlantic, an der die US-Linie Delta Air Lines beteiligt ist, bei Flybe eingekauft.

Einem Bericht des Senders BBC zufolge sagten damals auch Easyjet und Ryanair, Steuergelder sollten nicht herangezogen werden, um einen Konkurrenten zu retten.

David Young/PA via AP
Gestrichene Flybe-Flüge in BelfastDavid Young/PA via AP

Empörung bei Gewerkschaften

Das Aus der Gesellschaft löste bei britischen Gewerkschaftern Empörung aus. "Während andere europäische Länder in der Lage sind, Maßnahmen zu ergreifen, um die Fluggesellschaften am Leben zu erhalten, wenn sie Insolvenz anmelden müssen, ist Großbritannien unfähig oder nicht gewillt, dies zu tun", kritisierte Oliver Richardson von der Gewerkschaft Unite.

Flybe war 1979 unter dem Namen Jersey European Airways gegründet und 2002 in Flybe umbenannt worden. 2019 war dann Virgin Atlantic eingestiegen. 

Die Airline stellte an mehreren Flughäfen in Großbritannien den größten Anbieter, etwa in Anglesey in Wales, Aberdeen in Schottland, Manchester und Southampton in England sowie Belfast in Nordirland. Auch europäische Ziele flog Flybe an.

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