Corona-Krise trifft EU-Volkswirtschaften nicht so hart wie gedacht

Die europäischen Volkswirtschaften leiden weiterhin unter den Auswirkungen der Gesundheitskrise, wie die aktuellen Zahlen des Statistischen Amts der Europäischen Union, kurz Eurostat, zeigen.
Im Schnitt brach das Bruttoinlandsprodukt (BIP) in der Europäischen Union im zweiten Quartal um 11,4 Prozent ein.
Prognostiziert wurde sogar ein noch stärkerer Rückgang von 12,1 Prozent. Aber auch wenn der Einbruch schwächer ausfällt als gedacht, ist er immer noch der größte seit Beginn der Statistiken im Jahr 1995.
Urlaubsländer wie Spanien, Kroatien, Griechenland und Portugal sowie Ungarn waren am stärksten betroffen. In Deutschland ist das Bruttoinlandsprodukt im zweiten Quartal um 9,7 Prozent im Vergleich zum Vorquartal zurückgegangen.
Shahin Vallée vom European Institut der London School of Economics sagt: "Sogar der Schock von 2008/2009, die letzte große Krise, war klein im Vergleich zu dem, was wir jetzt erleben. So etwas hat es seit Kriegszeiten nicht mehr gegeben."
Der Rückgang bei den Erwerbstätigen ist die dramatischere Entwicklung
Die Pandemie wirkte sich auch auf den Arbeitsmarkt aus. Die Zahl der Erwerbstätigen ist in der gesamten EU im 2. Quartal um 2,7 Protenz gesunken. Auch dies, laut Eurostat, der stärkste Rückgang seit 1995.
In Spanien, Irland und Ungarn gab es die meisten Arbeitsplatzverluste, während Malta das einzige Land war, in dem es einen Anstieg der Beschäftigung gab.
Gaetano Gaballo von der HEC Paris Business School meint: "Die Zahlen der Arbeitslosigkeit sind erschreckender als die des Bruttoinlandsprodukts. Denn der Verlust des Arbeitsplatzes ist ein harter Einschnitt im Leben, er kann über einen Lebenszyklus hinweg zu dauerhaften Verlusten führen, daher denke ich, dass die Arbeitslosigkeit das wichtigere Thema ist."
In Deutschland und vielen anderen Staaten haben staatliche Unterstützungsprogramme wie Kurzarbeiterregelungen dazu beigetragen, den Stellenabbau zu begrenzen.
Diese Programme sind jedoch nur vorübergehend angelegt, sodass ein Anstieg der Arbeitslosigkeit in der Zukunft wahrscheinlich ist.