State of the Union: Warum jetzt die letzte Chance für einen Brexit-Deal ist

Boris Johnson und Ursula von der Leyen am 9. Dezember in Brüssel
Boris Johnson und Ursula von der Leyen am 9. Dezember in Brüssel Copyright Euronews
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Von Stefan Grobe
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Diese Woche sah den wahrscheinlich letzten Versuch, die verfahrenen Brexit-Gespräche auf den letzten Metern doch noch wieder in Gang zu bringen - auf höchster Ebene. Doch Ursula von der Leyen und Boris Johnson konnten sich auch in einem dreistündigen Abendessen nicht einigen. What next?

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Diese Woche sah den wahrscheinlich letzten Versuch, die verfahrenen Brexit-Gespräche auf den letzten Metern doch noch wieder in Gang zu bringen - auf höchster Ebene. Doch Ursula von der Leyen und Boris Johnson konnten sich auch in einem dreistündigen Abendessen nicht einigen. What next?

Dazu das folgende Interview mit Nicolai von Ondarza, Leiter der Forschungsabteilung der Stiftung Politik und Wissenschaft in Berlin, Spezialist für Großbritannien und die EU.

Außerdem in State of the Union: Angela Merkel wird emotional. Und: Was der Tod John Lennons vor 40 Jahren für uns heute bedeutet.

Euronews: Am letzten Mittwoch trafen sich Boris Johnson und Ursula von der Leyen zu einem dreistündigen Abendessen in der EU-Kommission und jeder hat gehofft, dass dies den Durchbruch bringen könnte. Hat es aber nicht. Kam Johnson nach Brüssel, um einen Deal zu bekommen oder um der britischen Öffentlichkeit zu zeigen, dass er hier sein Bestes versuchte?

Von Ondarza: Ich denke in diesem Stadium der Verhandlungen will keine Seite den Tisch verlassen. Johnson will zeigen, dass er alles versucht, um mit der EU einen Deal zu bekommen. Bei jeder Gelegenheit signalisiert er, dass er immer noch großes Interesse an einer Vereinbarung hat, aber zugleich hat er kein bißchen nachgegeben. Und das heißt: Ein Deal ist nicht in Sicht.

Euronews: Vor seinem Trip nach Brüssel hat er britischen Abgeordneten gesagt, dass die EU ein "automatisches Recht" wolle, Großbritannien zu bestrafen. Spricht so jemand, der alles für einen Deal tun würde?

Von Ondarza: Das ist genau die Masche, die wir seit zehn Jahren von britischen Premierministern sehen.

Sie gehen nach Brüssel und zeigen, dass sie gegen den europäischen Drachen und die Eurokraten kämpfen. Das ist also viel Drama und politisches Theater für die eigenen Stammwähler.

Wir alle wissen, dass, wenn Johnson einen Kompromiss eingehen will, dann kann er sagen: Ich habe es geschafft, die EU-Position zu schwächen. Und wenn er keinen Kompromiss eingeht, dann kann er an seiner Haltung festhalten und sagen: Brüssel wollte nicht nachgeben und daher muss Großbritannien jetzt seinen eigenen Weg gehen. Er bereitet also den Boden für beide Optionen vor, Deal und kein Deal.

Euronews: Wir wissen seit langem, dass die Auflagen der EU und die Träume der Brexit-Hardliner miteinander unvereinbar sind. Wir wissen auch, dass die wirtschaftlichen Folgen für Großbritannien gravierender sind als für die EU.

Meine Frage ist also, muss es erst schlimmer, bevor es besser werden kann? Sehen Sie neue Verhandlungen in der Zukunft?

Von Ondarza: Ich persönlich bin skeptisch, dass die Gespräche erst scheitern müssen, bevor wir einen Deal bekommen. Dies ist wirklich die letzte Chance, um zu einer freundschaftlichen Brexit-Regelung zu kommen.

Ein No deal wird, wie Sie schon sagen, schwere Folgen für Großbritannien haben. Und die britische Regierung wird alles tun, um der EU die Schuld daran zu geben. Dann dürfte der Weg zurück an den Verhandlungstisch also sehr schwer werden.

Wenn es im Dezember keinen Deal gibt, sollten wir uns auf eine sehr schwierige Zeit mit Großbritannien einstellen.

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