Ölförder-Deal: "Das ist das Ende des 'Förderkriegs' und die OPEC erklärt sich zum Sieger"

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Von Euronews
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Unter dem Druck des Ölpreisverfalls haben sich die OPEC-Staaten zum ersten Mal seit acht Jahren auf geringere Fördermengen geeinigt.

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Unter dem Druck des Ölpreisverfalls haben sich die OPEC-Staaten zum ersten Mal seit acht Jahren auf geringere Fördermengen geeinigt.

Die Wende nach zweieinhalb Jahren Verhandlungen geht offenbar auf eine Annäherung des Iran und seines Erzrivalen Saudi-Arabien zurück. Die Organisation Erdöl exportierender Länder (OPEC) kürzt die Produktion zwar nur mäßig, doch für die Märkte kam die Einigung überraschend. Die Ölpreise schossen in die Höhe.

Und es funktioniert doch: Nach Einigung der #OPEC ➡️ #Ölpreis steigt deutlich. https://t.co/mMWl6ozxBdpic.twitter.com/Lp9tqXIwdy

— DW | Wirtschaft (@dw_wirtschaft) 29. September 2016

Energieminister Mohammed bin Saleh Al-Sada, Katar:

“Wir mussten den Prozess in Richtung eines neuen Gleichgewichts beschleunigen, indem wir die Last der Produktionanpassung innerhalb der OPEC Länder aufgeteilt haben – und auch auf die bedeutenden Nicht-OPEC-Länder, die ihre Kooperations-Bereitschaft signalisiert haben.”

Bei einer informellen Begegnung in Algier kamen die OPEC-Länder mehreren Ministern zufolge überein, ihre Produktion von bisher 33,24 Millionen Barrel pro Tag um bis zu 2 Prozent zu senken. Damit werden faktisch die Höchstgrenzen wieder eingeführt, die die OPEC vor einem Jahr aufgehoben hatte. Die genauen Fördermengen sollen beim nächsten offiziellen Opec-Treffen im November bestimmt werden, sagten die Minister.

Die Regierung in Riad hatte sich bisher zudem gegen Ausnahmen für den Iran gesperrt, mit denen das Land sein Ölgeschäft nach Aufhebung der Atom-Sanktionen wieder in Gang bringen will. Schließlich signalisierte der führende Opec-Staat Saudi-Arabien aber doch, dem Iran die Produktion “sinnvoller Höchstmengen” zuzugestehen. Saudi-Arabien und der Iran ringen als Regionalmächte politisch um die Vorherrschaft am Golf.

Oil extends gains as OPEC members agree to reduce production for the first time in 8 yearshttps://t.co/x24HwUlfUrpic.twitter.com/cVctFESuXM

— Bloomberg (@business) 29. September 2016

Richard Hunter, Wilson King Investment Management: “Eine gewisse Skepsis bleibt, ob diese Kürzungen tatsächlich umgesetzt werden – vor dem Hintergrund der Erfahrungen in der Vergangenheit. Ganz abgesehen davon, ob die Nicht-OPEC-Länder tatsächlich mitziehen, allen voran Russland.”

Mit dem vor gut zwei Jahren willentlich angezettelten Preisverfall sollten neue Konkurrenten – wie die Schiefergas-Industrie in den USA – wieder aus dem Markt gedrängt werden. Doch zuletzt schlug der Ölpreisverfall auch im reichen Saudi-Arabien auf die Wirtschaft durch.

Saudi-Arabien ist mit einer Förderung von mehr als 10,7 Millionen Barrel pro Tag mit Abstand der größte Produzent in dem Kartell und liegt damit etwa auf dem Niveau der Nicht-Opec-Staaten Russland und USA. Alle drei stehen zusammen etwa hinter einem Drittel der weltweiten Ölproduktion.

Unter den Aktien der Öl- und Gaskonzerne löste die Einigung der Opec-Länder eine Rally aus. Die britische Tullow Oil, die italienischen Firmen Saipem und Eni sowie Statoil, Royal Dutch Shell und Total gewannen bis zu 8,5 Prozent. Der Chemie- und Pharmariese BASF, der als Mutter des Öl- und Gasförderers Wintershall als einer von wenigen deutschen Konzerne von höheren Ölpreisen profitiert, gehörte mit einem Plus von 3,7 Prozent zu den Top-Gewinnern im Dax.

Brent-Rohöl stieg von 46,55 am Vortag auf über 49 Dollar je Barrel.

Das Kartell habe mit der Übereinkunft bewiesen, dass es auch im Zeitalter von Schiefergas noch Bedeutung habe, sagte Analyst Phil Flynn vom Handelshaus Price Futures Group, Chicago. “Das ist das Ende des ‘Förderkriegs’ und die Opec erklärt sich zum Sieger.”

Jeff Quigley von der Beraterfirma Stratas Advisors, Houston, mahnte dagegen zu Vorsicht. Er wolle erst von den Iranern selbst hören, dass sie tatsächlich auf eine Rückkehr zum Förderniveau aus Zeiten vor den Sanktionen verzichten könnten. Und Saudi-Arabien habe mit dem Deal eine klare Kehrtwende vollzogen. Insgesamt sei noch nicht klar, welches Land künftig wie viel produzieren werde.

su mit Reuters

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