Palmyra: Trümmer und Narben

Palmyra: Trümmer und Narben
Von Andrea Büring
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Der Kampf um Palmyra ist seit einer Woche beendet. Zwar schweigen die Waffen, doch noch immer gehen Minen hoch. Sprengsätze, die von fliehenden

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Der Kampf um Palmyra ist seit einer Woche beendet. Zwar schweigen die Waffen, doch noch immer gehen Minen hoch. Sprengsätze, die von fliehenden IS-Dschihadisten zurückgelassen wurden, wie der französische Sender France 2 berichtet.

Palmyra in Trümmern. Die russische Armee flog 2000 Luftangriffe in nur 14 Tagen.
Syrische Soldaten durchkämmen die Gebäude und finden ein Labor zur Herstellung von Bomben. Azeton, Säuren, Reagenzgläser, elektrische Kabel. Ein explosiver Cocktail, der in gleicher Zusammensetzung bei den Attentaten von Paris und Brüssel verwendet wurde.

Zehn Monate lebten die Menschen in Palmyra unter der Kontrolle von ISIL. Viele Einwohner flohen. Neue Beamte wurden rekrutiert. Der jüngste rekrutierte Neuzugang war kaum 14 Jahre alt. Das belegen Unterlagen, die die Dschihadisten in Palmyra zurückließen. Aus ihnen geht auch hervor: Der Preis einer Frau für ein halbes Jahr lag bei umgerechnet drei Euro. Und: Wer raucht, musste für zwei Wochen ins Gefängnis.

Urteile, gefällt von einem Gericht, das von den Einwohnern Palmyras gefürchtet wurde. Ein Syrer wurde von seinen Nachbarn angeschwärzt. Die Strafe: zwei Wochen Gefängnis, zusammengepfercht mit 100 anderen in einer Zelle. Davon zeugen noch die Unterschriften auf den Wänden. Er möchte anonym bleiben: “Wir waren in permanenter Angst. Man sagte uns: Entweder ihr werdet geköpft, oder euch wird die Kehle aufgeschlitzt.”
Der Mann hatte Glück und wurde befreit, doch viele bezahlten mit dem Leben.

Mohammed konnte vor der Belagerung aus der Stadt fliehen, sein Sohn aber wollte bleiben. Mohammed erinnert sich, “mein Sohn sagte ihnen, er habe sich nichts zu Schulden kommen lassen. Palmyra sei seine Stadt. Ihre Antwort: Wir werden dir nicht den Gefallen tun, dass du HIER hingerichtet wirst. Mein Sohn wurde in die nächste Stadt gebracht, wo er erschossen wurde. Sie filmten die Exekution und stellten sie ins Netz. Möge Gott diejenigen bestrafen, die unschuldige Menschen töten.” Die Leiche seines Sohnes hat Mohammed nie gefunden.

Außerhalb von Palmyra finden syrische Soldaten ein Massengrab. 40 Leichen werden ins Krankenhaus von Homs überführt. Doch sie sind, wie es scheint, nur die Spitze des Eisbergs. Das France 2-Kamerateam findet weitere Leichenteile in der Stadt. Laut der syrischen Regierung habe der so genannte IS während der Besetzung von Palmyra an die 300 Menschen hingerichtet.

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