Windsor: Feurige Bischofsrede und Brautmutter mit Nasenpiercing

Windsor: Feurige Bischofsrede und Brautmutter mit Nasenpiercing
Von Johannes Pleschberger
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Vor allem eine Person hat die Herzen bei der königlichen Hochzeit erobert: Michael Curry, Bischof von Chicago, hielt eine lebhafte Rede.

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Ein Bischof predigt feurig, die Braut (die schon mal verheiratet war) trägt strahlendes Weiß, ein Gospelchor singt "Stand by Me". Es sind viele kleine Gesten auf der Hochzeit, die zeigen: Harry und Meghan wollen manches anders machen im Königshaus.

"Zwei junge Menschen haben sich verliebt, und wir sind alle gekommen." Bischof Michael Curry von der Episkopalkirche predigt lebhaft über die Liebe, bringt die Gemeinde und das Brautpaar auch mal zum Lachen - ein Kontrast zur eher feierlich-steifen Zeremonie des anglikanischen Gottesdienstes. "Die Liebe hat Macht. Liebe kann helfen und heilen, wenn nichts anderes das vermag", sagt er. Liebe verändere Leben und könnte die Welt verändern. Der Priester leitete mit diesen Worten des vor 50 Jahren ermordeten schwarzen Bürgerrechtlers Martin Luther King seine Predigt ein. Er brachte damit einen Hauch der afroamerikanischen Kirchenkultur und auch des Kampfes gegen Rassismus mit nach Windsor.

Der Prediger "könnte mich fast zum Gläubigen machen", schreibt der Ex-Parteichef der britischen Sozialdemokraten, Ed Miliband, auf Twitter. Auch viele andere zeigten sich im Web begeistert.

Königliche Familie sonst eher getragenes Zeremoniell gewohnt

Er predigte über die bedingungslose Liebe Gottes, und darüber, wie die Menschen diese selbstlose Liebe leben sollten. Curry erinnerte die Hochzeitsgäste daran, wie schwarze Sklaven in den USA mit Hilfe dieser Liebe Gottes ihr Leid linderten. Seine Worte wurden zu einem unerwarteten Moment der Hochzeitszeremonie. Vor allem der leidenschaftliche Predigtstil sorgte für Aufsehen, die Mitglieder der königlichen Familie sind sonst eher getragenes Zeremoniell gewohnt. Curry habe den besten Moment des Gottesdienstes geliefert, schrieb etwa das US-Magazin "Vanity Fair" auf Twitter, was allerdings nicht ohne Widerspruch blieb. Der Bischof habe zu lange geredet und dem Brautpaar die Show gestohlen, kritisierten einige.

Der 1953 geborene Curry ist Bischof von Chicago und seit 2015 das Oberhaupt der Episkopalkirche der Vereinigten Staaten. Er ist der erste Afroamerikaner, der dieses Amt innehat. Die Episkopakirche ist der Ableger der anglikanischen Church of England. Der von der US-Bürgerrechtsbewegung geprägte Bischof setzt sich für die Rechte von Homosexuellen und die Versöhnung zwischen Schwarzen und Weißen ein.

Die in Los Angeles geborene Meghan Markle wurde vor ihrer Hochzeit anglikanisch getauft. Das Brautpaar hatte die Feier selbst mitgestaltet - die Rede des US-Predigers kann man auch als persönliche Note der beiden verstehen.

Nasenpiercing und Dreadlocks

Ein Gospelchor singt gefühlvoll "Stand by Me", bevor das Paar sich Liebe und Treue verspricht. "Gehorsam" verspricht die Braut nicht - eines der vielen kleinen Zeichen dafür, dass die beiden eine bewusst moderne Zeremonie - und eine eben solche Ehe - wollen.

Viele Briten setzen darauf, dass die ehemalige Schauspielerin und der Prinz, der einst als rebellisches Sorgenkind des Königshauses galt, frischen Wind in die britische Monarchie bringen. Am Hochzeitstag gelingt der Balanceakt zwischen Tradition und Moderne. Auch Meghans Mutter Doria Ragland, die Nasenpiercing und Dreadlocks trägt, scheint schon angekommen im Königshaus: Nach dem Gottesdienst reicht Prinz Charles ihr die Hand.

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