Ratingagentur Moody's: Schlechtere Note für China

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Von Euronews
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Zweifel an der Reformfähigkeit, sinkende Devisenreserven und vor allem das Schuldenrisiko: Die Ratingexperten von Moody's sehen Chinas Bonität kritisch. Die amerikanische Agentur hat die Kreditwürdigkeit der weltweit zweitgrößten Volkswirtschaft China gesenkt, zum erstenmal seit fast 30 Jahren.

Moody’s downgradesChina, warnsof fading financialstrengthas debtmountshttps://t.co/1TXBqEg0Vmpic.twitter.com/e5LCquH3q7

— Reuters Top News (@Reuters) 24 mai 2017

Craig Erlam, Analyst, Oanda, London:

“Es hieß immer, China wolle sich von einem Investitions- und Export-geführten Wirtschaftsmodell entfernen und sich stärker auf ein nachhaltigeres Modell mit mehr Inlandsverbrauch konzentrieren. Aber wie wir in den letzten Jahren gesehen haben, sobald irgendwelche Schwierigkeiten auftauchen, fällt man ein paar Jahre zurück. Es wird Geld für die Infrastruktur gesteckt und versuchen, die Wirtschaft direkt zu stützen.”

Die Bewertung sinkt um eine Stufe von “Aa3” auf “A1”. In der Skala von Moody’s ist das die fünftbeste Note. In Worten: “Sichere Anlage, sofern keine unvorhergesehenen Ereignisse die Gesamtwirtschaft oder die Branche beeinträchtigen”.

Zugleich wurde der Ausblick von negativ auf stabil gesetzt. Eine weitere Abstufung ist also zunächst nicht zu erwarten.

Kritisch sehen die Analysten von Moody’s vor allem die Schuldensituation Chinas. Sie erwarten, dass die landesweite Verschuldung in den kommenden Jahren weiter steigt. Weil die politische Führung hohen Wert auf ein starkes Wirtschaftswachstum lege, werde sie weiterhin konjunkturstützende Maßnahmen ergreifen. Dies bringe eine höhere Verschuldung mit sich.

Die Ratingagentur erwartet, dass die staatliche Schuldenquote, also die Staatsverschuldung im Verhältnis zum Wirtschaftswachstum, bis zum
Ende des Jahrzehnts graduell ansteigt, bis auf 45 Prozent des Bruttoinlandsprodukts (BIP). Das sei vergleichbar mit der direkten Staatsverschuldung anderer Länder, die ähnlich wie China bewertet sind.

Die Gesamtverschuldung Chinas beträgt schon jetzt rund 250 Prozent des BIP.

LANGSAMERES WACHSTUM

Moody’s zu den Wachstumsaussichten: Das Wachstum des Bruttoinlandsprodukts (BIP) habe in den letzten Jahren von einem Höchstwert von 10,6% im Jahr 2010 auf 6,7% im Jahr 2016 abgebremst. Diese Verlangsamung spiegele weitgehend eine strukturelle Anpassung wider, die so weitergehen dürfte. Das Wachstumspotenzial Chinas dürfte in den nächsten fünf Jahren auf knapp 5 Prozent zurückgehen.

CHINA DAGEGEN

Die chinesische Führung wehrte sich gegen das aus ihrer Sicht unangebrachte Urteil. Das Finanzministerium in Peking warf Moody’s eine verfehlte Methodik vor, bei der ein «pro-zyklischer Ansatz» verfolgt werde. Zudem unterschätze die Ratingagentur die Fähigkeit Chinas zu wirtschaftlichen Strukturreformen.

Der Devisenberg des Landes ist seit Mitte 2014 zwar um ein Viertel geschrumpft, beträgt aber immer noch 2,7 Billionen Euro.

FINANZMÄRKTE

Die Reaktion an den Finanzmärkten auf die Ratingentscheidung hielt sich in Grenzen.

Am chinesischen Aktienmarkt stabilisierten sich die Kurse nach einem Minus zu Handelsbeginn. Chinas Landeswährung Yuan, die in Grenzen durch den Staat kontrolliert wird, fiel ebenfalls nur zeitweise zurück.

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su mit dpa

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