Ausschnitte aus einem von ukrainischen Soldaten produzierten Musikvideo zum dritten Jahrestag des russischen Einmarsches in die Ukraine wurden aus dem Zusammenhang gerissen.
In den sozialen Medien kursiert eine Reihe von Videoclips, in denen angeblich Ukrainer zu sehen sind, die Make-up auflegen und so tun, als würden sie in den Krieg ziehen.
Ein Account mit dem Namen "Liberal Tear Creator" teilte eine Reihe von drei Videos, in denen behauptet wird, dass Soldaten "Kampfeinsätze vortäuschen", um "kriegsversehrt" zu erscheinen und Geld von den USA zu erhalten.
Obwohl die Clips nicht manipuliert wurden, wurden sie irreführend aus dem Zusammenhang gerissen.
Die Suche nach dem TikTok-Handle "vitsikkkk", das in dem Clip auftaucht, führte EuroVerify zu dem Konto eines ukrainischen Sanitäters namens Vitsyk, der fast 300.000 Follower hat. Er hat auch einen YouTube-Kanal mit fast 15.000 Abonnenten.
Weitere Recherchen ergaben, dass die Clips aus dem Kontext gerissen worden waren und hinter den Kulissen eines Musikvideos mit Misha Scorpion unter dem Titel "Brüder" entstanden waren, das Vitsyk im Februar 2025 anlässlich des dritten Jahrestags des russischen Einmarschs in der Ukraine auf seinem Kanal veröffentlicht hatte.
In dem Musikclip ist dieselbe Frau zu sehen, von der Online-Nutzer behaupteten, sie habe Make-up aufgetragen, um Krieg vorzutäuschen.
Ihr Name ist Mariana Checheliuk, und sie wurde im April 2022 bei der Verteidigung des Asow-Stahlwerks in Mariupol von russischen Truppen gefangengenommen. Nach über zwei Jahren Gefangenschaft wurde sie im Mai 2024 freigelassen.
Auf Instagram reagierte Checheliuk auf die irreführenden Posts mit Unglauben und erklärte: "Was gibt es da noch zu sagen?"
"Der Zweck des Videos war es, den Schmerz der ukrainischen Soldaten zu zeigen, die jeden Tag ihre Angehörigen verlieren, für ihre Brüder, die während des Krieges zu ihrer Familie geworden sind", so Checheliuk gegenüber Euronews.
In dem Musikvideo, für das Vitsyk das Lied produzierte, kommen auch zwei andere ukrainische Soldaten vor, die bei der Verteidigung des Asow-Stahlwerks gefangengenommen wurden.
Im Gespräch mit Euronews erklärte Vitsyk: "Ich bin ein kreativer Soldat, für mich sind Musik und Lieder Medizin, die meinen Schmerz über den Verlust meiner besten Freunde betäubt." Zu seinem Videos erläuterte er: "Jedes Wort in unserer kreativen Realität ist mit Blut geschrieben. Jeder Pixel und jedes Kostüm in unserem Musikvideo sowie die kugelsichere Weste und der Helm haben im echten Leben so viel mehr durchgemacht."
"Wir sind keine Schauspieler", bekräftigte er und lud diejenigen, die den Krieg in der Ukraine für einen Film halten, ein, zu kommen und sein Land zu besuchen.