Ein fester Job: der Hauptgewinn im Spiel?

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Von Euronews
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In Europa gibt es 10,5 Millionen Langzeitarbeitslose und einen Bedarf für einen EU-weiten Aktionsplan.

Real economy erkundet diese Woche, welche Belastung die Langzeitarbeitslosigkeit für unsere Kinder, unsere Familien und unsere Staatsfinanzen mit sich bringt. Wir sind in Schweden, um herauszufinden, mit welchen Mitteln die Schweden die Langzeitarbeitslosigkeit niedrig halten, trotz eines Zustroms von Menschen aus der ganzen Welt.

Lassen Sie uns ein hypothetisches Szenario erstellen, wonach jeder auf den Straßen Stockholms einen von Europas Arbeitslosen repräsentiert: Die Hälfte ist seit einem Jahr arbeitslos, zwei Drittel der Menschen sind seit mehr als zwei Jahren ohne Arbeit.

Crashkurs über die neuesten EU-Vorschläge

Wenn Langzeitarbeitslosigkeit ein Flipperspiel wäre, wie bekäme man die höchste Punktzahl – einen Job? Derzeit fällt einer von fünf Langzeitarbeitslosen durch das Netz, aufgrund mangelnder Koordination zwischen Sozial- und Beschäftigungsdienstleistungen. Das bedeutet, dass lediglich 73 Prozent registriert sind oder die niedrige Unterstützung, die es gibt, bekommen. Arbeitgeber sind an den meisten aktuellen Systemen nicht beteiligt. Laut einem neuen EU-Vorschlag muss ein Langzeitarbeitsloser für die Wiedereingliederung in den Arbeitsmarkt sich zuerst beim Arbeitsamt anmelden. Dann braucht man eine Einzelfallprüfung. Mehr Punkte bekommt man durch eine Wiedereingliederungs-Vereinbarung (Job Integration Agreement), die Folgendes gewährleisten muss: Mentoring und Unterstützung bei der Jobsuche, Aus- und Weiterbildung sowie Unterstützung für Wohn- und Transportkosten, Kinderbetreuung oder Rehabilitation je nach den bestehenden Leistungen der einzelnen Länder. Der Arbeitssuchende sollte nur einen Ansprechpartner haben. Aber der Jackpot kommt von engagierten Arbeitgebern.

In den meisten europäischen Ländern sind lediglich rund 20 Prozent der Beschäftigungsprogramme auf Langzeitarbeitslose ausgerichtet, trotz der hohen Zahlen. Die Ausgaben konzentrieren sich auf öffentliche Arbeitsprogramme und es wird zu wenig getan, um Arbeitgeber miteinzubeziehen. Wie kann man unter diesen Bedingungen, Arbeitslose wieder in den Arbeitsmarkt eingliedern? Hier die Analyse von Giovanni Magi:

Vorbild Slowakei

Die Slowakei gehört zu den europäischen Ländern mit einem robusten Wirtschaftswachstum von drei Prozent. Die Arbeitslosenquote liegt leicht unter europäischem Durchschnitt, aber mit einer Besonderheit: 9,4 Prozent der Erwerbstätigen sind arbeitslos, davon mehr als 60 Prozent seit über einem Jahr, d.h. Langzeitarbeitslose.

Viele von ihnen wurden Opfer der sich verändernden Weltwirtschaft, so wie der Langzeitarbeitslose Radovan Cechovic:

“Ich habe in der Telekommunikation gearbeitet. Mit dem technologischen Fortschritt wurde das Team kleiner, es wurden nicht mehr so viele Leute gebraucht. Ich wurde entlassen.”

Auch Eleonora Orbanova ist seit Langem arbeitslos:

“Leider ist meine Arbeit mehr für Männer geeignet und meistens hat man einen Mann oder jemand Jüngeren genommen.”

Mit mehreren Maßnahmen ging die slowakische Regierung dieses Problem an: Steuersenkung für Niedriglohnempfänger, Arbeitslosengeld für Langzeitarbeitslose, Neuorganisation des Arbeitsamtes sowie die Einrichtung von Sektorräten, an denen rund 1000 Fachkräfte aus dem ganzen Land beteiligt sind. Sie sollen die bestqualifizierten Menschen für die Besetzung der offenen Stellen finden.

“Es ist nicht möglich, dieses Problem ohne eine enge Zusammenarbeit mit den Arbeitgebern zu lösen. Denn sie sind diejenigen, die für die Beschäftigung verantwortlich sind. Deshalb müssen wir ihnen zuhören, um zu sehen, wie der ideale Mitarbeiter aussehen und welche Fähigkeiten er haben sollte”, sagt Branislav Ondruš, Staatssekretär im slowakischen Arbeitsministerium.

