Auf Wachstumskurs: Nationalstolz und Fremdenhass in Russland

Auf Wachstumskurs: Nationalstolz und Fremdenhass in Russland
Von Euronews
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Es waren Bilder, die aufschreckten. Ein wütender Mob attackierte in Moskau Einkaufszentren, Märkte und andere Orte, an denen sich viele Migranten aus Zentralasien oder aus den russischen Kaukasusrepubliken aufhalten. Auslöser war der mutmaßlich von einem Migranten begangene Mord an einem Russen, die Feindseligkeit gegenüber Zuwanderern oder Menschen aus dem Kaukasus brach sich gewaltsam Bahn.

Nicht zu ersten Mal. Im Dezember 2010, nachdem ein junger Moskauer nach einer Schlägerei mit einem Kaukasier umkam, zogen tausende nationalistisch gesinnte Russen auf die Straßen und forderten: “Russland den Russen”.

In Russland leben rund vier Millionen legale Einwanderer aus den ehemaligen Sowjetrepubliken Zentralasiens. Etwa genauso viele illegale sollen es sein. Sie arbeiten oft auf Baustellen, häufig wohnen sie in armseligen Behausungen. Andere betreiben Märkte, und viele Russen verdächtigen sie, gerade hier mafiöse Strukturen aufzubauen.

Die Politik nimmt unterdessen eine zweigleisige Position ein. Auf der einen Seite verurteilt sie die Angriffe, auf der anderen Seite will sie härter gegen illegale Arbeiter vorgehen, gerade wurden nach den jüngsten Ereignissen mindestens 1200 Gastarbeiter festgenommen. Der mit Wladimir Putin erstarkte Nationalstolz hat sich bei manch einem zu offenem Ausländerhass ausgewachsen.

Als Zeichen eines aufkeimenden Nationalismus gilt die Rehabilitierung der Kosaken. Rund ein Jahrhundert nach der Vernichtungspolitik der Bolschwiki gegen die Kosaken werden sie heute wieder im Dienst eingesetzt. Eine ihrer Aufgaben, gerade vor den Olympischen Spielen von Sotschi ist es, die Straßen von illegalen Migranten säubern.

Viele Russen fürchten eine Überfremdung. Sie machen viele Migranten für Probleme wie Kriminalität verantwortlich. Und sie werfen dem Staat vor, das russische Volk zu wenig gegen die Zuwanderung aus Zentralasien oder gegen den innerrussischen Zuzug aus dem Kaukasus zu schützen.

Ein Fünftel der russischen Bevölkerung sind Muslime. Das war schon immer so, denn das Riesenreich versammelte seit jeher zahlreiche Völker. Der Rassismus aber nimmt zu. Pro Jahr, so schätzen Menschenrechtler, gibt es bis zu 50 rassistisch motivierte Morde.

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