Prozess gegen Erzbischof: Opfer spricht über Missbrauch

Prozess gegen Erzbischof: Opfer spricht über Missbrauch
Copyright 
Von Valérie Gauriat, su mit dpa, AFP
Diesen Artikel teilenKommentare
Diesen Artikel teilenClose Button
Den Link zum Einbetten des Videos kopierenCopy to clipboardCopied

Der Erzbischof von Lyon, Philippe Barbarin, und weitere Geistliche müssen sich in Lyon in Südost-Frankreich vor Gericht verantworten. Barbarin soll Missbrauchsvorwürfe gegen einen Priester nicht weiter verfolgt haben. Der Geistliche soll in den 1980er Jahren Dutzende Kinder belästigt haben

WERBUNG

Der einflussreiche Erzbischof von Lyon, Philippe Barbarin, und weitere Geistliche müssen sich in Lyon (Südost-Frankreich) vor Gericht verantworten.

Barbarin soll Missbrauchsvorwürfen gegen einen Priester nicht nachgegangen sein. Der Geistliche soll in den 1980er Jahren Dutzende Kinder belästigt haben. Angestrengt wurde das Verfahren von einem Opferverein.

Pierre-Emmanuel Germain-Thill, geboren 1979, begann 1988 in der Pfadfindergruppe von Père Bernard Preynat (Gruppe Saint Luc in Sainte-Foy-lès-Lyon). Er erzählt, wie er zweieinhalb Jahre lang missbraucht wurde - mit Folgen bis heute. Im Januar 2016 hatten ehemalige Pfadfinder öffentlich dieTaten eines ehemaligen Priesters angezeigt und den Verein "La Parole Libérée" gegründet - meldeten sich mehr als 80 weitere Befroffene. Drei Jahre später sehen diese Opfer Kardinal Barbarin und fünf weitere Verantwortliche der Diözese vor Gericht wieder.

Valérie Gauriat, Euronews:

"Was erwarten Sie von dem Prozess?"

Pierre-Emmanuel Germain-Thill:

"Der Prozess ist ein Erfolg, denn er zeigt, dass die beschuldigten Personen sich wirklich vor Gericht verantworten müssen und das ist sehr wichtig. Wir hoffen, dass dies zu einem Präzedenzfall wird und dass sich die Einstellung der Menschen ändert zur Pädophilie, nicht nur innerhalb der Kirche, sondern in allen Institutionen."

Valérie Gauriat, Euronews:

"Wie hat das, was man ihnen als Kind angetan hat, ihr Leben als Erwachsener beeinflusst?"

Pierre-Emmanuel Germain-Thill:

"Ich habe mich jeglicher Autorität verweigert, da der Priester seine Autorität und auch die des christlichen Glaubens missbraucht hat. Ich habe mich später gegen jegliche Autorität aufgelehnt, gegen die meiner Eltern, meiner Lehrer und meiner Arbeitgeber. Der körperliche Missbrauch, der mir angetan wurde, beeinträchtigt noch heute mein Privatleben. Ich habe Schwierigkeiten, eine Beziehung aufrechtzuerhalten. Und es ist schwierig, wenn mein Körper berührt wird oder ich den Körper eines anderen berühre. All das ist immer noch präsent."

Valérie Gauriat, Euronews:

"Haben sich Ihre Beziehungen zu Anderen verändert?"

Pierre-Emmanuel Germain-Thill:

"Endlich darüber reden zu können, hat einiges geändert. Ex-Freundinnen haben wieder Kontakt mit mir aufgenommen und mir gesagt, dass sie mich jetzt besser verstehen. Denn früher habe ich niemanden etwas gesagt."

Valérie Gauriat, Euronews:

"Hat man Ihnen geglaubt, als sie redeten?"

Pierre-Emmanuel Germain-Thill:

WERBUNG

"Ja, natürlich. Das war eine große Erleichterung. Ich hatte mich ja, wie gesagt, der Autorität meiner Mutter und meines Vaters verweigert. Aber jetzt ist alles anders. Seit drei Jahren habe ich eine richtige Beziehung zu meiner Mutter und das ist mir sehr wichtig."

su

Diesen Artikel teilenKommentare

Zum selben Thema

Erzbischof zu "vertuschtem Missbrauch": "Ich bin hier, um Rede und Antwort zu stehen"