Was tun gegen Kinderarmut?

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Interview mit der OECD-Sozialexpertin Monika Queisser

Auf welche Symptome sollte man achten? Und ist die Sparpolitik an allem Schuld? Wir befragten Monika Queisser, Sozialexpertin bei der Organisation für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung (OECD).

Sophie Claudet, euronews:
“Wir haben in unserer Reportage gesehen, dass sich in Spanien Kinderarmut oft in Fehlernährung niederschlägt. Worauf sollte man noch achten?”

Monika Queisser:
“Kinderarmut ist natürlich zuerst einmal Armut von Haushalten mit Kindern. Deshalb ist es also allem voran sehr wichtig, dass die Eltern Arbeit finden, gutbezahlte Arbeit, um die Kinderarmut zu mindern. Dann sind aber noch andere Maßnahmen nötig, um Familien mit Kindern zu helfen, eine gute Lebensqualität zu haben, zum Beispiel muss Kinderbetreuung verfügbar sein, damit die Eltern arbeiten gehen können. Die Kinder können auch nicht immer am Sozialleben teilhaben, die Eltern können sich die Klassenreisen nicht leisten, Musikunterricht, und in einigen Ländern haben wir sogar gesehen, dass Kinder im Winter in schlecht geheizten Räumen leben müssen. Das ist ein anderer Indikator, auf den man achten muss, neben der Fehlernährung.”

euronews:
“Wenn jemand mit solchen Nachteilen ins Leben startet, dann kann das Auswirkungen auf den ganzen Rest seines Lebens haben.”

Monika Queisser:
“Menschen mit einer schwierigen Kindheit haben oft Schulprobleme, Schwierigkeiten auf dem Arbeitsmarkt, und können sich keinen guten Lebensstandard leisten. Diese Ungleichheit verfolgt sie ihr ganzes Leben. Mit fünfzig ist für sie die Ungleichheit tief verwurzelt, und wenn sie das Rentenalter erreichen, ist es sehr schwierig für die Rentenpolitik, all das auszugleichen, was im Lebenszyklus dieser Menschen vorher schieflief.”

euronews:
“Kann man mit Fug und Recht sagen, dass die Sparpolitik sich in weniger Sozialpolitik niederschlug und dass die Schwächsten dem zum Opfer fallen?”

Monika Queisser:
“Einige Länder waren in der Lage, trotz Sparpolitik die schwächsten Bevölkerungsgruppen zu schützen. Im Falle Spaniens, das wir ja gerade gesehen haben, gibt es ein Problem bei den Kindersozialleistungen und der Kinderpolitik, die auf lokaler Ebene finanziert werden. Wenn eine Kommune sehr arm ist und keine Mittel mehr hat, um diese Leistungen zu zahlen, dann werden die Kinder natürlich disproportional darunter leiden. Viele südeuropäische Länder haben ihre Politik derart gestaltet, dass das meiste Geld und die meiste Aufmerksamkeit der Rentenpolitik gewidmet ist. Und auch wenn viele Renter das wirklich nötig haben, bedeutet dies, dass es nur noch wenig Spielraum für die armen Leute im Erwerbsalter oder für arme Kinder gibt, um Sozialleistungen zu bekommen.”

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