Russlands Botschafter: "Die EU hat Fehler gemacht!"

Russlands Botschafter: "Die EU hat Fehler gemacht!"
Von Euronews
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Der russische EU-Botschafter Wladimir Tschischow hat die EU für ihr Vorgehen in der Ukraine-Krise scharf kritisiert. Gegenüber euronews sagte er, die EU habe die Opposition unterstützt, ohne zu wissen, wer diese Oppositionellen eigentlich waren. Die neue Regierung in Kiew, die Russland nicht anerkennt, halte sich zudem nicht an die Abmachung vom 21. Februar. Auch für die ethnischen Russen auf der Krim und im Rest der Ukraine hat Tschischow eine Botschaft.

Fariba Mavaddat, euronews
Herr Botschafter, wie beurteilen Sie die diplomatischen Schritte der EU für die Ukraine?

Wladimir Tschischow
Ich denke, dass der Europäischen Union eine Reihe von systemischen Fehlern unterlaufen sind. Sie wollte die Ukraine zu einem Abkommen drängen, ohne der komplexen Lage der ukrainischen Gesellschaft Rechnung zu tragen.

euronews
Was war an dem harmlosen Abkommen falsch?

Wladimir Tschischow
Eigentlich war es nicht harmlos.

euronews
Warum nicht?

Wladimir Tschischow:
Das Assoziierungsabkommen hätte dazu geführt, dass die Ukraine eine Reihe von Elementen der europäischen Gesetzgebung übernommen und in nationales Recht umgesetzt hätte. Das hätte zu Schwierigkeiten in den Wirtschaftsbeziehungen zwischen der Ukraine und Russland geführt. Natürlich waren die Folgen davon die spontanen Proteste, die im vergangenen November in Kiew begannen. Danach hat die EU die Opposition unterstützt, ohne sich ernsthaft die Frage zu stellen, wer jene Leute waren.

euronews
Um wen handelte es sich?

Wladimir Tschischow
Es begann mit spontanen Protesten, würde ich sagen.

euronews
Der Menschen.

Wladimir Tschischow
Der Menschen, doch allmählich entwickelten sie sich zu etwas ganz anderem.

euronews
Tatsache aber ist, Herr Botschafter, dass eine neue Regierung gewählt wurde, die von der EU anerkannt wurde. Das ist die Lage, was wäre denn zu tun gewesen?

Wladimir Tschischow
Die EU hat mit der Anerkennung einen Fehler gemacht.

euronews
Es ist nun aber geschehen.

Wladimir Tschischow
Die Mehrheit der EU-Länder hat das Kosovo anerkannt, damit wird es aber nicht zu einem unabhängigen Land.

euronews
Sie erkennen die Regierung nicht an?

Wladimir Tschischow
Nein, wir unterhalten Kontakte, weil wir denken, dass wir uns von der Ukraine und dem ukrainischen Volk nicht abwenden sollten. Politische Anerkennung sollte Kiew aber nicht erwarten.

euronews
Welches ist Ihre derzeitige Einstellung zur Ukraine und zur Krim?

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Wladimir Tschischow
Wir wollen zu einer politischen Lösung der Krise beitragen, ohne uns in die inneren Angelegenheiten einzumischen. Was die Wirtschaft anbelangt, sind wir bereit, mit dem IWF, mit der europäischen Entwicklungsbank und anderen internationalen Finanzinstitutionen zusammenzuarbeiten.

Was erwarten Sie zum Dank?

Wladimir Tschischow
Wir wollen Stabilität. Wir wollen den Schutz der Menschenrechte in der Ukraine. Wir wollen ein Ende der Gewalt. Wir wollen, dass die Rechte der russischen Minderheit gewahrt werden.

euronews
Was geschieht, wenn diese Forderungen nicht erfüllt werden?

Wladimir Tschischow
Wir erwarten das, andernfalls setzt sich die Krise fort. Wir sind nicht in der Lage und die Europäische Union ist es auch nicht, die Menschen im Osten der Ukraine davon zu überzeugen, die sogenannten neuen Realitäten in Kiew zu akzeptieren.

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