Wirtschaftsrückblick 2014: Russland gegen die EU - Der neue kalte Wirtschaftskrieg

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Die neue Zeitrechnung für die russische Wirtschaft begann im März 2014 mit der triumphalen Annexion der Krim. Zum ersten Mal nach dem Niedergang der Sowjetunion verhängten die westlichen Länder Sanktionen gegen Russland . Zunächst galten sie nur für Personen, mit Beginn der Krise im Osten der Ukraine und nach dem Absturz der Boeing MH17 wurden sie schärfer. Die führenden russischen Staatsunternehmen und Banken wurden von den westlichen Kapitalmärkten abgeschnitten.

Die russische Wirtschaft war bereits vor der Krise langsamer gelaufen. Dieser Trend wurde durch den “Krim-Faktor” und externe Schocks multipliziert . Wie sagte noch Warren Buffett über wirtschaftliche Turbulenzen: “Wer nackt schwimmt, weiß man erst, wenn die Ebbe da ist”. Und Russlands Wirtschaft ist offenkundig “nackt” – wegen der Droge Öl- und Gasexportabhängigkeit. Öl – ist Russlands wichtigstes Exportgut. Der Preis verfiel 2014 um mehr als 40% – auf rund 65 $ pro Barrel – und der Rubel verlor die Hälfte seines Wertes gegen Dollar, allen Bemühungen der Zentralbank zum Trotz.

Millionen Menschen verloren ihre Rubelersparnissen ohne Vorwarnung. Der Konsum, Hauptwachstumstreiber der letzten zehn Jahre, wankt. Kapital flieht wegen der Sanktionen und verfallender Ölpreise aus dem Land, so der Finanzminister Ende November. Russlands Finanzminister Anton Siluanov: “Die EU und USA haben rund um uns Kapitalzufluss-Barrieren errichtet, das dürfte uns etwa 40 Milliarden Dollar pro Jahr kosten. Das ist eine riesige Zahl, ganz klar. Aber wenn wir das mit dem Kapitalabfluss davor vergleichen,das waren mindestens 100 Milliarden Dollar in diesem Jahr – und es könnten 130.Milliarden werden “

Im August “schlug das Imperium zurück” und verbot Lebensmittelimporte aus den USA und der EU. Russland lebt zu 30 bis 40 Prozent von importierten Lebensmitteln. Die Inflationsrate sprang in nur einem Monat auf zweistellige Werte, aufs Jahr gerechnet nähert sie sich 10 Prozent. Auch wenn die russischen Gegensanktionen Europa im Ganzen nicht so spürbar treffen wie vorhergesagt, leiden einige Länder und Branchen besonders. Bauern verschenkten aus Protest ihre Pfirsiche und Kartoffeln. Das Statistikamt der EU schätzt die Export-Verluste auf 12 Milliarden Euro. Allein Polen hat rund 1 Milliarde Euro verloren, Apfelbauern des Landes steckten den größten Schlag ein. Insgesamt exportierte die EU in den ersten 8 Monaten 2014 12 Prozent weniger als im Vorjahr.

Der Gas-Streit ist auch wieder da. Russland, der größte EU-Erdgaslieferant, nähert sich einem neuen Partner – China, und gibt demonstrativ ein Pipeline-Projekt auf, das Gas nach Ost- und Südosteuropa bringen sollte. Trotz des Konflikts sind EU und Russland wirtschaftlich immer noch eng verflochten. Aber die künftige Entwicklung der wirtschaftlichen Beziehungen ist eine Frage der Politik, meinen Experten. Etwa Peter Balazs von der Universität Budapest: “Wir sollten in der Region zwischen Russland und der EU zu einer neuen Ordnung finden, um Grenzlinien, all die Fragen von Souveränität, ethnischen Spannungen und so weiter abzuschließen. Auf dieser Grundlage könnten wir dann aufbauen.”

Die Bedingung des Westens: Moskau sollte die Politik in der Ukraine überdenken, um das Vertrauen mit der EU und den USA wieder herzustellen. Die Antwort war klar: “Die Sanktionen, sind nicht nur eine nervöse Reaktion der USA oder ihrer Verbündeten auf die Ereignisse in der Ukraine oder den sogenannten Krim-Frühling. Ich bin sicher, wenn nichts davon geschehen wäre, hätten sie einem anderen Grund gefunden, um Russlands wachsende Macht einzudämmen”, so Russlands Präsident Wladimir Putin. Wie es weitergeht für Russen und Europäer nach den Weihnachtsferien? Es sieht nach Kaltem Krieg aus in der Wirtschaft – wenn es hochkommt, nach einem Kalten Frieden.

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