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Schlecht bezahlt und überlastet: Lehrer - ein Albtraumberuf?

Lehrerin im Klassenzimmer
Lehrerin im Klassenzimmer Copyright KENDRA STANLEY-MILLS/AP
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Von Inês Trindade PereiraEuronews
Zuerst veröffentlicht am Zuletzt aktualisiert
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Dieser Artikel wurde im Original veröffentlicht auf Englisch

In den meisten EU-Mitgliedsländern bleiben zu Beginn des Schuljahres viele Lehrerstellen unbesetzt. Der Lehrerberuf gilt teils als nicht attraktiv. Besonders Portugal steht vor einer großen Herausforderung.

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Zu Beginn des neuen Schuljahres haben 24 EU-Mitgliedstaaten mit Lehrermangel zu kämpfen, was sich wiederum auf das Lernen der Schülerinnen und Schüler auswirkt. Zu den am stärksten betroffenen Ländern gehört etwa Schweden, wo rund 153.000 qualifizierte Lehrkräfte bis zum Jahr 2035 benötigt werden.

Nur Kroatien und Zypern meldeten laut dem Bericht der EU-Kommission "Education and Training Monitor 2023" keinen Mangel an Lehrkräften, während Griechenland anhand der vorhandenen öffentlichen Daten nicht beurteilen kann, ob der gesamte Bedarf gedeckt ist oder ob es in bestimmten Fächern zu Engpässen kommen könnte.

In den meisten Ländern besteht ein Mangel an Lehrkräften insbesondere in den MINT-Fächern und an qualifiziertem Personal für die frühkindliche Bildung und Betreuung. Die Gewerkschaft Erziehung und Wissenschaft (GEW) warnte davor, "die Standards für pädagogische Qualifikationen zu senken, um den Personalmangel auszugleichen".

Was sind die Hindernisse?

Der Lehrerberuf leidet unter diversen unattraktiven Gesichtspunkten, wie etwa geringe Bezahlung, unsichere Arbeitsplätze und hohe Arbeitsbelastung. Gauthier Catteau war Lehrer für Geografie im französischsprachigen Teil Belgiens. Er begann seine Lehrtätigkeit im Alter von 22 Jahren.

Als er 29 Jahre alt wurde, gab Catteau den Lehrerberuf auf und wechselte ins Ingenieurwesen. Zuvor hatte er einmal vor 39 Jugendlichen unterrichtet. "Ich bin jeden Tag drei Stunden hin und her gependelt, um zur Schule zu kommen, weil ich auf dem Land wohne", sagt er. "Und ich habe mich entschieden, in Brüssel zu arbeiten, weil mir das eine gewisse Sicherheit gab."

Der lange Arbeitsweg, die hohe Arbeitsbelastung und die begrenzten Berufsaussichten schienen mit seinem Wunsch, eine Familie zu gründen, unvereinbar. Im Jahr 2021 waren laut Eurostat nur 8 Prozent aller Lehrkräfte jünger als 30 Jahre.

Im Jahr 2021 waren in der EU 5,24 Millionen Lehrkräfte in der Primarstufe sowie in den Sekundarstufen I und II beschäftigt
Im Jahr 2021 waren in der EU 5,24 Millionen Lehrkräfte in der Primarstufe sowie in den Sekundarstufen I und II beschäftigtEurostat

Düstere Aussichten für Portugal

Die kriegsbedingte Integration ukrainischer Kinder in die Schulen der EU hat das Problem des Lehrermangels in Europa ebenfalls verschärft. Im Februar 2023 waren in Polen 43.800 vertriebene Kinder aus der Ukraine in der frühkindlichen Bildung eingeschrieben.

Inzwischen leiden viele Länder unter einer alternden Lehrerpopulation, dazu wird in den nächsten Jahren eine Welle von Pensionierungen erwartet, was den Druck auf das System nur noch erhöht.

In Portugal schätzt eine der Lehrergewerkschaften, Fenprof, dass zwischen 4.700 und 4.800 Lehrer in den Ruhestand gehen werden – "die höchste Zahl seit der Jahrtausendwende". Das Land wird bis 2030 mehr als 30.000 neue professionelle Pädagogen benötigen.

Eine EU-weite Lösung?

Die Europäische Kommission hat die Mobilität von Lehrerinnen und Lehrern gefördert und innovative Lehrmethoden mit einem Preis ausgezeichnet, um den Mangel zu beheben und das Ansehen des Berufs wiederherzustellen.

Viele EU-Länder haben auch versucht, Ruheständler in den Beruf zurückzuholen und die Lücken mit Zeitverträgen als Notlösung zu füllen.

Im April dieses Jahres sagte der irische ASTI-Generalsekretär Kieran Christie, dass das Bildungsministerium "völlig umdenken" müsse, um den derzeitigen Lehrermangel zu beheben. Christie schlug vor, eine Reihe von Initiativen zu ergreifen, um Anreize für die Rückkehr von Lehrern zu schaffen, die Irland verlassen haben, um im Ausland zu arbeiten.

Eine Lösung auf EU-Ebene könnte sich jedoch als schwierig erweisen. "Einer der Gründe, warum es schwierig ist, einen europaweit vergleichbaren länderübergreifenden Indikator für den Lehrermangel zu erstellen, liegt darin, dass die Länder unterschiedliche institutionelle Bildungsvorschriften haben", schrieb der Bildungsökonom Giorgio Di Pietro in einem technischen Bericht für die Gemeinsame Forschungsstelle der EU.

"So können beispielsweise formale Lehrbefähigungen in verschiedenen Ländern auf unterschiedliche Weise erworben werden. In einigen Ländern wird man automatisch Lehrer, wenn man das Vorbereitungsprogramm für Lehrer abschließt, während in anderen Ländern zusätzliche Schritte zu absolvieren sind."

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