Norwegische Zeitung "Aftenposten" wirft Facebook Zensur vor

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Die größte norwegische Zeitung “Aftenposten” wirft Facebook Zensur vor.

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Die größte norwegische Zeitung “Aftenposten” wirft Facebook Zensur vor. Der Grund: Das Netzwerk hat ein berühmtes Foto aus dem Vietnamkrieg von der Facebook-Seite der Zeitung gelöscht, auf dem ein nacktes Mädchen zu sehen ist, das nach einem Napalm-Angriff über die Straße läuft. Zur Begründung verwies Facebook auf das Verbot von Kinderpornografie.

Nun wandte sich “Aftenposten”-Chefredakteur Espen Egul Hansen mit einem offenen Brief an Facebook-Chef Mark Zuckerberg. Darin schrieb er: “Ich finde, dass Sie Ihre Macht missbrauchen und ich tue mich schwer damit zu glauben, dass Sie das gründlich durchdacht haben.”

Facebook sei das wichtigste Medium der Welt. Und dass genau dieses die Freiheit einschränke anstatt zu versuchen, sie auszuweiten, besorge ihn, so Hansen. Er sei “verärgert und enttäuscht.” Die Art und Weise, wie Facebook die Freiheit einschränke, geschieht laut dem Journalisten “gelegentlich auf eine autoritäre Weise.”

Auch der Chef des Deutschen Journalisten-Verbandes, Frank Überall, verurteilte das Vorgehen des Online-Netzwerks: “Welche Inhalte eine Zeitung veröffentlicht, muss die Entscheidung der Redaktion bleiben.”

http://www.aftenposten.no/meninger/kommentar/Dear-Mark-I-am-writing-this-to-inform-you-that-I-shall-not-comply-with-your-requirement-to-remove-this-picture-604156b.html

Facebook erklärte in einer Reaktion am Freitag, es sei schwierig, bei Fotografien mit nackten Kindern einen Unterschied zu machen und die Veröffentlichung in einem Fall zu erlauben und in einem anderen nicht. “Wir versuchen, die richtige Balance zu finden zwischen der Möglichkeit für Menschen, sich auszudrücken, und einer sicheren und respektvollen Umgebung für unsere globale Gemeinschaft. Unsere Lösungen werden nicht immer perfekt sein, aber wir werden versuchen, unsere Regeln und die Art, wie wir sie anwenden, zu verbessern.”

Die norwegische Ministerpräsidentin Erna Solberg veröffentlichte am Freitag das Vietnam-Bild aus Solidarität ebenfalls auf ihrer Facebookseite und kommentierte, das Unternehmen “ziehe die falschen Schlussfolgerungen, wenn es solche Fotos zensiert”. Kurz darauf war das Bild von Solbergs Facebookseite wieder verschwunden. Wer das Foto entfernt hat, war zunächst unklar.

Die Aufforderung an die Zeitung, das Bild zu entfernen, sei am Mittwochmorgen in einer E-Mail vom Hamburger Facebook-Büro gekommen, erklärte der “Aftenposten”-Chefredakteur. “«Weniger als 24 Stunden, nachdem die E-Mail abgeschickt worden war, und bevor ich Zeit hatte, zu antworten, sind Sie selbst eingeschritten und haben den Artikel und das Bild von der Facebookseite von “Aftenposten” entfernt”, schrieb Egil Hansen.

In dem Artikel auf der Facebook-Seite hatte die Zeitung über den norwegischen Autor Tom Egeland berichtet, den das soziale Netzwerk vor einigen Wochen blockiert hatte, nachdem er sieben berühmte Kriegsfotos auf seiner Facebook-Seite gepostet hatte, darunter auch das mit dem nackten Mädchen.

Der deutsche Justizminister Heiko Maas hat das Löschen des Fotos durch Facebook kritisiert. “Strafbare Inhalte sollten aus dem Netz verschwinden, nicht Fotos, die die ganze Welt bewegen”, sagte der SPD-Politiker der “Bild”-Zeitung. “Wenn solche Fotos gelöscht werden, trifft es genau die Falschen.”

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