Kehrtwende für die ägyptische Wirtschaft?

Kehrtwende für die ägyptische Wirtschaft?
Von Euronews
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In den letzten drei Jahren schien ein Fluch die ägyptische Wirtschaft heimgesucht zu haben. Gründe dafür waren politische Instabilität und Kämpfe um eine wirtschaftliche Kehrtwende. Präsident Abdel Fattah al-Sisi hat umstrittene wirtschaftliche Reformen eingeführt, geringere Energiefördermittel sowie höhere Steuern, um das Haushaltsdefizit zu senken. Jetzt versucht die Regierung in Kairo das Vertrauen der Investoren zurück zu gewinnen, indem Anleihen in Höhe von 1,2 Milliarden Euros auf dem internationalen Rentenmarkt angeboten werden und der Suezkanal ausgebaut wird.

Auch Kuwait ist als potentieller Geldgeber im Gespräch. Ein Kooperationsabkommen in den Bereichen Industrie und Handel wurde bereits unterzeichnet. Kürzlich erklärte Finanzminister Hany Kadry Dimain die Regierung sei verschiedensten Finanzquellen gegenüber offen eingestellt, sowohl internationale Investoren wie auch Darlehen des Internationale Währungsfond kämen in Betracht. Ausschlaggebend sei, wie viel Geld benötigt würde

Ein Weg die Wirtschaft voranzubringen ist der Ausbau des Suezkanals, denn das bedeutet, dass größere Schiffe in weniger Wartezeit passieren können. Verträge mit sechs internationalen Unternehmen aus den Vereinigten Arabischen Emiraten, den Niederlanden, Belgien und den USA wurden bereits abgeschlossen. Das ambitionierte Projekt soll im August 2015 fertig gestellt werden.

Unterdessen wird Ägyptens Bonität von Moody’s als stabil beurteilt, aufgrund institutioneller Stabilität. Das Vertrauen der Investoren hat dazu geführt, dass der Cairo Stock Exchange in den letzten drei Monaten um 12% angestiegen ist.

Für einen weiteren Blick auf Ägyptens Aufschwung, sprach die euronews Reporterin Daleen Hassan mit Nour Eldeen Al-Hammoury, dem leitenden Marktexpete bei ADS Securities in Abu Dhabi.

Daleen Hassan, Euronews:
“Ägyptens Aktien standen kürzlich gut dar. Wie sieht es langfristig aus?”

Nour Eldeen Al-Hammoury :
“Obwohl es nach der Einführung des neuen Präsidenten viel Aufsehen um die ökonomische Situation gegeben hat, wird es langfristig auf die ökonomischen Prognosen für Ägypten ankommen. Es gab Entwicklungen und Projekte, kürzlich vor allem das Suezkanal Projekt.

Wir haben gesehen, wie der EGX 30 von 8500 in der letzten Woche auf 9400 Punkte gestiegen ist. Darauf wird man achten und momentan ist es ein Rekord. Wenn das so weitergeht, wird Ägypten langfristig attraktiver werden und mehr Projekte anziehen, auch wenn der Bankensektor und der Finanzmarkt sich stabilisieren.”

Daleen Hassan, Euronews:
Geld vom internationalen Anleihenmarkt für das Suezkanal Projekt – enorme Verpflichtungen für ein Land mit schwacher Wirtschaft und einem Haushaltsdefizit von 10% des Bruttoinlandsprodukts: Ist Ägypten diesen Herausforderungen gewachsen?”

Nour Eldeen Al-Hammoury :
“Es gab zu Beginn der Revolution Schwierigkeiten. Aber mittlerweile kann man von einer Erholung sprechen. Vor allem nachdem die Regierung einige Sparmaßnahmen getroffen hat. Auch wenn das Suezkanal Projekt riesig ist, die Börse reagiert signifikant, trotz der Schulden. Ägypten leiht sich schon seit langer Zeit Geld, das ist keine große Sache. Vergessen Sie nicht, dass aus der Golfregion schon immer viel Geld nach Ägypten und in die dortigen Projekte geflossen ist.

Langfristig werden die Schulden keinen Einfluss auf die Beurteilung Ägyptens haben. Kürzlich haben Ratingagenturen die Aussichten für Ägypten nicht mehr als negativ, sondern als stabil bewertet. Das schafft Vertrauen bei Investoren. Die langfristige Entwicklung ist also nicht beeinträchtigt. Es wird schrittweise expandiert werden, vielleicht mit einigen Rückschlägen, aber in begrenztem Rahmen.”

Daleen Hassan, Euronews:
“Vielen Dank Nour für diese Analysen.”

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