Der Kampf gegen Krebs: eine Priorität in Europa

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Der Kampf gegen Krebs: eine Priorität in Europa
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Von Julian GOMEZSabine Sans
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In der kommenden Dekade soll es 3 Millionen Krebstote weniger geben. Der Kampf gegen die Krankheit ist ein Schwerpunkt im neuen EU-Programm "Horizont Europa".

Unter dem neuen EU-Forschungsrahmenprogramm Horizont Europa, das Horizont 2020 Anfang 2021 ablösen wird, wird die Krebsforschung auf europäischer Ebene weiter an Bedeutung gewinnen. Horizont Europa definiert fünf sogenannte Missionen: thematische Schwerpunkte, auf die sich die europäische Forschungsförderung in den kommenden sieben Jahren (2021–2027) fokussieren wird. Einer dieser Schwerpunkte wird die europäische Krebsmission sein. Unter dem Titel "Conquering Cancer: Mission possible" wird hier die europäische Krebsforschung gestaltet und gebündelt.Die Europäische Union will den Krebs bekämpfen: in den kommenden zehn Jahren soll es drei Millionen weniger Opfer geben. Thema dieser Futuris-Sonderfolge.

Wie geht die EU Herausforderungen unserer Zeit an?

In dieser Futuris-Sonderfolge geht es darum, was die Europäische Union auf den Weg bringt, um Lösungen für einige der wichtigsten Herausforderungen unserer Zeit zu finden. Fünf Missionen prägen das EU-Forschungsförderprogramm "Horizont Europa", das 2021 startet: Es geht um klimaneutrale Städte, gesunde Böden und Lebensmittel, Schutz der Ozeane und Binnengewässer, Anpassung an den Klimawandel sowie die Mission, die heute unser Thema ist: der Kampf gegen den Krebs.

Die Mission Krebs zielt darauf ab, in den nächsten 10 Jahren etwa 3 Millionen Menschen vor dieser Krankheit zu retten. Der Vorsitzende des Missionskrebs-Ausschusses aus dem italienischen Rom erklärt uns die Ziele dieser Initiative.

"Zu unseren wichtigsten Aufgaben gehört es, zu garantieren, dass jeder europäische Bürger Zugang zu Krebsvorsorgeuntersuchungen hat. Bereits 2003 verabschiedete der Europarat die Richtlinien für den Einsatz von Vorsorgeuntersuchungen zur Prävention von Brust-, Darm- und Gebärmutterhalskrebs", so Walter Ricciardi. "Aber auch heute noch haben nicht alle europäischen Bürger Zugang zu diesen Diensten. In einigen Ländern gibt es immer noch Patienten, die keinen Zugang zu Präventionsmaßnahmen haben und die in der Folge an diesem fehlenden Zugang sterben. Tausende Bürger befinden sich in dieser Situation. Wir wollen sicherstellen, dass jeder EU-Bürger ein Recht auf Zugang zu diesen Diensten hat, damit seine Krankheiten rechtzeitig diagnostiziert werden können."

Die Bedeutung einer frühzeitigen Diagnose und maßgeschneiderter Behandlungen bei Krebspatienten

Das Jules-Bordet-Institut in der belgischen Hauptstadt verfügt derzeit über 160 Betten für Krebspatienten. Demnächst soll die Zahl auf 250 Betten erhöht werden.

Bei Delphine Rémy wurde im Alter von 45 Jahren bei einem Routine-Screening Brustkrebs festgestellt. Nach der Biopsie und einer ersten erfolgreichen Mastektomie waren die Ärzte unsicher, wie sie weiter vorgehen sollten.

"Ich hatte die Möglichkeit, einen Genomtest zu machen, mit dem das Rückfallrisiko bestimmt werden konnte. Mein Risiko betrug 27 Prozent. Damit war klar, dass ich eine Chemotherapie brauchte", erzählt Delphine Rémy.

Der Dickdarmkrebs von Olena Shostak wurde in der Ukraine - ihrem Heimatland - nicht erfolgreich behandelt. In Brüssel wurde sie in eine Studie aufgenommen.

"Mein Krebs war sehr aggressiv", erzählt Olena Shostak. "Die Chemotherapie brachte keinen Erfolg. Deshalb schlugen mir meine Ärzte hier vor, an einer experimentellen Studie auf einem neuen Gebiet der Krebsbehandlung teilzunehmen, der Immuntherapie."

