Boten-RNA: Die Zukunft der Impfstoffe?

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Von Euronews
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Alle kennen mittlerweile DNA. Aber wußten Sie, dass ihre kleine Schwester RNA unserem Organismus dabei helfen kann, seine eigenen Medikamente zu

Alle kennen mittlerweile DNA. Aber wußten Sie, dass ihre kleine Schwester RNA unserem Organismus dabei helfen kann, seine eigenen Medikamente zu produzieren? In einem Labor in Tübingen versuchen Wissenschaftler den Geheimnissen der RNA-Moleküle auf die Spur zu kommen.

RNA das steht für Ribonukleinsäure. Die Forscher interessieren sich insbesondere für die Boten-RNA oder Messenger RNA. Dieses Molekül hilft dem Organismus sich selbst zu heilen.

Dr. Mariola Fotin-Mleczek erklärt: “Messenger RNA ist ein faszinierendes Molekül, weil das von der Natur aus vorgesehen ist, um ein Therapeutikum zu werden, kann man so sagen. Es stellt eine Bauanleitung für unsere Zellen, und nach dieser Bauanleitung kann eine menschliche Zelle jedes beliebige Protein herstellen. Das Protein muss ja nicht human sein, kann aus Pathogenen kommen, aus Viren, Bakterien und somit kann ja die RNA als Therapeutikum optimal eingesetzt werden. Das Immunsystem lernt, dieses Protein, das aus dem Virus oder aus dem Bakterium kommt, als fremd zu erkennen und dagegen eine Immunantwort auszuwählen. Wir nehmen Beispiel an der Natur, wir modifizieren die RNA nicht chemisch, sondern suchen in der Natur nach Elementen, die wir nachträglich dann in die RNA einbauen können, die bestimmte Eigenschaften des Moleküls noch verbessern.”

Dieses Biomolekül hat laut den Forschern ein riesiges Potential. Mit ihm können neue Immuntherapien gegen Krebs oder Impfstoffe gegen ansteckende Krankheiten entwickelt werden.

Dr. Florian von der Mülbe zufolge ist die Entwicklung relativ einfach und schnell: “Die Hauptvorteile der gesamten RNA-Produktion ist, dass es sich um eine Plattform handelt. Das heißt, dass wir immer den gleichen Produktionsprozess verwenden können, egal welches Zielmolekül wir angehen. Ob es jetzt ein Krebsvakzin ist oder im prohylaktischen Bereich ein Vakzin zu machen gilt, wir haben immer den gleichen Produktionsprozess, weil wir nur die Information, die in den Prozess eingeht ändern.”

Das biopharmazeutische Unternehmen CureVac hat 2014 den mit zwei Millionen Euro dotierten Vaccine-Preis der Europäischen Union gewonnen. Die Impfstofftechnologie, die auf der Boten-RNA basiert hat die Jury überzeugt. Die Forscher sind davon überzeugt, dass Impfstoffe dieser Technologieplattform die Entwicklung, Herstellung und weltweite Auslieferung von Impfstoffen revolutionieren könnten.

Die erste Studie mit Prostatakrebs-Patienten ist laut Dr. Ingmar Hoerr vielversprechend: “Aus dem Ansatz kann man also in alle vielfältigen Bereiche hineingehen. Und es ist eigentlich wirklich fast eine Unendlichkeit, die man da sehen, wo man da hineingehen kann. Die Sache ist, wie bringt man das jetzt auf die Straße ? Und womit fängt man an, dass man so das erste Medikament auf den Markt bringt. Und wir haben gerade klinische Versuche im Rahmen der Protstatakarzinomstudie, die wir machen, wo wir jetzt schon richtig gute Daten generieren können an Patienten, die uns dann in Richtung Zulassung voranbringen werden. Das heißt wir sind relativ nah schon an diesem Ziel, das erste Medikament auf den Markt zu bringen, wenn wir diese Studien jetzt auswerten können.”

Die Forscher arbeiten auch an Immuntherapien gegen Lungenkrebs und an der Entwicklung prophylaktischer Impfstoffe, die keine lückenlose Kühlkette beim Transport benötigen.

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