Diplomaten in Fußball-Shorts

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Nuno as Lissabon fragt:

“Dank der Fußball-WM wird Brasilien im Scheinwerferlicht der Medien stehen. Mal abgesehen von der sportlichen Leistung, dem Großereignis als solchen und dem finanziellen Gewinn: Ist Sport heutzutage eine geopolitische und diplomatische Herausforderung geworden?”

Die Antwort von Pascal Boniface, dem Direkteur des Instituts für Internationales Beziehungen in Paris:

“Ja, voll und ganz. Der frühere Präsident Lula hat die Kandidatur Brasiliens verteidigt. Als das Land den Zuschlag für die Weltmeisterschaft bekam, sagte Lula, dass sein Land “voller Stolz” sei. Ein Land, das eine Weltmeisterschaft austrägt – egal ob Fußball-WM oder Olympische Spiele – steht im Scheinwerferlicht. Das ist wie ein erster Sieg. Es gibt zum einen die Siege in den Sportstadien, zum anderen ist es bereits ein großer Sieg, den Zuschlag zu erhalten.

Es gibt viele Anwärter. Die Konkurrenz wird immer größer. Die Zeiten sind vorbei, in denen nur Südamerika oder Europa Weltmeisterschaften austragen konnten.

Nun sind die Veranstaltungsorte in Afrika, Asien und den USA – bald auch in Russland, danach in der islamischen Welt. Da der Sport weltweit verbreitet ist, wird der Konkurrenzdruck größer und größer. Außerdem sorgen Medien, soziale Netzwerke, Radios und das Fernsehen für ein virtuelles Stadion mit unbegrenzten Plätzen: Jeder kann dabei sein. Was sich vorher im vertraulichen Kreis abgespielt hat, wird nun von Millionen Zuschauern verfolgt.

Demnach hat der Sport in den Medien und im sozialen Gefüge großes Gewicht bekommen. Er reflektiert die Vitalität einer Nationen, und das Image, welches die Nation von sich selbst schaffen. In Zeiten der Globalisierung, in denen eben diese Globalisierung Grenzen und nationale Identitäten aufhebt, schafft der Sport sie neu. Alle Franzosen, um ein Beispiel zu nennen, werden EINE Mannschaft anfeuern, genau wie es auch die Belgier tun werden, obwohl sich die in Wallonen und Flamen aufteilen. Egal, ob es sich um alte oder um eine neue Nation handelt, alle stellen sich hinter eine Fahne – die ihrer Nationalmannschaft. Letztendlich sind unsere Fußballer Diplomaten in kurzen Hosen.”

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