Deauvilles US-Film Festival entdeckt nächsten Woody Allen

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Von Alexandra Leistner
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Anfang September steht der Küstenort Deauville unter US-Flagge. Der Grund: Die Stadt in der Normandie läd zum Festival des amerikanischen Films ein.

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Anfang September steht der Küstenort Deauville unter US-Flagge. Das sternenbesetzte Banner ist nicht nur über dem Festivalgelände zu sehen, auch in den Schaufenstern von Juwelieren, Kleiderboutiquen und sogar Apotheken kann man es entdecken. Der Grund: Die Stadt in der Normandie läd zum Festival des amerikanischen Films ein, zum 44. Mal in diesem Jahr.

Als Ehrengast kam kein geringerer als Morgan Freeman, einer der wohl beliebtesten und facettenreichsten US –Schauspieler.

An Deauville’s eigenem ‚Walk of Fame’, einem langem Holzplankenweg entlang der Strandpromenade genannt weihte der Oscar-Preisträger seine persönliche Strandkabine ein.

Sichtlich gerührt nahm er zudem den Preis für sein Lebenswerk entgegen.

Morgan Freeman auf dem Deauville Festival

Morgan Freeman gibt Karriere-Tipps für Schauspieler

Sein Erfolgsgeheimnis ist seine Vielseitigkeit. Dafür müsse man als Schauspieler auch mal Angebote ablehnen und Risiken auf sich nehmen, so der 81-Jährige gegenüber Euronews.

„Es kommt immer wieder vor, dass Leute dich in eine Schublade schieben. Sie sagen, das hast du gut gemacht, du kannst das und bieten dir eine ähnliche Rolle an. Spätestens dann sollte man sagen: danke, aber das habe ich schon gemacht. Ich will etwas Anderes probieren. Und dann muss man beweisen, dass man etwas Anderes auch kann.“

Aufhören will Freeman mit der Schauspielerei in absehbarer Zeit nicht. „Wenn du aufhörst, dann hörst du auf“, sagte er. Gerade hat er mit Just Getting Started (Deutscher Titel „Das ist erst der Anfang“) einen neuen Film ins Kino gebracht, in dem er es an der Seite von Tommy Lee Jones, der seinen Altenheim-Rivalen spielt, mit der Mafia aufnimmt.

Deauville’s diesjähriger Gewinner: Hinterhoffilme und große Erwartungen

Der Independent-Film Thunder Road ist die schräge Geschichte eines Polizisten, dem sein Leben durch die Hände zu gleiten scheint.

Jim Cummings schrieb das Drehbuch, führte Regie und spielt die Hauptrolle in dem Streifen für den er in diesem Jahr den Grand Prix in Deauville erhielt.

Zuvor der Filmwelt völlig unbekannt brachte Cummings 2016 beim US-Independent Filmfestival Sundance die 20-minütige erste Sequenz seines Films als Kurzfilm vor. Er bekam die Finanzierung für weitere Kurzfilme zusammen und hatte wenig später die Mittel, aus Thunder Road einen Langspielfilm zu machen.

Auch mit seiner charismatischen Ausstrahlung fiel der 30-Jährige in Deauville auf.

Jim Cummings in Deauville

„Ich denke, Leute wie ich sind die Zukunft des Films. Die Technik dafür steht uns zur Verfügung. Man kann Filme mittlerweile mit ein paar Freunden im Hinterhof produzieren. Wenn man sich auf die richtigen Dinge konzentriert – die Darstellung, die Geschichte und das Handwerk des Filmemachens – das kann jeder."

Die französische Schauspielerin, Regisseurin und Sängerin Sandrine Kiberlain, Präsidentin der Jury prophezeite Cummings eine große, erfolgreiche Karriere.

„Die Anfänge eines Künstlers so nah mitzuverfolgen ist einzigartig. Er arbeitet mit einer Unbefangenheit, verteidigt eine starke Botschaft, und das alles mit so viel Humor. Der Film stimmt einfach von Anfang bis Ende, er reißt einen mit. Das ist wirklich auf dem Niveau von Nanni Moretti, Woody Allen... und bei unserer Jury-Entscheidung fiel sogar der Name Charly Chaplin.“

Sandrine Kiberlain, Präsidentin der Jury in Deauville

We the Animals: Aus Bestseller-Buch wird Film wird Offenbarungspreis

We the animals ist ein Independent Film über einen Jungen, der seine Sexualität und Maskulinität entdeckt. Dabei kämpft er gegen das von seiner Familie und seiner Umgebung auferlegte Bild eines abgehärteten und wilden Jungen an.

Der Film gewann den Offenbarungspreis der Louis Roederer Fondation.

Justin Torres, der Autor des Buches, auf dem der Film basiert, war trotz erster Zweifel am gesamten Filmprozess beteiligt: von Drehbuch bis Casting über Dreharbeiten - und sogar im Schneideraum. Regisseur Jeremiah Zagar ist mittlerweile ein enger Freund, mit dem er auch an anderen Projekten arbeitet.

Jeremiah Zagar in Deauville

Im Euronews-Interview sagte Torres, er habe Angst vor dem Scheitern gehabt und aus Hollywood zahlreiche schlechte Drehbücher vorgelegt bekommen. Mit dem Resultat von Zagars Film ist er mehr als zufrieden.

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"Es ist ein sehr lyrischer, ein sehr poetischer Film, er ist sehr episodisch, ähnlich wie das Buch... er ist abgehackt und fragmentiert und ziemlich ungewöhnlich, würde ich sagen."

Operation Finale: Spannungsgeladene, gelungene Netflix-Produktion

Der Abschlussfilm Operation Finale erzählt die Geschichte von der Festnahme Adolf Eichmanns in Argentinien 15 Jahre nach Kriegsende. Eichmann gilt als Erfinder der sogenannten Endlösung für Juden im Zweiten Weltkrieg und ordnete den Tod von sechs Millionen Morden an.

Um sich auf seine Rolle vorzubereiten, traf Schauspieler Ben Kingsley zahlreiche Holocaust-Überlebende, darunter Vertraute von Anne Frank und Elie Wiesel.

"Meine Informationen über diese schrecklichen Jahre der Vernichtung zwischen 1933 und 1945 wurden mir nicht in einem verdrehten, ideologischen Sinne weitergegeben, sondern aus den Mündern und Herzen der Opfer, die ich zu lieben und respektieren gelernt habe."

Auf Netflix wird der Film ab dem 3. Oktober zu sehen sein.

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Ben Kingsley

Journalist • Alexandra Leistner

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