Mannings Entschuldigung -- wahre Reue oder erpresstes Geständnis?

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Von Euronews
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“Ich habe geglaubt, dass ich die Welt verbessern kann”, sagte Bradley Manning vor dem Militärgericht bei Washington. “Ich bereue die unbeabsichtigten Folgen meines Handelns” , sagte der 25jährige Obergefreite weiter. “Es tut mir leid, dass ich Menschen geschadet habe. Es tut mir leid, dass ich den Vereinigten Staaten geschadet habe.”

Das Verfahren gegen Manning befindet sich in der Phase, in der das Strafmaß festgelegt wird. Wollte der Angeklagte mit seiner Entschuldigung Einfluss auf die Richterin nehmen und eine geringere Strafe erwirken? Oder handelt es sich um den Ausdruck wirklich empfundener Reue? Die Einschätzung des Prozesses gegen den Wikileak-Informanten und seine Motive bleibt umstritten.

Die Enthüllungsplattform, der Manning hunderttausende Geheimdokumente zugespielt hatte, glaubt, die Entschuldigung sei unter Zwang zustande gekommen. In einer Mitteilung erklärte Wikileaks, Manning sei während der Haft misshandelt worden. Die erzwungene Entschuldigung diene einzig dazu, ihn zu erniedrigen. Manning sei eine Symbolfigur für menschlichen Widerstand und Mut, so Wikileaks, er müsse sofort aus der Haft entlassen werden.

Das Material, das Manning Wikileaks 2010 zuspielte, machte die Website und ihren Gründer Julian Assange weltberühmt. Manning war damals im Irak stationiert und die veröffentlichten Geheimdokumente vermittelten ein bis dahin unbekanntes Bild vom Krieg gegen Saddam Hussein. Viele waren schockiert von Videoaufnahmen, die aus einem US-Kampfhubschrauber gemacht wurden und zeigen, wie zwölf Menschen erschossen werden, darunter, wie sich später herausstellte, zwei Jounalisten.

Kriegsgegnern und Internetaktivisten gilt Manning als Verteidiger der Informationsfreiheit. Die Anklagevertreter bezeichneten ihn als einen arroganten Soldaten, der al-Kaida unterstützt und den USA geschadet habe.

Mannings Verteidiger erklärten sein Verhalten mit dem Stress, dem er während des Kriegseinsatzes in Irak ausgesetzt war und mit seinen Persönlichkeitsproblemen. Er sei wegen seiner sexuellen Orientierung zunehmend in Isolation geraten.

Bradley Manning droht eine Höchststrafe von 90 Jahren. Ob er jemals wieder aus dem Gefängnis entlassen wird, entscheidet sich noch in diesem Monat. Seiner Richterin sagte Manning: “Ich weiß, dass ich für meine Entscheidungen einen Preis zahlen muss.”

Mannings Motive für sein Handeln bilden die Grundlage für das Urteil des Gerichts. Es muss entscheiden, ob er als Vaterlandsverräter, Kämpfer für Informationsfreiheit oder überforderter junger Soldat gehandelt hat.

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