Mit industriepolitischen Ideen reagiert die EU auf den globalen Mangel von Mikroprozessoren.
Die Covid-Krise hat Europas Autobauer dazu gezwungen, die Produktion herunterzufahren - aus Mangel an Mikoroprozessoren. Das gleiche Bild in den USA. Vor dem Hintergrund dieses Engpasses füllen sich die Lager in China, dem globalen Zentrum der Chip-Produktion.
Grund genug für die EU-Kommission, eine neue Industriepolitik zu formulieren. In den nächsten zwei bis fünf Jahren würden im Automobilbau Halbleiter ein gutes Drittel des Verkaufspreises eines Fahrzeugs ausmachen, so EU-Binnemarktkommissar Thierry Breton. Daher sei die Branche strategisch von höchster Bedeutung. Vor zwanzig Jahren habe Europa noch 40 Prozent der globalen Mikroprozessoren hergestellt, heute sei es nur noch neun Prozent.
Die Autobranche trägt sechs Prozent zur Wirtschaftsleistung Europas bei und beschäftigt rund 14 Millionen Menschen.
Brüssel will eine sogenannte EU-Halbleiterallianz begründen, die die heimische Produktion und die Zusammenarbeit unter den Mitgliedsstaaten stärken soll. Vorbild ist die EU-Batterieallianz von 2017, die seitdem mehr als 100 Milliarden Euro an Investitionen begünstigt hat.
Die Kommission hat 34 Produkte, 137 Materialien und 32 Branche ausgemacht, die von besonderer strategischer Bedeutung sind. Etwa die Hälfte dieser strategischen Artikel werden derzeit aus China in die EU importiert.
Da sich Halbleiter in zahlreichen Alltagsprodukten finden, warnen Fachleute vor einer direkten Wirkung auf die Bevölkerung. Höhere Preise und weniger Kaufoptionen - das seien die direkten Folgen für die Bürger, sagt Simone Tagliapetra von Bruegel. Und deswegen müsse Europa zum Schutz der Bürger handeln.
Brüssel sieht die industriepolitische Offensive auch als Unterstützung des grünen Umweltpakts.