Wie konnte Flug MH 370 einfach verschwinden?

Wie konnte Flug MH 370 einfach verschwinden?
Von Euronews
Diesen Artikel teilenKommentare
Diesen Artikel teilenClose Button
WERBUNG

Wie konnte es geschehen, dass eine Boeing 777 der Malaysia Airlines vom Radar verschwand, als wäre die Maschine in eine schwarzes Loch gestürzt? Es war ein Nachtflug, den vor allem Geschäftsleute gern buchen. Ansonsten waren Studenten und chinesische Touristen an Bord.
Mit der Besatzung insgesamt 239 Menschen an Bord. Die Passagiere werden es sich für die Nacht bequem gemacht, viele dürften eine halbe Stunde nach dem Start bereits geschlafen haben. Günstige Bedingungen für jemanden, der Unrechtes vor hat??? Zu dieser Zeit nehmen Passagiere Abweichungen von der Regel bestenfalls mit Verspätung wahr. Und dann ist da dieser spezielle Zeitpunkt….Ein Flugzeug wird von einer Bodenkontrollstelle an die andere übergeben. In diesem Falle der malaysischen an die vietnamesische. Da kann es passieren, dass jede Stelle glaubt, das Flugzeug werde noch oder schon von der anderen geleitet. Informationsverlust also.
Um 1 Uhr 19 gab es die letzte Sprechfunktverbindung, bei der vermutlich der Co-Pilot sagte “allright , good night “. Um 1 Uhr 21, also nur zwei Minuten später, schaltete jemand an Bord den Transponder ab, der automatisch Informationen sendet. Zwischen 1 Uhr 07 und 1 Uhr 37 wurde dann auch das ebenfalls automatisch Daten sendende System ACARS abgeschaltet. Dazu bedarf es einiger Fachkenntnisse. Es muss nach
1 Uhr 07 geschehen sein, weil sonst die Bodenkontrolle erfahren hätte, dass in den Bordcomputer eine Kursänderung eingegeben wurde. Bein letzten Gespräch um 1 Uhr 19 hatte die Besatzung die Kursänderung nicht erwähnt.
Um 2 Uhr 15 war die Maschine ein letztes Mal von der militärischen Radarkontrolle erfasst worden – 200 Meilen nord-westlich von Malaysia. Alle bisher verfügbaren Informationen ergeben zusammen ein riesiges Gebiet, das abgesucht werden muss, auch nord-westlich von Malaysia im Indischen Ozean. Mehr als 2 Millionen Quadratkilometer.

Vor 12 Tagen verschwand die Boeing der Malaysia Airlines mit 239 Menschen an Bord. Planmäßig in Kuala Lumpur gestarted kam sie nie in Peking an.
Seither kursieren immer neue Verdachtsmomente, von denen sich die meisten nach kurzem als falsch erweisen. Der Luftfahrtexperte Gérard Feldzer war selber Pilot bei Air France. Was denkt er nach 12 Tagen Ungewissheit?

Gérard Feldzer
Das ist ein richtiges Verwirrspiel mit reichlich Ungereimtheiten in der Kommunikation. Ich schließe die These eines schweren Unfalls, bei dem die Besatzung die Kontrolle über die Maschine verlor, immer noch nicht aus. Vielleicht auch Entführung. Einige Dinge weisen in die Richtung Piraten an Bord und auch eine Bombe. Es kann alles auch eine Entscheidung der Piloten gewesen sein. Es gab schon diese Art von Selbstmord vor gut 40 Jahren, auch wenn das nicht sehr wahrscheinlich ist. Dann ist da die Verschwörungstheorie von Medien-Mogul Murdoch.
Er meint, der Pilot könnte auf irgend einer kleinen abgelegenen Piste gelandet sein, wo Palmenzweige die Tragflächen streifen….

euronews
Um1 Uhr 19 Ortszeit, das war 38 Minuten nach dem Start am Samstag, dem 8.März, sagte der Pilot bei der letzten Verbindung noch “Alles in Ordnung, gute Nacht”. Was kam danach?

Gérard Feldzer
Es heißt, der Transponder wurde mit voller Absicht abgeschaltet. OK, das muss überprüft werden. Es würde bedeuten, dass die Maschine noch vom Radar erfasst wurde. Auf dem Radarschirm ist ein Flugzeug ein Punkt, der mit Daten am Rande zu identifizieren ist, seine Flughöhe usw. Das kommt nicht vom Transponder. Die Maschine verschwand aber vom Radar, was auch auf eine Explosion hindeuten könnte oder ein Feuer oder ein Ausfall der gesamten Elektronik.

euronews
Halten Sie eine Explosion für wahrscheinlich?
Man hat doch bisher keine Trümmer gefunden.

Gérard Feldzer
Ich erinnere an den Absturz der Air France von Rio nach Paris. Da kannte man 6 Tage, bevor die ersten Trümmer gefunden wurden, die letzte Position des Flugzeuges. Hier sind jetzt 12 Tage vergangen und da ist es undenkbar, das noch nichts gefunden wurde. Es könnte auch sein wie bei einer Japan-Airlines Maschine vor einigen Jahren. Da verlor die Besatzung die Kontrolle. Während sie versuchte, diese wieder zu erlangen, legte das Flugzeug eine beträchtliche Strecke zurück. Man kann nicht immer nur unter der Laterne suchen, weil man dort das beste Licht hat. Eine Variante wäre auch der Versuch, auf dem Wasser aufzusetzen, als Versuch in höchster Not. Dabei kann das Flugzeug auseinanderbrechen, wie man es in der Hudson-Bay erlebt hat, wo der Hudson dann das Flugzeug fortgespült hat.

euronews
Die Suche konzentriert sich auf zwei Flugkorridore, auf ein Gebiet von 7 Millionen Quadratkilometern.
Das heisst, die Stecknadel im Heuhaufen suchen.
Kann man so ein Flugzeug verstecken?

Gérard Feldzer
Es ist wirklich ein sehr großes Gebiet, dort etwas zu finden ist eine komplexe Angelegenheit. So ein Betrug wird wegen der überall hinschauenden Spionagesatelliten schwierig. Man weiß immer genau, was sich wo in der Luft in jeder Region bewegt. Man kann Bin Laden ob seines Telefons aufspüren, da erscheint es abwegig, ein Flugzeug von 300 Tonnen nicht finden zu können. Man hat es aber nicht gefunden, das sagen die Amerikaner, die Russen, die Chinesen, die aus strategischem Interesse jeden Tropfen registrieren. Man möchte gar nicht wissen, was die noch alles rund um die Erde kennen.

Diesen Artikel teilenKommentare

Zum selben Thema

Seit zehn Jahren verschwunden: Behörden schließen einen Anschlag auf Flug MH370 nicht aus

USA: Boeing 777 verliert beim Start einen Reifen

Boeing 737 MAX 9 Notlandung: An der Kabinenwand fehlten vier Bolzen