Wirtschaftliche Aussichten in der Covid-Vorweihnachtszeit

Wirtschaftliche Aussichten in der Covid-Vorweihnachtszeit
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Von James O'Hagan
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Sparen in der Coronakrise, Taiwan fürchtet den Dominoeffekt und die Islamische Wirtschaft ist vorsichtig optimistisch - Das sind die Themen in dieser Business-Line-Folge.

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Die New Yorker sind dieses Weihnachten sparsam. US-Verbraucher werden möglicherweise nicht viel von Werbeaktionen und Rabatten profitieren, da die Nachfrage das Angebot im Einzelhandel übersteigen wird. Taiwan hofft auf einen wirtschaftlichen Aufschwung im 4. Quartal, da seine Hauptexportmärkte in Europa und den USA Weihnachten feiern. In der weltweiten islamischen Wirtschaft gibt es Anlass zu vorsichtigem Optimismus. Das sind die Themen in dieser Business-Line-Folge.

Sparen ist angesagt

Wie anderswo auf der Welt schnallen New Yorker ihren Gürtel enger, durch das Coronavirus verursachte Wirtschaftskrisen schlagen sich in der Vorweihnachtszeit nieder. Aber Analysten glauben, dass in den USA die Nachfrage das Angebot übersteigen wird.

Die US-Einzelhandelsumsätze wuchsen im Oktober nur um 0,3 Prozent. Ein Anstieg der landesweiten Coronavirus-Infektionen und das Auslaufen einer wöchentlichen Aufstockung der Arbeitslosenunterstützung um 500 Euro hat die Ausgaben gebremst. Das führte zum langsamsten Wachstum der US-Einzelhandelsumsätze seit dem Frühjahr.

"Shoppen ist derzeit schwierig, denn das Geld ist knapp. Alle bleiben zu Hause, niemand bekommt im Moment einen Job. Die Wirtschaft läuft nicht so gut. Hoffentlich ändert sich das wieder", meint Debbie McIndoe, eine Einwohnerin von New York.

Auch die Gefahr eines weiteren Lockdowns verändert die Konsumgewohnheiten der Verbraucher in dieser Vorweihnachtszeit. Der Senior Retail Analyst Simeon Siegel von BMO Capital Markets, sagt:

"In den vergangenen 10 Jahren hörten wir immer wieder dieses Mantra, dass Menschen Erlebnisse und keine Dinge kaufen wollen. Aber in der aktuellen Krise kommt man nicht aus der Wohnung. Man reist nicht. Also werden Dinge zu Erlebnissen: Verkäufe wie Möbel, alles was ihr Zuhause verschönert, gehen durch die Decke - auch Sport zu Hause."

Keine Rabatte in Sicht

Außerdem halten sich Einzelhändler mit Preisnachlässen zurück, da die Nachfrage im Verhältnis zum Lagerbestand relativ hoch bleibt. Und nicht zuletzt, um eine Rabattschlacht wie am Black Friday zu vermeiden. Simeon Siegel:

"Das sind die ersten Feiertage seit langer Zeit, an dem die Nachfrage das Angebot übersteigen wird, man kann nicht mit vielen Rabatten rechnen. Aus Verbrauchersicht ist das Angebot also gering. Es wird nicht viel gekauft werden, deshalb wird es auch für die Händler enttäuschend werden. Aber die Margen und die Rentabilität werden wahrscheinlich besser ausfallen als seit langem", Weihnachtseinkäufe konzentrieren sich auf Baumärkte und Möbelgeschäfte so der Analyst: "Ich gehe davon aus, dass Verbraucher für die Geschäfte den Elementen trotzen werden, die ein überzeugendes Produkt anbieten, oder für etwas, was man online nicht kaufen kann. Und aktuell ist das Element natürlich das Wetter, aber noch offensichtlicher ist es die Pandemie."

Ilana Habibi, eine weitere New Yorkerin sagt: "Ich laufe mit einer Maske herum, ich achte sehr darauf, nichts anzufassen. Es ist sehr schwierig, auf diese Weise einzukaufen, aber ich habe trotzdem eine Menge Geld ausgegeben."

US-Einzelhändler müssen zwar dieses Weihnachten mit enttäuschenden Verkaufszahlen rechnen, aber sie profitieren von größeren Gewinnspannen.

Taiwan und die Angst vor dem Dominoeffekt

Auf der anderen Seite der Welt hofft das exportorientierte Taiwan, dass die Lockdowns in den USA und Europa keinen Dominoeffekt auf die Wirtschaftsaussichten für das vierte Quartal haben werden.

