Ich bin Europäer, aber....

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Von Euronews
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Was bedeutet es Bürger Europas zu sein? Wieviele verschlossene Türen müssen wir noch öffnen, um unsere Rechte durchzusetzen? Die verbleibenden Hindernisse erkennen und ausräumen, war das Ziel des zweiten EU-Bürgerschaftsberichts.

Nathalie Stockwell, Mitglied der EU-Kommission, erklärt worum es darin geht: “Der Bürgerschaftsbericht basiert auf den Erfahrungen der Einwohner. Wir haben vor einem Jahr eine große Untersuchung gestartet und der Bürgerschaftsbericht resultiert aus den Antworten der Einwohner. Welche Verbesserungen sie sich wünschen, damit sie all die Rechte und Möglichkeiten der EU nutzen können.”

Aber welche Möglichkeiten sind das?
Der erste Bürgerschaftsbericht aus dem Jahr 2010 fand heraus, dass die Meisten ihre Rechte nicht voll kennen.

Und so ist Information nun einer der sechs Bereiche des Berichts, in dem die Kommission aktiv werden will. Information ist entscheidend für die politische Partizipation, ein Jahr vor den Wahlen zum Europäischen Parlament. Bürokratie abbauen, Hürden beseitigen bei grenzüberschreitenden Einkäufen und der Schutz gefährdeter Personen sind die weiteren Ziele, zusammen mit der Schaffung eines echten EU-Arbeitsmarktes.

Im Bereich Arbeit ist es besonders schwer, sich 100% als Europäer zu fühlen. Anstatt zu helfen, verlangsamen Praktika eher den Eintritt junger Menschen in den Arbeitsmarkt. Die Situation in Spanien ist eine der dramatischten in Europa.

Im Moment sind in Europa über 26 Millionen Menschen arbeitslos. Mehr als sechs Millionen allein in Spanien. Das Land hat die höchste Arbeitslosenrate nach Griechenland. Bei der Jugendarbeitslosigkeit sieht es sogar noch dramatischer aus. Sie ist doppelt so hoch wie die der über 25-Jährigen. In den 27 EU Staaten liegt sich bei 23% – in Spanien erreicht sie über 57%. Wegen der Wirtschaftskrise, Arbeitslosigkeit und Sparmaßnahmen sind Kundgebungen in Madrid inzwischen an der Tagsordnung.

Immer mehr Arbeitssuchende stecken in unsicheren Jobs und die Sorge darüber, welche Rolle Praktika dabei spielen, wachsen.

Wir haben Jorge A. Fernández getroffen. Er ist Pädagoge und außerdem ein Langzeitpraktikant. Er sagt: “Ich bin 25. Mit 22 Jahren habe ich die Universität verlassen und seitdem noch nie einen echten Arbeitsvertrag unterschrieben. Entweder man sitzt zu Hause ohne die Möglichkeit Geld zu verdienen, unabhängig zu werden oder zu heiraten, oder man arbeitet unter Sklaverei ähnlichen Bedingungen. Aber sie nennen es nicht Sklaverei, sie nennen es Traineeship oder Praktikum.”

Das Europäische Jugendforum, einschließlich des Jugendrats von Spanien, hat einen Vorschlag für eine Europäische Praktikanten Charta gemacht. Grundlage ist eine Untersuchung, die zeigt, dass Praktikanten immer weniger lernen. Der Präsident des spanischen Jugendrats Ricardo Ibarra Roca erklärt: “Statt jungen Menschen zu helfen, sorgen Praktika dafür, dass sie betrügerische Verträge unterschreiben, die die Arbeitgeber denen anbieten, die versuchen in den Arbeitsmarkt zu kommen. Bislang ist es in Spanien erlaubt junge Meschen bis in ihre 30er immer wieder als Praktikanten einzustellen. Die Europäische Kommission erklärte im Juli 2012, dass über 60 % der spanischen Praktika illegal sind, ohne Sozialabgaben, Arbeitsrecht oder Mindestlohn. In Spanien sehen wir, dass die jungen Menschen gezwungen werden, ins Ausland zu gehen. Es ist die einzige Alternative, und ich denke, das ist ein Fehler”

Welche Schritte unternehmen die europäischen Institutionen, um dieses Phänomen zu bekämpfen? Die Antwort von Natalie Stockwell von der Europäischen Kommission: “Im Moment sind die Regeln nicht klar. Jedes Mitgliedsland hat andere Standards. Wir wollen einen Rahmen entwerfen mit Mindestanforderungen an die Qualität eines Pratikums. Dabei geht es um den Vertrag, die Bezahlung und das Ziel des Jobs. Ein Praktikum sollte keine Niedriglohnarbeit seit.”

Als Antwort auf die Wirtschaftskrise stieg die Zahl der Einwanderer in Deutschland im vergangenen Jahr auf einen Höchsstand seit 1995. Die Anzahl der spanischen Immigranten erhöhte sich um 45%. Es gibt einen europäischen Arbeitsmarkt, aber Soziologen sorgen sich über den wachsenden Zusammenhang zwischen Migration und unsichere Beschäftigung.

Denn: Junge Europäer suchen ein Europa der Chancen und nicht der Fluchtwege.

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