Vier Schwerpunkte des europäischen Plans zur Krebsbekämpfung

Für die Direktorin des Instituts für wissenschaftliche Programme sowie Mitglied des Missionskomitees Krebs zeigen beide Beispiele, dass die Mission klare Prioritäten braucht.

"Eine erste Priorität ist eine bessere Krebs-Forschung. Wir haben auch immer noch so viele Krebstote zu beklagen, weil wir diese Krankheit noch nicht gut erforscht haben", zählt Martine Piccart, medizinische Onkologin am Institut Jule Bordet auf. Sie fährt fort: "Ein zweiter Pfeiler ist die Prävention. Es gibt bereits mehrere Methoden für die Krebs-Früherkennung. Aber sie werden noch nicht überall angewandt. Wir wollen die Präventionsmethoden verstärken, die sich als wirksam erwiesen haben. Und wir wollen neue Diagnosemethoden für Krebsarten entwickeln, bei denen sie noch fehlen.Außerdem wollen wir die Behandlungen verbessern und die bestehenden Ungleichheiten beim Zugang zu diesen Behandlungen in Europa aus dem Weg räumen. Und schließlich halten wir es für dringend notwendig, die Lebensqualität der Patienten zu verbessern, und zwar während der Behandlung, aber auch danach."

Ein besseres Krebs-Verständnis erfordert eine umfassende multidisziplinäre Forschungsarbeit. Seit Jahrzehnten wird Krebs - insbesondere Leukämie - an diesem Institut in Paris eingehend untersucht. Und laut der stellvertretenden Vorsitzenden der Krebs-Mission und Langzeitforscherin sind die Herausforderungen immer noch riesig:

"Wir müssen verstehen, wie eine Krebszelle entsteht. Wie unser Immunsystem sie in unserem Körper zulässt. Wie sich diese Krebszelle vermehrt. Wie sie verschwinden kann. Wie sie in der Lage ist, einige Jahre später zurückzukommen. Und um diese Verhaltens- Mechanismen von Krebszellen zu verstehen, brauchen wir natürlich Forschung. Und diese Forschungsanstrengungen erfordern einen multidisziplinären Ansatz: Mathematik, Physik, Chemie, nicht nur Biologie", meint Christine Chomienne, Krebsforscherin am Saint Louis Forschungs-Institut, Pariser Diderot Universität, Vize-Vorstandsvorsitzende Mission Krebs.

Bei dieser Betreiberin eines Cafés aus Estland wurde im Alter von 53 Jahren Brustkrebs diagnostiziert, genau wie bei ihrer Mutter zehn Jahre zuvor:

"Nach der Mastektomie-Operation brauchte ich einige Zeit, um mich zu erholen. Ich werde jetzt mit Chemotherapie behandelt. Ich habe eine lange Anfahrt für die Behandlung in Tallinn, da ich nicht hier in der Hauptstadt lebe. Aber ansonsten denke ich, dass ich mich bis jetzt gut erholt habe", sagt Kaie Ilmjärv.

Sie gehört zu den 200.000 Freiwilligen, die die estnische Biobank ausmachen. Den Forschern zufolge kann die Genetik schwere Leiden prognostizieren, darunter Herz-Kreislauf-Erkrankungen oder Typ-2-Diabetes, aber auch verschiedene Krebsformen wie Melanome oder Prostata- und Lungenkrebs. Der geschäftsführende Direktor der Estnischen Biobank ist auch Mitglied des Krebsausschusses der Mission. Andres Metspalu, geschäftsführender Direktor der estnischen Biobank an der Universität Tartu, erklärt:

"Wir nehmen Blutproben. Und daraus extrahieren wir DNA, das genomische Material. Und dann analysieren wir etwa 800.000 verschiedene Abschnitte in diesem Genom. Mit diesen Informationen prognostizieren wir Krankheitsrisiken auf individueller Ebene. Verschiedene Varianten sind für verschiedene Krankheiten verantwortlich. So haben wir zum Beispiel für Brustkrebs einen Satz von Varianten. Und für Herz-Kreislauf-Erkrankungen haben wir andere."

Zurück in Tallinn: Bei Merike Värik wurde im Alter von 40 Jahren Brustkrebs diagnostiziert. Jetzt ist sie 53 Jahre alt. Sie sagt:

"Patienten, bei denen ein ähnlicher Krebs wie bei mir neu diagnostiziert wurde, würde ich den Rat geben, dass sie sich auf ihre Familien verlassen und auf ihre Ärzte hören sollten. Sie müssen auf ihren Lebensstil achten, versuchen, so positiv wie möglich zu bleiben und immer genau die medizinischen Anordnungen befolgen."

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