Taiwan mit einer Bevölkerung von fast 24 Millionen Einwohnern hat Ende November weniger als 700 bestätigte Fälle von COVID-19 und nur sieben Todesfälle gemeldet. Aber die exportorientierte Wirtschaft der Insel ist stark von der Nachfrage aus dem Westen abhängig. Das hat aber den Optimismus für einen wirtschaftlichen Aufschwung im letzten Quartal des Jahres 2020 nicht gebremst.

Venson Tsai, Finanzanalyst der Cathay Pacific Group: "Das Wichtigste an der aktuellen Situation ist, dass die Pandemie in Europa und den USA nur langsam Fuß fasst. Einige Städte in Europa sind im Lockdown, ihr Wirtschaftswachstum hat sich etwas verlangsamt. Solange in US-Städten kein Lockdown verhängt wird, können die USA mit einer Shopping-Spitzensaison im vierten Quartal rechnen. In diesem Fall können die Exporte Taiwans zum Jahresende immer noch einen Höchststand erreichen. Taiwans Wirtschaft ist also auf dem Weg der Erholung."

Aber viele lokale Unternehmen sind vom Tourismus und Inlandsverkäufen abhängig: "Die Geschäfte gingen stark zurück, um etwa 50 bis 60 Prozent. Es kommen keine Touristen mehr, das beeinträchtigt unseren Umsatz ernsthaft", erzählt Geschäftsinhaber Chen. "Unser Viertel hat sehr gelitten. Eingesessene Geschäfte in der Nachbarschaft haben dicht gemacht."

Für 2021 hofft man auf einen erfolgreichen Impfstoff gegen Covid-19 und auf eine Erholung der Wirtschaft.

Islamische Wirtschaft vorsichtig optimistisch

Die Konsumausgaben der Islamischen Wirtschaft beliefen sich 2019 auf über 1,85 Billionen Euro. Das geht aus dem 'Global Islamic Economy Report' hervor. Darüber sprach der euronews-Reporter mit dem Geschäftsführer des Entwicklungszentrums für islamische Wirtschaft in Duba (DIEDC):

Euronews-Reporter James O'Hagan:
Welche Bedeutung hat der Bericht über den Zustand der globalen islamischen Wirtschaft, was waren die wichtigsten Aussagen in diesem Jahr?

Abdulla Mohammed Al Awar, DIEDC-Geschäftsführer:
Er gibt uns Daten-Richtwerte der islamischen Wirtschaft. Für uns ist der Bericht eine Informationsquelle im Hinblick auf Schlüsselinvestitionen in den verschiedenen Wirtschaftssektoren. 2019 zeigte, dass Verbraucher fast 2,02 Billionen US-Dollar für Bereiche der islamischen Wirtschaft ausgaben wie Halal-Lebensmittel, Pharmazeutika, Kosmetika, familienfreundlicher Tourismus, Medien und Freizeit. Und der Bericht liefert Daten über das islamische Finanzvermögen, das sich auf 2,88 Billionen US-Dollar belief. Die Vereinigten Arabischen Emirate haben sich erfreulicherweise gut entwickelt. Sie gehören zu den drei Spitzenländern der Islamischen Wirtschaft. Sie führen in zwei Wirtschaftsbereichen: Medien und Freizeit, sowie in Modest Fashion.

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Euronews:
Wie wichtig war der Fintech-Sektor für den Erfolg der VAE?

Abdulla Mohammed Al Awar:

Sehr wichtig, um ehrlich zu sein. Die Fintech-Branche ist durch die Ereignisse im Jahr 2020 noch mehr in Schwung gekommen. Die gesamte Digitalisierung des Bankensektors und des Islamischen Finanzsektors in den vergangenen Jahren hat gezeigt, dass man in Fintech investieren muss, um in diesem Sektor erfolgreich zu sein.
**
Euronews:**

Gab es überraschende Informationen aus dem aktuellen Bericht?

Abdulla Mohammed Al Awar:
Im Halal-Lebensmittelbereich mischen viele nicht-muslimische Länder mit. Die heutigen Produzenten für Lebensmittel und Ihre Exporteure kommen aus Australien, aus den USA, aus Südamerika. Einige europäische Länder verzeichnen einen hohen Export an Halal-Lebensmitteln. Für mich heißt das, dass es sich um ein globales Wirtschaftssystem handelt. Uns bietet das die Möglichkeit, mit anderen Nationen zusammenzuarbeiten, die die islamische Wirtschaft als wichtigen Bestandteil ihrer Strategien betrachten. Malaysia, die Vereinigten Arabischen Emirate, Saudi-Arabien - das historisch gesehen immer eine führende Rolle in diesem Bereich gespielt hat. Aber auch Indonesien ist beispielsweise in den vergangenen zwei Jahren sehr schnell in der Rangliste gestiegen, weil die dortige Regierung Strategien formuliert hat, die speziell auf die islamischen Wirtschaftssektoren ausgerichtet sind.

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