"Chemical Revolution": Polizei schaltet Deutschlands größten Drogen-Onlineshop ab

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Von lif mit dpa
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Es gab Mengenrabatt, Kunden konnten zur Qualität Kommentare abgeben und es wurden Extra-Sparwochen für Speed

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Ermittlern ist es gelungen, den deutschlandweit größten Drogen-Onlineshop auszuschalten. Das Bundeskriminalamt teilte mit, dass die Polizei elf Verdächtige im Alter von 24 bis 44 Jahren festgenommen hat, darunter einen Niederländer, zwei Polen und acht Deutsche. Ihnen wird bandenmäßiger Handel mit Betäubungsmitteln in großen Mengen vorgeworfen.

Ein 26 Jahre alter Mann aus dem Landkreis München ist der Hauptverdächtige. Er soll den Shop Chemical Revolution im September 2017 aufgebaut und gemeinsam mit weiteren Männern betrieben haben. Er sei der "Master Mind" der Gruppe gewesen, sagte Sabine Vogt, die Leiterin der Abteilung Schwere und Organisierte Kriminalität im BKA. Allein während den eineinhalb Jahre andauernden Ermittlungen seien auf Chemical Revolution rund zwei Millionen Euro umgesetzt worden.

Der 26-Jährige habe zuletzt auf Mallorca gelebt und sei Ende Mai bei seiner Einreise nach Deutschland festgenommen worden. Er sitzt seitdem in Untersuchungshaft. In dem Onlineshop wurden laut BKA vor allem synthetische Drogen wie Ecstasy und Amphetamin sowie Heroin, Kokain und Cannabis angeboten.

Bezahlt wurde mit Kryptowährung

Der Shop selbst wurde ähnlich wie konventionelle Onlineshops betrieben: Es gab Mengenrabatt, Kunden konnten zur Qualität Kommentare abgeben und es wurden Extra-Sparwochen für Speed veranstaltet, erläuterte Georg Ungefuk, ein Sprecher der Zentralstelle zur Bekämpfung der Internetkriminalität der Generalstaatsanwaltschaft Frankfurt/Main.

Die Kryptowährung Bitcoin diente als Bezahlung, ausgeliefert wurde per Post und oft an fingierte Briefkästen. Dabei nutzen Käufer und Verkäufer die Anonymität großer Wohnanlagen: Ein ansonsten ungenutzter Briefkasten bekommt ein neues Schloss und wird mit einem falschen Namen beklebt.

Die Verhaftung eines Unterhändlers lieferte Hinweise

Ausgangspunkt für die Ermittlungen zu Chemical Revolution war 2018 der Fund von großen Drogenmengen bei einem 26-Jährigen aus Brandenburg an der Havel. Bei dem Verdächtigen seien in Hessen und Niedersachsen unter anderem 16 Kilogramm Cannabis, 50 Kilogramm Amphetamin und 600 Gramm Heroin sichergestellt worden, erläuterte Ungefuk. Der 26-Jährige soll unter anderem Drogen für den Versand über die Plattform aufbewahrt haben.

Bei den übrigen mutmaßlichen Mitgliedern der Bande handelt es sich nach BKA-Angaben um einen 43 Jahre alten Niederländer, der für die Beschaffung von Rauschgift zuständig gewesen sein soll sowie zwei 44 und 32 Jahre alte polnische Kurierfahrer. Außerdem wurden fünf Männer im Alter von 24 bis 34 Jahren aus Hamburg und ein 35-Jähriger aus dem brandenburgischen Landkreis Teltow-Fläming festgenommen.

Einkaufen war im Darknet und im Clearnet möglich

Die Geschäfte liefen sowohl über das offen zugängliche Internet als auch über das Darknet, wie Oberstaatsanwalt Ungefuk sagte. Das Darknet gilt als anonymer Teil des Internets und ist nur über eine spezielle Software zugänglich. Auch Clearnet-Plattformen im freien Internet könnten über eine Kette von Computerservern komplett abgeschottet werden, erklärte Ungefuk. Entsprechend aufwendig seien die Ermittlungen.

Neben dem Verkauf über den eigenen Onlineshop Chemical Revolution sollen die Täter auch auf der Darknet-Plattform Wall Street Market mit Drogen gehandelt haben. Dieser Shop war von der Polizei in diesem Frühjahr ausgehoben worden. Ziel des Bundeskriminalamts sei es, weitere Drogen-Onlineshops auszuheben. Die Ermittler hätten weitere Anbieter im Blick.

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