Nachricht auf der Tonscherbe: So lebten frühe Christen in Ägypten

Tonscherbe mit Botschaft
Tonscherbe mit Botschaft Copyright Egyptian Ministry of Antiquities / AFP
Von Euronews mit Afp / AP
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Es sei, als würde man in jemandes Haus einbrechen. "Wir fanden Teller, Kochgeschirr im Ofen, ihre letzte Mahlzeit, Reste von Fischgräten und Tierhaaren, Körner mit Getreide",berichtet Ausgrabungsleiter Victor Ghica @mfcasr

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Es ist ein sensationeller Fund, der neue Einblicke in das frühe Christentum gewährt. In der ägyptischen Wüste nahe der Bahariyya-Oase, hat ein französisch-norwegisches Archäologenteam erstaunlich gut erhaltene Überreste eines christlichen Klosters aus im 4. Jahrhundert freigelegt.

Mehrere Räume, darunter Mönchszellen, sind erhalten geblieben, an den Wänden sind Inschriften und Symbole zu erkennen. Durch Kohlenstoffdatierung aber auch Funde von Münzen, Keramik und Glasobjekten, wurde bestätigt dass, das von ihnen ausgegrabene Kloster aus dem Jahr 350 n. Chr. stammt.

Congratulations to MF CASR fellow prof. Victor Ghica and his team who have made spectacular finds in the Egyptian...

Posted by MF CASR on Saturday, March 13, 2021

Dies sei der Beweis, dass es bereits um 350, früher als vermutet gut etablierte Klostergemeinschaften am äußersten Rand des Römischen Reiches gab, sagt der Leiter der Ausgrabungen, der Archäologe Victor Ghica.

Als würde man in jemandes Haus einbrechen

"Das ist extrem früh, und es verändert unsere Perspektive und unser Verständnis von der Entwicklung des Mönchtums. Es bringt eine Menge neuer Informationen und verändert das bisherige Bild von der Ausbreitung des Christentums.

"Es ist, als würde man in jemandes Haus einbrechen. Wir fanden Teller, Kochgeschirr im Ofen, ihre letzte Mahlzeit, Reste von Fischgräten und Tierhaaren, Körner mit Getreide. All dies ließen sie zurück, als sie das Kloster verließen, wahrscheinlich im fünften oder sechsten Jahrhundert."
Victor Ghica
Archäologe

Zu den Highlights gehört ein Ostrakon, eine Tonscherbe mit eingraviertem Text, vermutlich ein Brief des Klosterleiters, der den Forschern zufolge belegt, dass die Mönche Kontakt in die etwa 1.500 Kilometer entfernte Hauptstadt des Römischen Reiches Konstantinopel hatten und auch dorthin reisen konnten.

Exklusive Waren in der Wüste

Die Mönche des Klosters lebten durchaus kein spartanisches Leben. Die Ausgrabungen zeigen, dass sie exklusive Waren benutzen wie Glas aus dem heutigen Tunesien und Algerien, die von weit herkamen.

"Man muss davon ausgehen, dass Karawanen wochenlang kostbare Glasplatten durch die Sahara zum Kloster transportierten. Das sind wirklich teure Dinge, die man in einem Kloster nicht erwartet. Wir haben auch fast intakte Öllampen in Glas gefunden", berichtet Victor Ghica.

Die Ausgrabungen dauern bereits seit mehreren Jahren an. Das letzte Gebäude wurde erst im Dezember freigelegt.

Die Ausgrabungsstätte, die sich etwa 370 Kilometer südwestlich von Kairo befindet, war vom vierten bis zum achten Jahrhundert bewohnt, mit einem wahrscheinlichen Höhepunkt der Aktivität um das fünfte und sechste Jahrhundert, so das französische Institut für Orientalische Archäologie, das für die Mission mitverantwortlich ist.

Kairo hat in den letzten Monaten mehrere große neue archäologische Entdeckungen bekannt gegeben, in der Hoffnung, den Tourismus anzukurbeln, der zuletzt unter der Coronavirus-Pandemie stark in Mitleidenschaft gezogen wurde.

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