Bataclan-Attentäter ein Märtyrer? Frankreich "zutiefst geschockt" über Berliner Kunst

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Von Alexandra Leistner
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Die Organisatoren wehren sich gegen den Vorwurf, die Installation im Berliner Kunstquartier Bethanien vermische Märtyrertum und Terrorismus.

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"Was ist eine Märtyrerin, welche Personen sind berechtigt, sich als Märtyrerin zu bezeichnen oder bezeichnet zu werden und welche Rolle spielt derdie Märtyrer*in in unserer gegenwärtigen Welt?".

Eine Ausstellung, die im Berliner Kunstquartier Bethanie, die sich diesen Fragen widmet, hat in Frankreich Bestürzung ausgelöst. Der Grund: Im "Märtyrermuseum" ist unter anderem einer der Attentäter vom Anschlag auf den Pariser Konzertsaal Bataclan zu sehen.

Ismaël Omar Mustafaï ist für den Tod von 89 Menschen am 13. November 2015 mitverantwortlich. 

Die Französische Botschaft in Deutschland nannte die Einordnung Mustafaïs als Märtyrer in einer Stellungnahme "zutiefst schockierend".

Die Behörde betonte, dass ihr die Kunstfreiheit wichtig sei, kritisierte aber die "Vermischung von Märtyrertum und Terrorismus".

Diesem Vorwurf widersprachen die Macher: Die Auswahl der gezeigten Märtyrer entspreche nicht der privaten Meinung der Künstler*innen und diene nicht dazu, "in der Ausstellung gezeigten Märtyrer zu huldigen".

Vielmehr seien die dort gezeigten Persönlichkeiten von "einer weltlichen oder geistlichen Organisation" als Märtyrer bezeichnet worden.

"Die exemplarische Auswahl der ausgestellten Märtyrer diente dazu, aufzuzeigen, wie breit gefächert dieser Ausdruck über die Jahrhunderte hinweg genutzt wurde und wie wandelbar dieser im ideologischen wie geografischen Kontext zum Einsatz kam: Er bezieht sich auf Menschen, die bereit sind, für ihre Überzeugung zu sterben, um ihre politischen Positionen in unterschiedlichen Regimen und Religionen zu erhalten und zu festigen", hieß es in der Stellungnahme.

Auch ein Bild von Mohammed Atta, einer der Piloten, die am 11. September 2001 ein Passagierflugzeug ins New Yorker World Trade Center steuerten, ist Teil der Installation.

Unter den weniger umstrittenen Märtyrern sind Sokrates, der aus Überzeugung den Schierlingsbecher trank und Martin Luther King, der wegen seines überzeugten Kampfes gegen Rassismus erschossen wurde.

Das "Märtyrermuseum" ist ein Projekt der beiden dänischen Künstler Ida Grarup Nielsen und Henrik Grimbeck und Teil des Nordwind-Festivals für nordische und baltische Kunst in Berlin und Hamburg. Die sogenannte Performance war bereits 2016 in Kopenhagen 2016 zu sehen gewesen.

Aufgrund des hohen Presseinteresses und der "hitzig geführten Debatte" wird am 6.12 ein Gespräch den Künstlern sowie mit Experten organisiert (Studio 1 des Kunstquartiers Bethanien).

Der Trainer zum Festival

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