Beobachter sprechen von der größten Wahlschlappe für Erdogan seit Jahrzehnten. Vor allem die wirtschaftliche Lage macht viele Türken unzufrieden.
Der türkische Präsident Recep Tayip Erdoğan hat die De-facto-Niederlage seiner Regierungspartei AKP "Gerechtigkeit und Entwicklung" (AK-Partei) bei den landesweiten Kommunalwahlen eingeräumt. In einer Rede vor seinen Anhängern in Ankara bezeichnete er das Ergebnis als "nicht so gut wie erhofft" nach dem entscheidenden Sieg seiner Partei bei den Parlamentswahlen im vergangenen Mai, bei denen er gleichzeitig als Präsident wiedergewählt wurde.
Bei einer Wahlbeteiligung von mehr als 77 Prozent gewann die wichtigste Oppositionspartei, die Republikanische Volkspartei (CHP), 37,7 Prozent gegenüber 35,5 Prozent der AK-Partei. Die Opposition konnte die größten Städte, darunter Ankara und Istanbul, für sich gewinnen. Die meisten regionalen Machtzentren in der Westtürkei sind jetzt rot, die Farbe der CHP. Die Republikanische Volkspartei ist die älteste aktive Partei in der Türkei und verfolgt einen kemalistischen Mitte-Links-Kurs.
Beobachter sprechen von der größten Wahlschlappe für Erdogan seit Jahrzehnten und führen vor allem die wirtschaftliche Lage als Grund an, da die enorme Inflation im letzten Monat 70 Prozent erreicht hat und voraussichtlich weiter steigen wird. Die Opposition betont auch die Unzufriedenheit mit Erdogans autoritärer Politik.