Was die ungebremste Ölförderung der OPEC bedeutet

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Die Preise für das Schwarze Gold glänzen weniger hell, nachdem die Produzenten angekündigt haben, die Fördermengen nicht zu bremsen, um einen Preisverfall umzukehren. Die Golf-Länder spielten bei der Entscheidung eine wichtige Rolle. Die Produzenten und Ölfirmen stehen weiteren Problemen gegenüber. Das schwächere Wirtschaftswachstum führt zu weniger Nachfrage, daneben steigt in den USA die Produktion von Schieferöl.

Die Entscheidung der OPEC, die Ölförderung nicht zu senken, läutet eine neue Ära ein. Trotz wirtschaftlicher Schwäche, speziell in Europa und China, haben die Ölminister der 12 OPEC-Länder beschlossen, weiterhin 30 Millionen Barrel am Tag hochzupumpen.

Wie erwartet, fielen die Ölpreise auf den niedrigsten Stand seit fünf Jahren. Es gab beim OPEC-Treffen eine klare Spaltung. Länder wie Venezuela, Libyen und der Iran, denen die niedrigen Preise besonders weh tun, waren für eine geringere Fördermenge, die Golfstaaten hingegen, etwa Saudi-Arabien, die Emirate und Kuwait, wollten keine Veränderung.

Saudi-Arabiens Ölminister Ali al-Naimi überzeugte die anderen, dass die OPEC Gefahr läuft, Marktanteile an Schieferölhersteller aus den USA zu verlieren. Er glaubt, der beste Weg, dagegen zu kämpfen, seien niedrige Preise, um die Gewinne der US-Produzenten zu schmälern. Die Produktion von Schieferöl ist teurer.

Reihaneh Mazaheri, euronews: “Es scheint, als wären die Mitglieder des Golf-Kooperations-Rats, allen voran Saudi-Arabien, bereit, einen drastischen Rückgang der Ölpreise zu akzeptieren, um verschiedene Ziele zu erreichen. Einige Beobachter sagen, diese Ziele bestünden unter anderem in hohen künftigen Rendite, wenn der Marktanteil steigt, aber es geht auch um bestimmte politische Ziele.”

Experte: Die Golfländer sind entspannt

euronews, Daleen Hassan
Über das Thema sprechen wir nun mit Nour Aldeen al-Hammoury, dem leitenden Marktstrategen bei ADS Securities. Nour, wie tief könnten die Preise für Rohöl noch sinken?

Nour Aldeen Al-Hammoury
Vergangene Woche lag West Texas Öl bei unter 65 Dollar, Brent unter 70 das Barrel. Für Rohöl sieht es kurz- und mittelfristig sehr negativ aus. Wenn die Produzenten nicht einschreiten und die Weltwirtschaft weiter nachlässt, werden die Preise in den kommenden Wochen vermutlich weiter sinken. 60 Dollar sind inzwischen beim WTI möglich, 65 bei Brent.

euronews
“Wie sehen die potentiellen Szenarien für den Ölmarkt jetzt aus?”

Nour Aldeen Al-Hammoury
Die Daten hängen von der weiteren wirtschaftlichen Schwäche in Asien ab, dazu kommt die Wirtschaftsschwäche in Europa. Durch all diese Faktoren bleiben die Preise wahrscheinlich weiterhin unter Druck.

euronews
Die Golfstaaten scheinen entspannt zu sein, trotz fallender Preise. Welche Pläne haben sie dafür, dass die Einnahmen wohl längere Zeit niedriger sein werden?

Nour Aldeen Al-Hammoury
Im Moment bestehen in der Golfregion ganz gute Reserven, daher sind sinkende Ölpreise kurzfristig gesehen kein großes Thema. Langfristig könnten die Regierungen gezwungen sein, die Ausgaben zu senken und Steuern zu erhöhen. Jetzt erhöhen sie die Exportpreise nach Asien, das ist eine andere kurzfristige Lösung inmitten der derzeitigen geopolitischen Spannungen in der Region.

euronews
Es gibt also auch politische Aspekte, welche genau?

Nour Aldeen Al-Hammoury
Man kann die Politik nicht von den Ölpreisen abkoppeln, es wird derzeit viel darüber gesprochen, dass die Welt über die Ölpreise Druck auf Russland ausübt. Sinkende Ölpreise könnten die Russen dazu zwingen, ihre Politik zu überdenken, zumindest, was die Krim und Ukraine angeht. Der derzeige Preisverfall könnte auf die Exporteure in Russland Auswirkungen haben. Der Hauptgrund hinter den sinkenden Preisen ist die langsamer werdende Weltwirtschaft, speziell in China, Japan und Europa.

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