Euronews-Reporter Giovanni Magi fasst zusammen:

“Die Langzeitarbeitslosigkeit ist ein europäisches Problem. In vielen Ländern sind mehr als die Hälfte der Arbeitslosen seit über einem Jahr untätig. Das ist einer der Faktoren für den Anstieg der Armut in Europa seit Beginn der Wirtschaftskrise. “

Dieser junge Spanier gehörte zu den Langzeitarbeitslosen. Jetzt hat er einen Job in der Slowakei gefunden. Die Konkurrenz unter den Arbeitssuchenden ist gnadenlos:

“Für einen Arbeitsplatz gibt es viele Bewerber. Man muss sich abheben, sich gut verkaufen und die Person, die vor ihnen steht und ihren Lebenslauf liest, dazu bringen, einen auszuwählen, sodass sie sagt: Ja, der ist gut, er ist genau das, was wir brauchen. Man muss jeden Tag mit dem Gedanken aufstehen, das könnte der große Tag sein. Immer weiter suchen. Die Slowakei hat mich gefunden und ich die Slowakei. Es hat geklappt und jetzt bin ich hier”, so Iván Escalante López.

Das ist eine Geschichte von persönlichem Engagement und Beharrlichkeit. Aber sie zeigt auch, wie die richtige Berufsausbildung sowie eine bessere Koordination zwischen nationaler Politik und den Anforderungen der Berufswelt konkrete Ergebnisse erzielen können. Auch im europäischen Maßstab.

Schwedens Fördermaßnahmen

Schwedens Arbeitsprogramme sind seit jeher ein Vorbild für den Rest der Welt. Die Bevölkerung wächst und das ist eine ganz neue Herausforderung für die schwedische Arbeitsministerin Ylva Johansson.

Euronews-Reporterin Maithreyi Seetharaman:
“Welche Politik hat in der Vergangenheit funktioniert und was musste sich ändern?”

Schwedens Arbeitsministerin Ylva Johansson:
“Als schwedischer Minister sagt man ‘In Schweden haben wir ein System’. Aber wenn es darum geht, Neulingen beim Einstieg in den Arbeitsmarkt zu helfen, gibt es eine Lücke im System. Für die Menschen, die vergangenes Jahr nach Schweden kamen und jetzt in den Arbeitsmarkt drängen, müssen wir also neue Strategien entwickeln. Bildungspolitik ist ein wichtiger Teil davon, Weiterbildung, zusätzliche Ausbildung, Praktika, Arbeitsmöglichkeiten. All das muss man zu einem schnellen Weg in den Arbeitsmarkt kombinieren. Zweitens muss man die Sozialpartner einbeziehen, vor allem die Gewerkschaften sind dabei sehr wichtig. Da gibt es bei uns eine lange Tradition.”

Euronews:
“Glauben Sie, der Wohnungsmarkt, der Arbeitsmarkt muss sich ändern?”

Ylva Johansson:
“Ja, der Arbeitsmarkt ist nicht so geregelt. Er ist meistens durch Tarifverträge der Sozialpartner geregelt, er ist ziemlich flexibel. Aber der Wohnungsmarkt braucht einige große Reformen, die Regierung arbeitet daran.”

Euronews:
“Gibt es neue Ideen, die man auf den Tisch bringen kann, angesichts des Versorgungsschocks, den die Migration mit sich gebracht hat?”

Ylva Johansson:
“Man muss Menschen mit einem niedrigen Bildungsniveau die Möglichkeiten geben, ihre Erwachsenenbildung zu finanzieren, ohne dass sie Schulden machen müssen. Sie bekommen als staatliche Unterstützung, dass sie eine höhere Schulausbildung machen können. Eine weitere Initiative hilft Menschen, ihren Führerschein zu machen. Das könnte helfen einen Job zu finden oder nicht.Wir versuchen also ein System zu installieren, das den Leuten hilft, ihren Führerschein zu finanzieren.”

Euronews:
“Was würden Sie ihren europäischen Kollegen empfehlen?”

Ylva Johansson:
“Wir leben in einer Welt, in der viele Menschen vor der Hölle fliehen. Wir müssen Verantwortung übernehmen. Dies ist meiner Meinung nach das Wichtigste. Wir brauchen Reformen auf dem Arbeitsmarkt. In Schweden haben wir zum Beispiel die höchste Beschäftigungsquote in der Europäischen Union, gerade jetzt im Augenblick und bereits seit einigen Jahren. Unser Arbeitsmarkt funktioniert also ganz gut. Wir müssen also aufpassen, dass wir nicht gut funktionierende Dinge zerstören. Wir brauchen Reformen für diejenigen, die spezifische Bedürfnisse haben, aber wir müssen vorsichtig sein mit Reformen, die den ganzen Arbeitsmarkt auf den Kopf stellen.”

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